Formel 3 Cup: Nürburgring | 12.07.2004
Dominante Vorstellung von Jan Heylen: 2 Poles, 2 Siege
Mit einer beeindruckenden Leistung (2 Pole-Positions, 2 Siege) schob sich der Belgier Jan Heylen auch in der Gesamtwertung an die Spitze.
Während die Bedingungen beim ersten Lauf auf dem Nürburgring am Samstag äußerst schwierig waren – es regnete in Strömen und Aquaplaning drohte nahezu überall – hatte der Wettergott beim zweiten Durchgang ein Einsehen: Am Sonntagnachmittag gab es sonniges Wetter und kühle Temperaturen.
An beiden Tagen behielt Doppel-Pole-Sitter Jan Heylen einen kühlen Kopf und gab auf der Traditionsstrecke in der Eifel eine astreine Vorstellung. In Lauf 1 schwamm zu seinem ersten Sieg im Recaro Formel-3-Cup, damit wurde der Belgier im neunten Saisonrennen nunmehr der siebente Sieger. Bastian Kolmsee und Ho-Pin Tung vervollständigten die Podestbesetzung.
Und auch in Lauf 2 war Jan Heylen nicht zu schlagen, er gewann im Rahmen des Truck Grand Prix vor 173.000 Zuschauern vor Timo Lienemann und Bastian Kolmsee.
Damit liegt Heylen punktgleich mit Kolmsee an der Spitze des Recaro Formel-3-Cup, wobei Kolmsee mit vier zweiten Plätzen gegenüber nur einem auf dem Konto von Lienemann die alleinige Tabellenführung inne hat.
1. Rennen: Erster Formel-3-Sieg für Jan Heylen
Das Wetter meinte es nicht gut mit den Protagonisten des Formel-3-Cup: Kurz vor dem Start begann es wie aus Eimern zu schütten. Der Regen hörte während der gesamten 14 Runden nicht auf.
Aus Sicherheitsgründen startete das Feld hinter dem Safety Car, die Führung übernahm Jan Heylen. Der JB-Pilot aus dem belgischen Geel setzte sich gleich vom Verfolgerfeld ab, nach drei Runden hatte er schon 4,6 Sekunden Vorsprung, weitere zwei Umläufe später waren es bereits 6,5 Sekunden.
Doch plötzlich war der Zweitplatzierte Bastian Kolmsee nur noch 1,9 Sekunden hinter dem ehemaligen Formel-3000-Piloten Heylen. Doch der hatte keinen Dreher oder Ausrutscher zu verzeichnen, sondern konnte ein langsames Fahrzeug wegen gelber Flaggen nicht sofort überholen. Später machte er sich wieder auf die Flucht nach vorne. Ohne einen einzigen Fehler feierte er in seinem erst dritten Formel-3-Rennen 2004 seinen ersten Sieg.
Hinter Sieger Heylen holte sich Bastian Kolmsee den zweiten Platz, den er ebenso sicher wie sein Vordermann ins Ziel brachte. Für Kolmsee bedeutete der zweite Platz die Führung im Formel-3-Cup, er hat nun drei Punkte mehr auf seinem Konto als Timo Lienemann.
Lienemann erreichte als Fünfter das Ziel, der Schützling von Jo Zeller musste sich über die gesamte Renndistanz mit einem drängelnden Thomas Holzer auseinandersetzten. Holzer leistete sich einen Dreher, der ihn zwar nicht um Positionen, aber um fünf Sekunden zurückwarf. Doch innerhalb kürzester Zeit hatte der Augsburger den Anschluss an Lienemann wieder und wagte in der letzten Runde den Angriff: In der NGK-Schikane zog er außen am 19-Jährigen vorbei.
Mit einem Abstand von fast zehn Sekunden auf den Drittplatzierten Ho-Pin Tung sah er die Zielflagge. Tung konnte mit seiner Leistung ebenfalls zufrieden sein. Zum ersten Mal war der Chinese auf dem Nürburgring unterwegs, und das gleich unter schwierigsten Bedingungen. Das hinderte ihn aber nicht daran, seinen zweiten Podestplatz in 2004 einzufahren.
Stimmen nach dem Rennen:
Jan Heylen: „Es war schwierig, auf der Strecke war unglaublich viel Wasser. Mein Rennen war ohne Fehler. In der Anfangsphase musste ich auf der Geraden fast stehen bleiben, denn ich konnte ein langsames Auto wegen einer gelben Flagge nicht überholen. Ich bin happy, hier gewonnen zu haben. Vielen Dank an mein Team JB Motorsport, es ist auch ein Sieg des Teams. Sie haben mir die Chance gegeben, als mir zwei Sponsoren abgesprungen sind.“
Bastian Kolmsee: „Es war sehr viel Wasser auf der Piste, an einer Stelle sogar ein kleiner Bach. Es war teilweise schon gefährlich. Der Start hinter dem Safety Car war deshalb auch richtig, allerdings wusste ich das vorher nicht. Erst beim Start habe ich das gemerkt. Mit Jan konnte ich nicht mithalten, aber der zweite Platz ist auch in Ordnung. Jetzt bin ich Führender im Recaro Formel-3-Cup.“
Ho-Pin Tung: „Der Start hinter dem Safety Car war eine gute Entscheidung der Rennleitung. In den ersten Runden war ich vorsichtiger, denn man konnte bei der ganzen Gischt nichts sehen. Es war so viel Wasser auf der Strecke, man konnte auf den Geraden nicht mal Vollgas geben. Mein Rennen war gut, ich bin auf einer für mich neuen Strecke gleich gut zurechtgekommen. Für morgen bin ich zuversichtlich.“
2. Rennen: Lienemann und Kolmsee punktgleich vorne
Am Start hatte Jan Heylen noch Probleme, die Bastian Kolmsee für sich nutzen konnte. Der Leader im Recaro Formel-3-Cup übernahm auf den ersten Metern die Führung, während sich Heylen in der ersten Kurve knapp gegen Timo Lienemann und Ho-Pin Tung durchsetzen konnte. Unterdessen machten Thomas Holzer und Jan Seyffarth einen unplanmäßigen Ausflug neben die Strecke, was beide zurückwarf.
Vorne setzte Jan Heylen den Führenden Bastian Kolmsee unter Druck, Timo Lienemann als Dritter schaute sich den Kampf aus sicherer Entfernung von einer Sekunde an. Eingangs der vierten Runde, als es leicht zu nieseln begann, machte Heylen erste ernsthafte Versuche, den ersten Platz zu übernehmen, was ihm wenige Meter später auch gelang.
Timo Lienemann sah sich das Manöver gut an und kassierte Bastian Kolmsee einen Umlauf später. Damit lautete die Reihenfolge an der Spitze: Heylen vor Lienemann und Kolmsee. Die sollte sich bis ins Ziel nach 18 Runden auch nicht mehr ändern.
Dafür brach im Mittelfeld der Kampf aus, eine Fünfergruppe mit Markus Mann, Marcel Leipert, Michael Devaney, Thomas Holzer und Franz Schmöller bot ordentlich Action.
Thomas Holzer leistete sich einen Dreher ausgangs NGK-Schikane, hatte aber Glück, von keinem nachfolgenden Auto getroffen zu werden. Das hatte zur Folge, dass sich Michael Devaney und Marcel Leipert auf den Rängen sechs und sieben ihrer Positionen schon fast sicher sein konnten, während sich Marcus Steinel, Jochen Nerpel und Jan Seyffarth der Kampfgruppe anschließen konnten.
Erst auf der Ziellinie entschieden sich die Ränge ab Platz neun. Schließlich holte Franz Schmöller, der hinter Teamkollege Markus Mann abgewinkt wurde, zwei Meisterschaftspunkte, Marcus Steinel erhielt noch einen. Nur um 0,149 Sekunden verfehlte Lausitzring-Sieger Jochen Nerpel die Punktränge, der Abstand von Nerpel auf die Verfolger Holzer und Seyffarth war ähnlich klein.
Stimmen nach dem Rennen:
Jan Heylen: „Mein Start war besser als noch am Lausitzring, aber noch lange nicht optimal. Daran muss ich dringend arbeiten. Immerhin war ich Zweiter und konnte Druck auf Bastian Kolmsee vor mir ausüben. Er machte ein paar Fehler, einen konnte ich nutzen. Als es etwas zu regnen begann, war es schwierig, keinen unnötigen Fehler zu machen. Ich bin am Schluss mit einem Vorsprung von zwei Sekunden kein Risiko mehr eingegangen. Ich bin richtig glücklich mit diesem Wochenende, es war perfekt. Ich konnte zeigen, dass ich es noch kann.“
Timo Lienemann: „Der Start war in Ordnung. In der ersten Kurve ist Ho-Pin Tung an mir vorbeigezogen, aber ich konnte gleich wieder kontern. Mit Bastian war es ein faires Duell, in dem ich mich durchsetzen konnte. Nur leider bin ich nicht mehr an Jan Heylen rangekommen, wir waren ungefähr gleichschnell. Nächstes Mal versuche ich, den Spieß umzudrehen.“
Bastian Kolmsee: „Mein Start war gut, ich bin gleich auf die erste Position geschossen. Im leichten Nieselregen hatte ich einen Quersteher und bin dann noch in der NGK-Schikane über die Curbs gefahren. Das hat Jan Heylen genutzt und mich überholt. Mit Timo Lienemann habe ich mir einen heißen Kampf um die zweite Position geliefert. Wir haben uns sogar berührt, aber es ging fair zu. Als Timo vorbei war, konnte ich das Tempo der Spitze nicht mehr mitgehen, denn mein Auto untersteuerte. Ich habe aber wichtige Punkte gesammelt.“