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Fragen über Fragen

Wer hat die besten Reifen? Wer hat sich am Besten auf die neue Saison vorbereitet? Wer hat die wenigsten Probleme? Und wer ist schlichtweg am schnellsten?

Viele Fragen, die momentan durch die Formel 1-Szene geistern und deren Antworten selbst nach Monaten der Wintertestfahrten und abertausenden Testkilometern alles andere als zufrieden stellend ausfallen.

Scuderia Ferrari:

Während sich bei der Scuderia nach der Präsentation des neuen F2004 hauptsächlich eine Frage – nämlich jene nach den Unterschieden zum Vorgängermodell – aufdrängte, steht bei den Roten mittlerweile nicht einmal mehr die große Reifenfrage – Bridgestone oder Michelin – im Vordergrund.

Das größte Fragezeichen schwebt über der Test-Taktik der Italiener: Hat Ferrari etwas zu verstecken oder wiegt man die Konkurrenz in falscher Sicherheit?

Für Weltmeister Michael Schumacher zählt die Frage des Versteckens nicht: „Wir verstecken uns absolut nicht vor der Konkurrenz“, widersprach der Kerpener den Vorwürfen. „Im Gegenteil: McLaren und BMW-Williams können gerne hier in Italien vorbeikommen und mit uns testen.“

Mercedes-Sportchef Norbert Haug hält dies jedoch nur für „Geplänkel“: „Ich möchte sehen, was passiert, wenn wir dort mit dem Lkw vorfahren würden. Wir bleiben bei unserem Plan, messen uns weiter mit den Rivalen. Ferrari geht den anderen Weg.“

BMW-Williams:

Die Weiß-Blauen aus München und Grove gehen ebenfalls einen anderen Weg – und zwar nicht nur beim Testen. Denn während man die Unterschiede zwischen dem F2003-GA und dem F2004 beim Ferrari-Launch in Maranello noch mit der Lupe suchen musste, sprang dem erstaunten Betrachter bei der Präsentation des neuen FW26 am 5. Jänner in Valencia gleich zuallererst die neue Frontpartie ins Auge.

Noch viel wichtiger als die Supernase sind aber jene Zeiten, welche die weiß-blaue Nase benötigt um einen Grand Prix Kurs zu umrunden. Hierbei zeigten sich die Weiß-Blauen einmal mit Rekordrunden, dann wieder mit leichten Problemen, aber insgesamt meistens im vorderen Bereich der Testzeitenliste.

McLaren Mercedes:

Als erstes Team überhaupt schickte McLaren Mercedes seinen neuen MP4-19 auf die Kilometer-Jagd. Entsprechend klar ist die Frage: Welchen Vorteil können die Silbernen aus dem frühen Debüt ziehen? Doch bleibt nach dem Debakel des Vorjahres natürlich auch die Frage: Wird der MP4-19 seinen Vorgänger vergessen machen können?

Während der Tests gab es hierbei widersprüchliche Antworten: Denn nachdem sich der neue Silberpfeil bei Einzeltests der Silbernen in Valencia in Hochform zeigte, stürzten die Mannen aus Woking bei den folgenden Testfahrten mit der Konkurrenz in ein Zuverlässigkeits- sowie Performance-Loch. Die Probleme scheinen mittlerweile zwar behoben, doch bleibt die Frage: Bluffen die Silbernen oder haben sie doch mehr Probleme als sie zugeben möchten?

Renault:

Bei den Franzosen von Renault sehen viele Experten vor allem ein riesiges Fragezeichen – und dieses schwebt erneut, wie schon im Vorjahr, über dem Motor. Diesmal allerdings nicht mehr aufgrund des weiten Zylinderöffnungswinkels von angeblichen 108 Grad, sondern weil man nun den umgekehrten Weg geht und mit einem, in Rekordzeit entworfenen, konventionellen Triebwerk an den Start geht. Doch ist dieses zuverlässig genug für die neue Ein-Motorenregel und entfaltet es zudem auch noch genügend Kraft?

Renault-Boss Flavio Briatore gibt auf jeden Fall zu, dass es zu Saisonbeginn möglicherweise einige Probleme geben könnte – aber natürlich nichts, was man nicht lösen könnte: „Die ersten drei Rennen könnten aus Zuverlässigkeitssicht schwierig werden, aber in der zweiten Hälfte der Meisterschaft wird der Motor noch stärker sein.“ Und dann könnten die von Ralf Schumacher und Rubens Barrichello als „konstant schnell“ gelobten Franzosen noch besser sein, als dies bislang bei den – möglicherweise wenig aussagekräftigen – Testfahrten waren.

British American Racing:

BAR konnte sich mit seinen Rekordrunden in Barcelona in den Mittelpunkt der Spekulationen setzen und damit die große Frage aufwerfen: Sind sie tatsächlich so schnell, haben die Mannen aus Brackley tatsächlich einen so großen Sprung nach vorne gemacht oder spielen sie einfach nur mit weichen Reifen, wenig Sprit und Qualifying-Abstimmung?

Teamchef David Richards sieht sein Team auf jeden Fall stark verbessert und auch der neue Teamleader Jenson Button sagt, dass man „einen größeren Schritt als erwartet“ geschafft habe – oder, dass „der Konkurrenz kein so großer Schritt“ gelungen sei. Die Wahrheit wird wohl erst in Melbourne ans australische Tageslicht kommen...

Sauber Petronas:

In der Schweiz sind alle Augen auf das neue Prunkobjekt des Teams gerichtet. Und damit ist nicht der neue C23, sondern der neue Windkanal gemeint. Entsprechend ist die große Frage beim Team aus Hinwil: Ab wann kann der neue Windkanal effizient genutzt werden um neue Teile zu entwickeln? Und ab wann kann der C23 von diesen Teilen profitieren?

Auf der Teststrecke mussten die Schweizer zwar einige technische Defekte und Rückschläge hinnehmen, doch nahmen sie danach von ihrem normalen Ein-Auto-Testprogramm Abstand und zeigten zumindest zwischenzeitlich schnelle und zuverlässige Leistungen.

Jaguar:

Auch bei den Grünen gibt es einige offene Fragen: Wie wird sich der junge Christian Klien in seiner Debütsaison schlagen? Wird er mit dem Druck und den Problemen des zweiten Jaguar-Cockpits klar kommen? Und vor allem: Wird er genügend Zeit von der Chefetage bekommen um sich einzuleben?

Auf der technischen Seite prangen bereits seit der Präsentation des neuen R5 einige Fragezeichen über der Zuverlässigkeit sowie der Performance des Boliden.

Die Jaguar-Bosse sowie Mark Webber versuchten diese Gerüchte zuletzt zwar zu beschwichtigen, doch waren Webber und Klien bei den Testfahrten meistens im hinteren Drittel anzutreffen, bis sie in der vergangenen Woche erstmals überraschend im oberen Drittel der Zeitenlisten auftauchten. Aber wer weiß, vielleicht ist Jaguar ja auch das einzige Team, welches „seriös“ testet?

Toyota:

Sehr unauffällig testeten die Japaner aus Köln-Marsdorf in diesem Winter. So spulten sie zwar ein immenses Testprogramm ab, doch führten sie höchstens die Zeitenlisten an, wenn sie sich für einige Tage zu Privattests im südfranzösischen Paul Ricard zurückzogen. Die Frage ist nun: Wie gut sind die Weiß-Roten?

Viel Wirbel veranstalteten die Japaner also weder auf der Teststrecke noch in der Presse. Doch könnte genau jenes ruhige Arbeiten in der hektischen Vorbereitungszeit von Vorteil gewesen sein.

Und dann gibt es da ja noch den neu verpflichteten technischen Direktor Mike Gascoyne, der zwar erst seit Dezember das Zepter schwingt, aber im Laufe der Saison sicherlich für einige Überraschungen gut sein dürfte...

Jordan Ford:

Bei Jordan dürfte man auch auf einige Überraschungen angewiesen sein, wenn man den Brasilien-Überraschungscoup des Vorjahres wiederholen möchte. Doch: Wie steht es um die Finanzen des Teams rund um Eddie Jordan?

Kann der EJ14 in diesem Jahr kontinuierlich weiterentwickelt werden? Oder geht den Gelben wieder das Geld aus? Wie steht es um die Chancen von Nick Heidfeld? Und wie gut und zuverlässig ist das Cosworth-Triebwerk im Heck des EJ14?

Die Frageliste scheint bei den Gelben schier unendlich zu sein. Doch Eddie Jordan ist ein Kämpfer, der sich immer wieder darauf beruft, dass er gerade dann, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht – was in letzter Zeit beinahe zu einem Dauerzustand geworden ist – am besten ist...

European Minardi:

Eine Frage, welche sich im Winter des letzten Jahres aufdrängte, kann bei Minardi bereits jetzt, zwei Wochen vor Saisonbeginn beantwortet werden: Nein, das Team wird nicht mit einem überarbeiteten Arrows A23 an den Start gehen.

Das Team wird mit einer Evolution des PS03 aus dem Vorjahr unterwegs sein, welche auf den Namen PS04B hören wird. Ob dieser Wagen die Piloten Gianmaria Bruni und Zsolt Baumgartner in der Startaufstellung näher an die Konkurrenz heranbringt und ob der Ungar überhaupt die gesamte Saison finanzieren kann, sind weitere Fragezeichen bei den Italienern.

Niki Lauda sieht, zumindest was die Konkurrenzfähigkeit angeht, wenig Hoffnung: „Minardi ist und bleibt immer Letzter und hat auch dieses Jahr die letzte Startreihe für sich gepachtet. Trotzdem: Hauptsache ist, dass das Team überlebt...“

Die Regeln:

Die Regeländerungen vor dieser Saison waren bei weitem nicht so umfangreich, einschneidend und kurzfristig, wie noch vor einem Jahr, doch haben sie beinahe noch mehr Fragezeichen hinterlassen, als die mehrseitigen Regeländerungspamphlete des Jahres 2003.

So fragen sich alle Teams: Hält unser Motor die erhöhte Belastung von 800 km aus? Und wird er dabei trotzdem noch genügend Power haben? Aber auch mögliche Schlupflöcher im Reglement sorgen für Verwirrung.

Wer verbietet es, am Sonntag die Bestrafung in Kauf zu nehmen und dann mit einem neuen, kraftvolleren Motor anzutreten? Oder wie verhindert man, dass kaum jemand im freien Training auf die Strecke geht, weil man Kilometer sparen möchte?

Die Antworten auf all diese Regelfragen werden wohl wie schon im letzten Jahr erst im Laufe der Saison in unzähligen neuen Regelnachbesserungen gegeben werden...

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