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Gemischte Reaktionen auf Michelins Rückzug

Während der Motorsport-Weltverband FIA den vorzeitigen Formel-1-Ausstieg Michelins begrüßt, sorgt der Abschied der Franzosen auch für Bedauern.

Der am Mittwoch offiziell bekanntgegebene Formel-1-Ausstieg von Michelin per Saison-Ende 2006 kam für die meisten Experten alles andere als überraschend. Dennoch sorgte die Meldung innerhalb weniger Stunden für jede Menge Reaktionen, die zum Teil ziemlich unterschiedlich ausfielen.

Am wenigsten bedauert naturgemäß die FIA den Rückzug der Franzosen, schließlich war es die Regelgebung des Automobil-Weltverbandes, der Michelin aus der "Königsklasse des Motorsports" vergrault hat. In einem Statement hieß es lediglich, dass man die Entscheidung zur Kenntnis nehme, doch abgesehen von formellen Höflichkeiten enthielt die Pressemitteilung der FIA keinerlei Danksagungen.

FIA weist auf die Vorteile des Reifenmonopols hin

Stattdessen wurde auf die Vorteile der ab 2007 veränderten Situation mit nur noch einem Reifenhersteller hingewiesen: "Ein einheitlicher Reifenhersteller wird die Formel 1 ohne Zweifel fairer, sicherer und weniger teuer für die Teams machen". Dann holte man zu einem sehr deutlichen Seitenhieb in Richtung Clermont-Ferrand aus: "Vor allem ist damit gewährleistet, dass sich Ereignisse wie beim US-Grand-Prix 2005 nicht wiederholen können."

Ferner unterstrich die FIA, dass die Idee eines Pneumonopols, wegen der Michelin aus dem Grand-Prix-Sport geekelt wurde, nicht von ihr selbst kam: "Die Teams haben uns wiederholt und einstimmig darum gebeten, einen einheitlichen Reifenhersteller in der Formel 1 einzuführen. Dies wurde für 2008 beschlossen, aber durch Michelins Bekanntgabe wird es vermutlich schon 2007 dazu kommen. Die Teams werden sich darüber freuen", so das Statement.

Auch bei Bridgestone wird man angesichts des Ausstiegs des einzigen Konkurrenten nicht in eine verfrühte Weihnachtsdepression verfallen, obwohl natürlich niemand direkt aussprechen will, dass man im Grunde genommen froh ist, den PS-Spielplatz künftig nicht mehr mit jemandem teilen zu müssen. Die Japaner werden ab 2007 Alleinausstatter aller Teams sein – wie schon im Zeitraum zwischen dem Rückzug von Goodyear und dem Comeback von Michelin.

Bridgestone ab 2007 Reifen-Monopolist

"Im Wettbewerb", sagte Bridgestones Hisao Suganuma heute am Rande der Testfahrten in Jerez, "kann man viel lernen und sich verbessern. Natürlich bevorzugen wir prinzipiell den Wettbewerb. Allerdings hat sich Bridgestone der Formel 1 gegenüber langfristig verpflichtet. Ob es nun einen Konkurrenzkampf gibt oder nicht: Wir werden bleiben!"

"Für mich als Reifeningenieur ist eine Wettbewerbssituation natürlich noch interessanter, weil man dann so viele verschiedene Dinge ausprobieren kann. Die gesamte Weiterentwicklung schreitet einfach schneller voran. Auch die Motivation bleibt hoch, ich liebe also den Wettbewerb", fuhr er fort. "Nach 2006 werden wir konservativer vorgehen, aber daran denke ich jetzt noch nicht - erst dann, wenn wir 2006 gewonnen haben."

WM-Titel 2006 wird besonders hart umkämpft

Suganuma betonte, dass es nun natürlich doppelt wichtig sei, die letzte Weltmeisterschaft im direkten Konkurrenzkampf gegen Michelin zu gewinnen, weil WM-Titel ohne Gegner nach 2007 weniger wert sein werden: "Michelin will den Sport als Champion verlassen, aber wir wollen 2006 ebenfalls Weltmeister werden. Dafür werden wir alles geben - wie viel genau, kann ich jetzt noch nicht quantifizieren, aber wir werden unser Bestes tun", so der Japaner.

Ein anderes japanisches Unternehmen, Honda, ist sehr wohl traurig darüber, künftig nicht mehr mit Michelin zusammenarbeiten zu können: "Wir bedauern, dass sich unser Reifenpartner Michelin dazu entschlossen hat, die Formel 1 am Ende der nächsten Saison zu verlassen", gab Teamchef Nick Fry zu Protokoll. "In den vergangenen Jahren entwickelte sich zwischen uns eine sehr starke Partnerschaft, und wir teilten viele besondere Momente in der Geschichte unseres Rennstalls."

"Während wir glauben, dass Michelins Rückzug ein großer Verlust für den Grand-Prix-Sport ist, verstehen wir doch ihre Gründe für die Entscheidung. Wir danken Michelin für den Beitrag, den sie in unserem Team geleistet haben, und wir freuen uns darauf, 2006 ein letztes Jahr mit ihnen zu kooperieren. Was uns angeht, werden wir alles versuchen, um die bevorstehende Saison zur erfolgreichsten für uns und Michelin werden zu lassen", so der Brite abschließend.

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