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Mosley: Reifenreglement ist kein Misserfolg

FIA-Präsident Max Mosley weist Kritiken zurück, die das neue Reifenreglement als Gefahr und die Speedreduktion als gescheitert darstellen.

Es gibt Personen, die wegen der neuen Reifenregel, wonach im Rennen ein Pneu nur dann gewechselt werden darf, wenn er beschädigt ist bzw Luft verliert, ziemlich besorgt sind. Es sind auch jene Menschen dabei, die beruflich ein wenig mit dem schwarzen Gold zu tun haben. Die Techniker von Bridgestone beispielsweise.

Die Japaner verlangten unlängst eine Klärung hinsichtlich zahlreicher Grauzonen im neuen Regelwerk. Denn auch wenn ein Fahrer gezwungen ist, über unvermeidliche Trümmer zu fahren, darf er Reifen wechseln – nur: Genügt hier die Aussage des Fahrers, dass er über Trümmer fahren musste? Braucht man Videomaterial? Wer entscheidet in diesem Fall? Doch auch in punkto Sicherheit äußerte der Reifenkonzern Bedenken – denn laut Reglement gilt ein Reifen erst dann als beschädigt, wenn Luft aus ihm austritt. Bridgestone monierte, dass beispielsweise eine aufgebrochene Lauffläche, selbst wenn der Mantel hindurch scheinen sollte, noch nicht als beschädigt gelten würde. Und dies sei wiederum brandgefährlich.

Der Vater dieses Regelwerks, FIA-Präsident Max Mosley, wischt all diese Bedenken lässig vom Tisch. Mosley ist ein alter Hase im Grand-Prix-Sport – er hat die Sechzigerjahre erlebt. Und so kann er jene Sicherheitsbedenken, die auch so mancher Fahrer geäußert hat, nicht nachvollziehen, so sagt er gegenüber Autosport nur lapidar: "Die Sache ist so: Die Fahrer kamen alle erst unlängst in dieses Geschäft. Das ist wie der Brief von Paul Stoddart, der ja auch alles so gefährlich findet." Und: "All diese Leute kamen erst in den letzten zehn Jahren in den GP-Rennsport und sie wissen nicht, worüber sie eigentlich sprechen. Vielleicht wird es einen Vorfall geben, aber das ist nicht mehr wahrscheinlich als wenn wir weiterhin Reifen wechseln würden."

Mosley holt Luft: "Die gesamten Sechziger-, Siebziger- und Achtzigerjahre hindurch fuhr man mit einem einzigen Reifenset. Leute wie Alain Prost sagen, dass gerade die Möglichkeit, die Reifen zu wechseln den Sport ruiniert hat. Es besteht kein Zweifel, dass unterschiedliche Abnützungsraten der Reifen Situationen hervorbringen wird, welche das Überholen möglich machen werden. Ich denke nicht, dass es gefährlicher ist als je zuvor."

Mosley vergisst dabei jedoch, dass Reifenwechsel in der Vergangenheit nicht verboten waren, sie wurden in Notfällen sehr wohl praktiziert. Niemand musste beweisen, ob der Reifen wirklich beschädigt war – gab es beispielsweise Vibrationen, holte man einen neuen Satz Reifen. Ob diese Reifenregel wirklich das Überholen erleichtern wird – auch in dieser Frage gibt es kritische Stimmen. Während Jenson Button glaubt, es könne am Ende der Rennen aufgrund der hohen Reifenabnützung zu spannenden Überholmanövern kommen, warnt ein Mark Webber oder ein Christian Klien davor, dass diese Regel das Ende jedes aggressiven Fahrstils bedeuten könnte. Reifenschonen wird angesagt sein – ein Bremsplatter bei einem Ausbremsversuch könne das Ende aller Chancen bedeuten. Demnach könnten also jene Fahrer das Rennen machen, welche einen reifenschonenden Fahrstil wie der von Mosley zitierte Alain Prost pflegen. Für Webber ist jedenfalls sonnenklar: "Das Überholen wird sicher nicht einfacher werden."

Speedreduktion: Vorsichtiges Zugeständnis

Bedenken gibt es aber nicht nur im Bereich der Sicherheit oder den angesprochenen Grauzonen im Reifenreglement. Auch die von Mosley stets eingebrachte Speedreduktion wird hinterfragt. Darauf angesprochen, dass die Boliden der Generation 2005 bereits jetzt schneller als jene des Vorjahrs sind respektive wie im Fall McLaren bereits Rundenrekorde erzielt werden, gibt Mosley zu, dass die Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduktion "vielleicht" nicht ganz ausreichend waren.

Mosley verweist aber auch darauf, dass stärkere Maßnahmen den Widerstand der Teams geweckt hätten. Es sei immer das gleiche – in der Frage der Motorenregel für 2006 beispielsweise hätte er sich fragen lassen müssen, ob er "verrückt sei, denn ich würde die Autos derart einbremsen, sodass die Formel 3000 schneller fahren würde."

Für Max Mosley ist seine aktuelle Reform also weder gefährlich noch ein Misserfolg. Denn: "Man weiß doch, was passieren wird. Am Ende der Wintertests, beim Start der neuen Saison, werden sie vom Speed her wieder dort sein, wo sie waren. Aber sie werden nicht so schnell sein, wie sie es sein würden, wenn wir die Maßnahmen nicht eingeführt hätten."

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