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Exklusivtalk mit Phillip Peter

Für Phillip Peter steht das große Finale der FIA-GT-Serie in Bahrain auf dem Programm. Zuvor sprach der Wiener exklusiv mit motorline.cc.

Text/Fotos: Michael Noir Trawniczek

Du warst für viele österreichische Fans die große Hoffnung im US-Motorsport, 1998/99 in der Indy Light Serie - warum bist du damals nicht in die ChampCar-Serie aufgestiegen?

Phillip Peter: Ich habe bei den Indy Lights einige Rennen gewonnen. Wir haben dann auch ChampCar-Tests mit PacWest gemacht, und da war ein Scott Dixon dabei, ein Oriol Servia, der jetzt noch erfolgreich mitfährt, Casey Mears war auch dort - und von den vier Fahrern war ich der Schnellste. Ich hatte dann auch einen Vorvertrag mit PacWest; das Problem war damals, dass der Mauricio Gugelmin sich entschieden hatte, noch ein Jahr weiter zu fahren. Und Gugelmin war ja durch eine Zigarettenmarke gesponsert. Die haben gesagt: "Okay, wenn der fahren will, dann muss er fahren." PacWest konnte es sich nicht leisten, diesen Sponsor zu verlieren. Somit ist mein Platz leider nicht mehr da gewesen. Und es war dann ziemlich spät, fast schon im neuen Jahr - und da ging sich nichts mehr aus. Und dann bin ich bei der Scuderia Italia gelandet, bei den Sportwagen.

Und was dazu kommt: Zu dem Zeitpunkt war Red Bull in Amerika noch nicht so vertreten wie das heute der Fall ist - das war ganz am Anfang und befand sich noch im Aufbau. Somit konnte man mich damals leider auch nicht auf diese Art und Weise unterstützen - weil es vom Marketing her keinen Sinn gemacht hätte, mit jemandem für ein Produkt Werbung zu machen, dass noch nicht am Markt war. Und so bin ich nach Europa zurückgekehrt und bin hier meinen Weg gegangen.

Schade, denn so wäre ja auch die ChampCar-Serie bei uns bekannter geworden - wenn ein Österreicher mitgemischt hätte.

Phillip Peter: Auf jeden Fall, denn man hat es schon bei der Indy-Light-Serie gesehen - wo man zumindest in gewissen Motorsport-Medien publik war. Man wusste dann mehr über die Indy-Light-Serie Bescheid.

Ist das Thema Amerika für dich nun abgeschlossen?

Phillip Peter: Das ist schwierig zu sagen. Wir haben hier mit der FIA-GT-Serie eine Super-Meisterschaft, die sich auch noch weiter entwickelt. Der Karl [Wendlinger, d. Red.] und ich versuchen weiterhin gemeinsam an einem Strang zu ziehen und ein Projekt für nächstes Jahr auf die Beine zu stellen - das ist jetzt unsere Hauptaufgabe. Und daher ist Amerika momentan kein Thema für mich.

Es gibt in der Formel 1 oder im Motorsport insgesamt das Problem der Dirty Air - man erhält im Windschatten ein instabiles Fahrverhalten, weshalb das Überholen schwierig ist. Das wird es ja bei den ChampCars und den Indy-Light-Autos genauso geben bzw. gegeben haben - nur stehen dort auch Windschattenschlachten auf dem Programm. Die Formel-1-Piloten klagen immer noch über dieses Problem, die FIA will es mit dem CDG-Flügel bekämpfen. Immerhin gab es heuer aber schon spannendere Rennen in der Formel 1.

Phillip Peter: Das stimmt, das war sicher besser als in den letzten Jahren. Bei den ChampCars im Oval beispielsweise hat man ja sehr hohe Geschwindigkeiten, und da nehmen die Windschattenspiele eine wichtigere Rolle ein. Das ist ein bisschen schwer zu vergleichen. Die ChampCars haben einfach weniger Abtrieb als die Formel-1-Autos. Wenn man haben will, dass wieder mehr überholt wird, dann ist die FIA, glaube ich, schon auf dem richtigen Weg mit diesem neuen Flügel. Auch wenn die Autos dann nicht mehr so aussehen wie bisher, aber die Entwicklung geht weiter. Die Formel 1 ist ein Sport, der weltweit wahnsinnig verfolgt wird und wo es um sehr viel Geld geht. Das Problem ist, dass nicht immer alle einverstanden sind und man dauernd die Regeln ändert - aber man muss etwas machen. Oder man lässt die Flügel so, wie man diese halt kennt, und schaut aber, dass diese weniger Abtrieb produzieren.

Stichwort FIA: Die Motorsportbehörde ist ja auch in der GT-Serie umstritten - mit ihrer Politik hinsichtlich Zusatzgewicht. So hat man Maserati in der laufenden Saison einfach mehr Gewicht aufgebrummt, weil man sie als zu überlegen eingestufte. Ist die FIA drauf und dran, auch euren Sport zu zerstören?

Phillip Peter: Klar, daran scheiden sich die Geister. Maserati hat damals ein Auto gebaut, das sehr konkurrenzfähig ist, aber nicht im sportlichen Sinn, wo man gesagt hat: Man hat eine Straßenzulassung und dann darf man ein Rennauto bauen. Maserati hat zuerst das Rennauto gebaut - und das hat die FIA halt ein bisschen gestört. Die FIA hat im Reglement immer offen gelassen, dass, wenn ein Auto zu dominant ist, sie da halt eingreift. Man muss, glaube ich, immer schauen, dass man einen Mittelweg findet - aber die FIA hat es meiner Meinung nach schon übertrieben mit dem, was sie Maserati angetan haben. Mehr Bodenfreiheit, mehr Gewicht, geringerer Lufteinlass und so weiter. Und man muss auch Maserati verstehen - die entwickeln jahrelang ein Auto, buttern da wahnsinnig viel Geld rein und dann kommt die FIA und trifft solche Entscheidungen.

Vor allem ist das ja eine nicht messbare Frage - ab wann ist ein Auto zu dominant? Wenn es dafür wenigstens konkrete Zahlen oder Werte geben würde. Ein solches Eingreifen seitens der FIA ist ja auch negativ für die ganze Serie - weil, wenn da willkürlich Zusatzgewichte verhängt werden, wird sich niemand mehr die Serie anschauen. Weil sich die Fans denken: Naja, das wird ja ohnehin von oben, von der FIA gesteuert.

Phillip Peter: Ja, das kann sicher eine Gefahr sein, wenn die FIA zu stark und zu oft interveniert. Vor allem verlieren dann auch die Hersteller ein bisschen die Lust an diesem Sport. Denn die fragen sich dann: Wie schnell darf ich jetzt mein Auto machen, ohne dass ich gleich Zusatzgewichte aufgebrummt bekomme? Man hat es auch beim Testen in Spa gesehen, wo sie die neuen aerodynamischen Teile gar nicht gefahren haben, weil sie Angst hatten, dass sie zu gut sind. Die haben sie dann nur für das Rennen eingebaut. Solche Dinge sollten einem zu denken geben.

Ja, da stellt sich dann wirklich die Frage, ob man nicht dazu verleitet wird, zu taktieren?

Phillip Peter: Ja, auf jeden Fall. Man fährt dann bei Tests nicht so schnell wie man fahren könnte.

Oder dass man bewusst in einem Rennen nur eine gewisse Platzierung anstrebt, um sich für den nächsten Lauf Zusatzgewichte zu ersparen?

Phillip Peter: Nein, das glaube ich nicht, dass man sagt, wir schauen, dass wir nur Fünfter werden, weil dann kriegen wir Gewicht raus. Das passt nicht, weil beim nächsten Rennen hast du dann vielleicht weniger Gewicht, aber dann wird das Auto kaputt oder du baust einen Unfall. Also so macht das Taktieren dann keinen Sinn.

Du hast für die letzten beiden Rennen einen Kompromiss mit JB Racing gefunden und bist wieder mit von der Partie, auch um Karl im Titelkampf zu helfen. Und du planst schon fleißig für die kommende Saison?

Phillip Peter: Ja, ich versuche gemeinsam mit dem Karl ein Projekt auf die Beine zu stellen, in der FIA-GT-Serie.

Gut, dann wünsche ich dir viel Glück dabei, danke für das Gespräch.

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