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Ganz und gar nicht abgehoben

Fernando Alonso war der Shooting-Star der Formel 1 Saison 2003, trotz seiner tollen Erfolge blieb der spanische Renault-Pilot aber auf dem Boden.

Er soll das Salz in der Formel 1-Suppe 2004 sein: Fernando Alonso. Dabei mag der junge Spanier an sich gar kein Salz. „Ich koche immer ohne Salz, ich mag kein Salz“, sagt er. Jedenfalls beim Essen. Denn der Konkurrenz möchte der Mann aus der spanischen Universitätsstadt Oviedo durchaus die Suppe versalzen.

Seine eigene kleine Welt beruht dabei auf vier Grundfesten: „Meine Oma, spanischer Schinken, Rennen fahren und Real Madrid – das sind die Eckpunkte meines Lebens.“

Die zweite komplette Grand Prix Saison des sympathischen Spaniers kann unterdessen ebenfalls auf vier wichtige Eckpfeiler festgelegt werden: Die erste Pole Position beim Großen Preis von Malaysia 2003, welche Alonso zum jüngsten Pole-Mann aller Zeiten machte, den heftigen Unfall in Interlagos, welchen Fernando glücklicherweise ohne größere Verletzungen überstand, seinen zweiten Platz beim Heimrennen in Barcelona, welcher den Anfang der großen Alonso-Mania in Spanien darstellte, sowie natürlich den ersten Grand Prix Sieg beim Großen Preis von Ungarn, wodurch Alonso zum jüngsten GP-Sieger der F1-Geschichte wurde.

Und dieser „mit Abstand beste Tag“ seines noch jungen Lebens sorgte dafür, dass Fernando Alonso höchstpersönlich einen seiner vier Lebens-Eckpunkte verdrängte – zumindest in der spanischen Presse und den Herzen der Fans: „Der spanische Sport ist nicht länger nur Fußball“, schrieb El Mundo nach Fernandos Triumphfahrt auf dem Hungaroring. „Von jetzt an werden Kinder davon träumen, diesen jungen, freundlichen und disziplinierten Mann zu kopieren, der nicht raucht, nicht trinkt, Arroganz hasst und im Privatleben einen Renault Clio fährt.“

Selbst hat der Clio-Fahrer jedoch „nie“ davon geträumt es bis in die Königsklasse des Motorsports zu schaffen. „Ich war doch nicht so verblendet zu glauben, dass ich es bis in die Formel 1 schaffe“, zeigt Fernando auch heute noch keinen Anflug von Größenwahn, wie ihn vielleicht so manch anderer Jungspund erlitten hätte, wenn er innerhalb weniger Jahre aus dem Kartsport zum „künftigen Weltmeisteraspiranten“ gereift wäre.

Der junge Spanier ist trotz seiner Erfolge auf dem Boden geblieben

Doch Alonso ist auf dem Boden geblieben. Auch wenn er bereits in seinem zweiten Jahr als F1-Stammfahrer einen Grand Prix Sieg eingefahren hat. Als ein erreichtes „Ziel“ möchte er dies jedoch noch nicht abhaken. „Das Ergebnis stellte mit Sicherheit einen Meilenstein in meiner Karriere dar“, so Fernando über seinen Erfolg in Ungarn. „Der erste Sieg bedeutet für jeden Formel 1-Fahrer etwas Besonderes. Mein eigentliches Ziel ist es aber, eines Tages Weltmeister zu werden.“

Seinen ersten Grand Prix sah der 22-jährige allerdings erst im Jahr 2000 im Fernsehen: „In Spanien ist die Formel 1 nicht sehr populär“, verriet er uns vor der Saison 2003 und dem großen Aufschwung durch seine Erfolge. „Ich schaue die Formel 1 nicht im Fernsehen, solange ich nicht fahre finde ich es langweilig.“

Mit dieser Meinung dürfte der Spanier gerade heutzutage nicht alleine dastehen. Aber ausgerechnet im Jahr 2002, als Ferrari die F1Welt dominierte, musste sich Alonso alle Rennen im Fernsehen ansehen, da er nach seinem Debütjahr bei Minardi eine einjährige Auszeit als Renault-Testfahrer nahm, um dann 2003 als Teamkollege von Jarno Trulli in die Königsklasse zurückzukehren.

Seine Zeit als dritter Mann bei den Gelb-Blauen war für ihn dabei natürlich nicht einfach, schließlich möchte jeder Rennfahrer auch seiner Arbeitsbezeichnung gerecht werden und tatsächlich Rennen fahren. „Es ist für keinen Rennfahrer leicht die Rennen im Fernsehen zu schauen, es ist ein wenig frustrierend, doch am Ende war es ein positives Jahr für mich, weil ich sehr viel vom Team gelernt habe.“

Doch egal wie viel Fernando Alonso bislang in seiner Motorsportkarriere schon erreicht und gelernt hat, die Bescheidenheit des jungen Spaniers kommt immer wieder zum Vorschein. Beispielsweise wenn er über seine Berufsauffassung spricht:

„Es ist ein Job aber es ist auch Leidenschaft, denn man genießt es einen Wagen schnell zu fahren, doch ich fühle mich nicht als Superstar weil ich Formel 1 fahre, ich bin eine normale Person“, möchte der Renault-Pilot keinerlei Starrummel um seine Person haben. „Jemand der im Restaurant arbeitet muss einen sauberen Job machen und ich muss ein Auto schnell bewegen.“

Nach seinem ersten GP-Sieg hob ihn die spanische Presse in den F1-Olymp

Und dies kann der Mann mit der Startnummer acht besser als die meisten anderen in der weiten F1Welt. Nur zugeben würde er dies sicherlich nicht. Den Blick für die reale Welt abseits des künstlichen F1-Paddock hat er aber dennoch bewahrt: „Ich glaube nicht, dass wir die besten Fahrer unserer Generation sind“, urteilt Fernando über das aktuelle Fahrerfeld der Saison 2004.

„Die besten Fahrer unserer Generation sind nicht in der Formel 1. Ich dachte, dass ich mein ganzes Leben Kart fahren würde, hatte dann aber das Glück, 1999 einen Sponsor für die Formel Nissan zu finden. Ich schaffte also den Aufstieg von den Karts in die Monoposto. Ich realisiere nun, dass ich viel Glück gehabt habe und noch immer Glück habe.“

Dieses Glück haben jedoch nur wenige der vielen jungen Talente. So gibt Alonso zu bedenken, dass er in seiner Kartzeit sicherlich gegen 15 bis 20 Fahrer angetreten sei, welche „besser als die aktuellen F1-Piloten“ waren. Diese seien jedoch im Gegensatz zu ihm oder den 19 anderen F1-Piloten nicht in der Königsklasse des Motorsports gelandet. „Sie sind nicht in der Formel 1, weil sie kein Glück hatten.“

Aber auch wenn man heute sehr viel Glück braucht um es bis in die Formel 1 zu schaffen und Fernando Alonso zusätzlich auch noch das Glück hatte, ein Jahr lang bei Renault als Testfahrer die Arbeitsweise eines Top-Teams zu erlernen, erinnert er trotzdem daran, dass ihn vor allem seine Kartzeit „geprägt“ habe.

„Da ging es hoch und runter“, entsinnt sich Fernando jener noch nicht allzu lange zurückliegenden Tage. „Manchmal lief es perfekt, ich hatte Siegsträhnen und hielt mich aus allen Schwierigkeiten raus. Dann wieder lief mir das Pech hinterher, ich hatte verpatzte Boxenstopps, Unfälle – und war doch derselbe Rennfahrer mit denselben Fähigkeiten.“

Und diese Fähigkeiten sind keinesfalls von schlechten Eltern. Er ist vielleicht sogar zu gut, da er gerne die Fehler oder Handlingprobleme des Autos mit einer unterbewussten Änderung seines Fahrstils kaschiert.

„Ich habe schon immer gesagt, dass ich mir selbst keine Fragen stelle wenn ich fahre. Für mich ist es vollkommen natürlich ein F1-Auto zu fahren“, so das spanische Naturtalent. „Manchmal kompensiere ich ein Problem am Auto damit, dass ich meine Fahrweise anpasse. Vielleicht muss ich lernen wie man noch mehr darauf eingeht was der Wagen macht.“

Alonso & Trulli: Ein perfektes Fahrergespann

Eine große Hilfe ist ihm dabei seine „vergrößerte Familie“ von Renault, in welcher nicht nur sein Manager Flavio Briatore das Zepter schwingt, sondern in welcher auch sein italienischer Teamkollege Jarno Trulli für Alonso zu einem echten Freund geworden ist. „Fernando und ich sind auf der gleichen Wellenlänge. Wir verbergen nichts und arbeiten nicht gegeneinander“, sagt Trulli über die Freundschaft zu seinem kongenialen Teampartner Alonso.

Dieser versucht sich die perfekte Chemie zwischen den beiden damit zu erklären, dass beide als Südländer eine ähnliche „Lebenseinstellung“ besitzen. „Wir kommen blendend miteinander aus. Jarno ist ein netter Kerl, er spielt keine Spielchen und ist voll auf’s Rennfahren konzentriert.“ Und er ist auch „abseits der Formel 1 ein normaler Mensch“, wie Fernando betont. Eine nicht alltägliche Sache in der F1Welt, denn in der Formel 1 ist „es schwer einen „normalen“ Typen zu finden.“

Doch Jarno Trulli ist ein ganz „normaler Kerl“ – noch dazu einer, dem Fernando „viel schuldet“, da er „viel von ihm gelernt“ hat und der Italiener ihm „jede Frage völlig offen“ beantwortet.

Die Frage ob oder wann Fernando Alonso tatsächlich seinem Ruf als zukünftiger Formel 1 Weltmeister gerecht wird, kann natürlich auch Jarno Trulli nicht beantworten. Doch obwohl Fernando kein Salz mag, steht eines bereits jetzt fest – spätestens seit seinem dritten Rang beim Saisonauftaktrennen in Melbourne hat Alonso Champagner geleckt: „Ich werde mein Bestes geben - der Champagner auf dem Siegerpodest schmeckt fantastisch...“

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