Formel 1: News | 12.06.2003
Weihnachten im Juni...
Juan Pablo Montoya und NASCAR-Star Jeff Gordon tauschten auf dem Indianapolis-Speedway ihre Arbeitsgeräte und zeigten sich beeindruckt.
Juan Pablo Montoya und Jeff Gordon sind öffentlich fremdgegangen. Am gestrigen Mittwoch, den 11. Juni 2003, haben auf dem Indianapolis Motor Speedway erstmals in der Geschichte des Motorsports zwei derart hochkarätige Piloten ihre Rennwagen getauscht: Montoya, der vor zehn Tagen mit dem BMW WilliamsF1 Teams den Monaco Grand Prix gewann, und der viermalige NASCAR-Champion Jeff Gordon aus den USA.
Montoya und Gordon fuhren sechs beziehungsweise sieben fliegende Runden - plus Einführungs- und Auslaufrunden - allein auf dem 4,192 Kilometer langen amerikanischen Grand-Prix-Kurs, der teilweise aus dem legendären Oval und teilweise aus einem kurvigen Streckenabschnitt im Innenraum besteht. Zum Finale gingen sie noch einmal Seite an Seite auf die Strecke. Für beide war es die erste Erfahrung mit einem NASCAR bzw. einem Formel-1-Fahrzeug, und beide glänzten mit guten Rundenzeiten.
Montoya (27) rückte bei mildem Sommerwetter als Erster mit dem rund 800 PS starken und 1600 Kilogramm schweren Chevrolet von Gordon (31) aus. Der Kolumbianer war begeistert: „Das hat unglaublich viel Spaß gemacht, ich habe das wahnsinnig genossen. Das NASCAR liegt längst nicht so stabil wie der F1, es will dauernd ausbrechen, aber es reagiert auch sehr gut auf jede Lenkbewegung. Einmal habe ich das Gewicht beim Anbremsen unterschätzt. Ich sah die Kurve und dachte: Das muss doch reichen. Hat es aber nicht, ich habe einen Reifen eckig gebremst. Die Durchzugskraft des Motors hat mich sehr beeindruckt. Allerdings: Im oberen Bereich, Jeff kann das jetzt bestätigen, kommt nichts an den BMW F1-Motor heran.“
Der amerikanische Publikumsliebling Gordon war nach seinen Runden mit dem nur 600 Kilogramm leichten, aber mit einem bis zu 900 PS starken BMW Motor ausgestatteten FW24, dem Vorjahreswagen des BMW WilliamsF1 Teams, völlig aus dem Häuschen: „Ich kann meine Gefühle gar nicht Worte fassen. Es wirkte so irreal, wie Fahren auf einer Carrera-Bahn. Die Kurven fliegen auf einen zu, und das Auto bremst so sensationell, lenkt so präzise ein und ist auch gleich wieder voll da, wenn man am Kurvenausgang auf das Gaspedal steigt. Bei Vollgas auf der Geraden wurde ich unvorstellbar in den Sitz gepresst, und meine Nackenmuskulatur ist nach den paar Runden schon völlig übersäuert.“
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen hatte seine Anreise zum Großen Preis von Kanada ebenfalls unterbrochen, um dem Autotausch beizuwohnen. „Das war eine phantastische Veranstaltung – für die beiden Teams genauso wie für die Fans. Und, wenn man den Fahrern ins Gesicht schaut, dann haben die beiden sich gefühlt wie sonst nur an Weihnachten. Es war toll, den beiden Profis dabei zuzusehen, wie sie sich mit dem Arbeitsgerät des anderen zurechtfinden. Beide sind mit großer Neugier und Umsicht an die Sache herangegangenen. Ich denke, es war eine hervorragende Idee, die Formel 1 und die populärste US-Rennserie einmal zusammen zu bringen. Außerdem war es eine gute Promotion für das F1-Rennen Ende September im wichtigsten Auslandsmarkt von BMW.“
Der größte Teil des BMW WilliamsF1 Teams verfolgte den Autotausch live auf dem TV-Monitor in der Box in Montreal bei den Vorbereitungen für den GP Kanada...