MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

„Der MP4-19 ist die ausgebesserte Version des 18“

Mit dem MP4-18 hat sich Designer Adrian Newey weit aus dem Fenster gelehnt. Doch der Wagen war gebrechlich, Newey musste „nachsitzen“. Das Ergebnis: Der MP4-19.

Michael Noir Trawniczek

McLaren-Chefdesigner Adrian Newey hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Sein revolutionäres Konzept in Form des McLaren-Mercedes MP4-18 funktionierte nicht so, wie sich das der Brite vorgestellt hatte. Newey hatte bei der Entwicklung des 18 mit einem leeren Blatt Papier begonnen, seine Vision war eine völlig neue Generation von Formel 1-Autos. McLaren gab ihm quasi Narrenfreiheit – man wollte mit dem zuverlässigen MP4-17D die Saison beginnen und im Verlaufe der Saison den 18 zum Einsatz bringen. Doch daraus wurde nichts, der MP4-18 erwies sich zwar als schnell, aber unzuverlässig. Er wurde zum Phantomboliden, er konnte nicht eingesetzt werden...

Adrian Newey erklärt den Kollegen von BBC, was ihm beim Entwurf des 18 vorschwebte: „Das 18-Konzept bestand darin, einen Wagen ins Rennen zu schicken, der signifikant leichter war, mit einem niedrigeren Schwerpunkt und einem frischen Gedankenzugang, was Mechanik und Aerodynamik betrifft. Wir spürten, dass der MP4-17 als Konzept das Ende einer Serie darstellte und wir ein völlig neues Konzept einbringen müssen. Wir fühlten auch, dass der 18 ein gewaltiger Schritt vorwärts ist. Wenn wir es geschafft hätten, dass der Wagen auch zuverlässig ist, hätten wir womöglich die WM gewinnen können.“

Für Newey war die Erfahrung lehrreich. Der Mann genießt den Ruf, einer des besten und genialsten Designer der Neuzeit zu sein. Und wenn Newey ein neues Konzept entwickelt, entsteht ein Raunen in den Denkfabriken der Konkurrenz. Man hat nicht vergessen, dass Newey’s Konzepte bereits mehrmals eingeschlagen haben. 1991 mit dem Williams FW14, 1998 mit dem McLaren-Mercedes MP4-13. Dementsprechend hellhörig war die Konkurrenz beim MP4-18, der Wagen war noch lange bevor er das Licht der Öffentlichkeit erblickte eine Legende. Doch bei den Tests erwies sich der Wagen zwar als schnell, aber aufgrund der teilweise extrem unterdimensionierten Teile auch als höchst defektanfällig. Zudem gab es Probleme mit den vorgeschriebenen Crashtests. Die Folge: Das Genie Adrian Newey musste nachsitzen, sein Konzept überarbeiten, den Wagen stabiler machen – herausgekommen ist der MP4-19.

De La Rosa: "Der 19 reagiert sensibel auf Veränderungen"

Mit dem 19 fuhr Testpilot Pedro de la Rosa bei den Wintertests in Jerez einen Rundenrekord – und: Der Wagen hielt. Äußerlich gleicht der 19 dem 18, die Änderungen findet man unter der Karosserie. Zudem wurden Heck und Aufhängungen überarbeitet.

Newey sagt: „Es ist nur fair, wenn ich sage, dass wir einfach die Probleme unterschätzt haben, welche sich ergeben, wenn man ein neues Auto in der Mitte der Saison zum Einsatz bringen möchte.“ Zum MP4-19 sagt Newey: „Um die Wahrheit zu sagen: Der 19 ist eine ausgebesserte Version des 18, wirklich. Er trägt einige Weiterentwicklungen, aber er basiert natürlich sehr stark auf dem MP4-18.“

Pedro de la Rosa war vom 19 von Beginn an begeistert, gegenüber BBC erklärt er: „Der Wagen ist schnell. Ich habe von Anfang an realisiert, dass der 19 schneller ist als der alte Wagen.“ Die Rekordrunde tut natürlich gut, aber der Spanier sagt auch: „Was für McLaren zählt, ist nicht der Vergleich mit den anderen Autos, sondern um wie viel schneller der MP4-19 im Vergleich zum MP4-17D ist.“ Ein wesentlicher Faktor ist auch die Abstimmungsarbeit – ein gutes Auto reagiert berechenbar und im Sinne der Logik auf Veränderungen im Set Up: „Der 19 ist so leicht zu fahren. Und er reagiert sensibel auf Veränderungen. Wenn es ein Problem gibt, änderst du etwas und der Wagen verhält sich besser. Schon am ersten Tag habe ich den Rundenrekord gebrochen. Das Team wollte, dass ich es langsamer angehen sollte. Doch ich antwortete ihnen: ‚I’m not pushing!’.“

Newey: "Wir hoffen, den Titel zu holen, aber man weiß ja nie..."

Auch Adrian Newey zieht seine Schlüsse lieber aus dem Vergleich mit dem MP4-17D: „Verglichen mit dem 17D konnten wir definitiv einen Schritt vorwärts machen, wie groß dieser Schritt ist, kann man aber nur schwer sagen. David Coulthard und Pedro de la Rosa mögen das Auto. Aber es ist das übliche Problem: Es ist schwierig, die Rundenzeiten einzuschätzen, denn um diese Jahreszeit sind die Konditionen auch geeignet für schnelle Zeiten.“ Der Vergleich mit der Konkurrenz ist zudem zu diesem Zeitpunkt de facto unmöglich, da die Konkurrenz ja noch mit den alten Autos respektive mit modifizierten Vorgängern unterwegs war.

Für Testpilot De la Rosa ist der frühe Testbeginn mit dem 19 ein Segen für das Team: „Dass wir die ersten waren, die den neuen Wagen auf der Strecke hatten, ist ein großer Vorteil. Und Zuverlässigkeit ist gerade jetzt, auch in Bezug auf die neue Motorenregel, irrsinnig wichtig in der Formel 1.“ Adrian Newey hat nun genügend Zeit, seinem Baby die nötige Standfestigkeit einzuhauchen: „Wir hoffen, dass der frühe Testbeginn uns dabei helfen wird. Aber der Standard an Zuverlässigkeit war vor allem bei den Topteams letztes Jahr überragend. Ferrari und Williams hatten neue Autos und ihre Standfestigkeit war auf einem hohen Level angesiedelt. Wir müssen da natürlich mithalten. Die Standfestigkeit ist derart wichtig geworden, vor allem auch durch das neue Punktesystem.“

Nach seinem Patzer beim MP4-18 könnte Newey also mit dem MP4-19 im nächsten Jahr wieder dort anschließen, wo er am Ende des letzten Jahrhunderts aufgehört hatte: Einen Weltmeisterwagen kreiert zu haben. Obwohl Mercedes-Rennleiter Norbert Haug von einer Favoritenrolle zunächst lieber Abstand nehmen möchte, sagt Newey: „Wir hoffen, den Titel holen zu können, aber man weiß ja nie. Es gilt noch ein paar Dinge ins Reine zu bekommen, was das Handling des Fahrzeugs betrifft. Und auch bei der Zuverlässigkeit kann man noch weitere Fortschritte erzielen. Letztes Jahr waren wir generell betrachtet um einen Tick hinter der Pace von Michael Schumacher’s Ferrari und Juan Pablo Montoya’s Williams. Wir müssen aufholen. Und zwar unabhängig davon, welche Fortschritte Ferrari und Williams mit ihren neuen Autos erzielen werden.“

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

"Unprofessionell und respektlos"

Verstappen ein schlechter Verlierer?

Johnny Herbert legt mal wieder gegen Max Verstappen nach: Welches Verhalten er kritisiert und warum dessen Strafe nicht ungerecht, sondern sogar noch zu milde war

Gewinne Tickets für die Rennwoche am Nürburgring

Kartenverlosung: 24h Nürburgring 2025

Mit Motorline mittendrin in der Startaufstellung auf der Start-/Ziel-Geraden vor dem Rennen: Wir verlosen Top-Tickets samt Fahrerlager-Zugang für die Rennwoche des Vollgas-Spektakels im Juni 2025

Rallycross: Wachauring

Spannung vor dem Saisonstart

Mit Spannung wird das erste Rennen der österreichischen Staatsmeisterschaft am 26. und 27. April am Wachauring in Melk erwartet. Mit den Piloten der FIA Zentraleuropa-Meisterschaft stehen europäische Toppiloten in der Wachau an der Startline.

Lando Norris spricht über sein fehlendes Selbstvertrauen, das ihn trotz WM-Führung plagt - Er weiß, dass er sich die guten Seiten stärker bewusst machen muss

Die Formel-1-Kommission hat erneut über Änderungen am Motorenreglement 2026 diskutiert - Welche Entscheidungen am Donnerstag außerdem getroffen wurden

KTM-Motorsportchef Pit Beirer

"Sind gut auf die Zukunft von KTM vorbereitet"

Motorsportchef Pit Beirer betont, dass es keine Krise bei KTM gibt - Realistisch gesehen gilt es, das MotoGP-Projekt rund um Platz fünf zu stabilisieren