Motorsport: News | 09.11.2004
„Ich werde 2005 noch besser zurückkommen!“
Norbert Siedler zieht eine großteils positive Saisonbilanz, im kommenden Jahr möchte der Tiroler in der neuen Formel Superfund aufzeigen.
Sieben Mal startete er heuer aus der ersten Startreihe, fünfmal davon von der heiß begehrten Pole Position. „Dank“ zahlreicher Zwischenfälle und Missgeschicke konnte Norbert Siedler diesen überragenden Speed allerdings „nur“ in zwei Rennsiege transformieren.
Nach dem finalen Krimi der Superfund Euro 3000 am Nürburgring, bei dem er eine unverhoffte Titelchance schließlich doch noch begraben musste, zieht der 21jährige noch einmal eine ausführliche Saisonbilanz:
Platz 3 in der Gesamtwertung der Superfund Euro 3000 in Deiner ersten vollen Saison: Bist Du damit grundsätzlich zufrieden, oder überwiegt doch die Enttäuschung über die vergebene Titelchance?
So wie es dazu gekommen ist, bin ich zufrieden, weil ich im Training aber auch oft im Rennen der Schnellste war. Natürlich ärgere ich mich noch heute über die zwei verpassten Starts im zweiten und dritten Rennen. Aber ansonsten gibt es nicht sehr viel, was ich mir vorwerfen müsste.
Als Du die Starts wieder im Griff hattest, war dann in Monza und Spa plötzlich Deine Autoabstimmung nicht mehr optimal…
Mein Team, ADM Motorsport, hat über die Saison hinweg tolle Arbeit geleistet, aber in Monza, Spa und auch in Dijon haben wir halt einfach kein perfektes Setup zustande gebracht. Das ist normal in diesem Sport und hat mich auch bei weitem nicht so geärgert, wie meine eigenen Fehler.
Die Wende kam dann nach der Sommerpause in Donington, wo Du Dich zumindest für ein paar Minuten als Sieger fühlen konntest…
Da war ich aber sicher nicht der einzige, der sich getäuscht hat. Einfach ein Wahnsinn, wenn man im Regen wie ein Verrückter kämpft und bei jedem Überholmanöver Kopf und Kragen riskiert und dann feststellen muss, dass alles fast umsonst war. Wenigstens musste ich ja nicht mehr lange auf den Durchbruch warten.
Welchen Wert hatte der erste Sieg in Zolder für Dich im Vergleich zu Deinen früheren Erfolgen?
Meinen ersten Sieg in der Formel 3000 reihe ich natürlich ganz weit oben ein. Auch weil er endlich die Wende in der Meisterschaft gebracht hat und weil Zolder fast ein perfektes Wochenende für mich war.
Dein Endspurt am Nürburgring hat nicht nur die wetterfesten Fans vor Ort, sondern auch die TV-Zuschauer zuhause von den Sesseln gerissen. Hast Du wirklich bis zum Schluss an Deine Titelchance geglaubt?
Bis Samstag vor dem ersten Rennen habe ich eigentlich noch nicht an diese Möglichkeit geglaubt, aber danach war die Ausgangslage zum ersten Mal nicht mehr ganz hoffnungslos. Großartig zu rechnen habe ich aber nicht mehr angefangen.
Wie war also Deine Taktik für das letzte Rennen angelegt?
Natürlich auf Sieg, denn nur der hätte mich zum Meister gemacht. Weil del Monte Letzter in der Startaufstellung war habe ich mich in erster Linie auf Pastorelli konzentriert, der nur einen Platz hinter mir gestanden ist. Ich durfte also keineswegs leichtsinnig ein paar Plätze herschenken, sondern musste vom Start weg voll auf Angriff fahren.
Schon in der ersten Kurve hat Dich dann Neueinsteiger Filippi am Hinterrad getroffen und in eine Kollision mit Reid gezwungen. Traurig auf diese Weise eine Meisterschaft zu verlieren?
Die hab ich schon viel früher verloren, aber wenigstens habe ich sie bis zum Schluss spannend gemacht. Und ich kann versprechen, dass ich 2005 noch stärker zurückkommen werde.
…in der neuen Formula Superfund, die ja am Nürburgring offiziell vorgestellt wurde?
Ich hoffe, dass es klappen wird, denn dieser gewaltige Rennwagen mit 700 PS und vielen Komponenten aus der Formel 1 haben uns natürlich alle schwer beeindruckt. Wir sollten damit nur mehr ein paar Sekunden hinter dem Minardi liegen, und das wäre natürlich schon gewaltig.
Es waren bei der Präsentation auch einige Teamvertreter aus der FIA Formel 3000 dabei, die man eigentlich schon bei der neuen GP2-Serie auf der Liste hatte…
Ich bin kein Manager, aber ich habe gehört, dass die Formel Superfund wegen der perfekten Fernsehvermarktung und wegen der niedrigeren Kosten gute Chancen hat.
Wirst Du die kommende Saison wieder mit ADM Motorsport bestreiten?
Es würde mir schon sehr gut gefallen, mit Renato Melchioretto weiterzumachen, aber bevor wir ein solches Projekt in Angriff nehmen können, müssen wir möglichst bald einmal einen Test mit dem neuen Auto absolvieren. Renato hat irrsinnig viel Erfahrung in diesem Sport und vor allem will er mir unbedingt helfen, dorthin zu kommen, wo ich hin will.
Die Formel 1 bleibt also weiterhin Dein großer Traum. Gibt es schon Pläne für die nächsten Testfahrten?
Es gibt einige sehr gute Kontakte, aber wie gesagt: Fast noch wichtiger ist für uns dieser erste Test mit dem Formel Superfund, damit wir möglichst bald ein gemeinsames Programm festlegen können.
Danke für das Gespräch!