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Formel 1 – wo der Wahnsinn logisch ist!

Ob beim Fiasko von Indianapolis oder zuletzt durch die zweimalige Rückversetzung von Räikkönen, mit ihrer Reglementierungswut ruiniert die FIA die Formel 1.

Hans-Peter Voglhuber

Was sich in Indianapolis abgespielt hat, ist grundsätzlich logisch. Allerdings, der Grund, wieso die Vorgänge rund um den USGP prinzipiell logisch sind, ist wiederum grotesk. Vorherzusehen war diese Farce zwar nicht, aber zumindest in ähnlicher Form irgendwann einmal zu erwarten. Die Reifenwechsel zu verbieten war eine grandiose Idee! Logisch, dass da die FIA für den USGP keine Ausnahme machen konnte, denn sonst hätte sie ja jedwede Glaubwürdigkeit verloren. Jetzt weiß wenigstens die ganze Welt, wie wichtig eine derart agierende FIA ist, nämlich so wichtig wie ein Kropf. Diese scheinbar allmächtigen Herrschaften reglementieren einfach, ohne dass sie viel über mögliche Folgen nachdenken. Dass der Sport dabei auf der Strecke bleibt, erscheint logisch.

FIA-Regeln machen die Formel-1-WM wertlos

In der Formel 1 jagt momentan eine Dummheit die andere. Anstatt die Vielfalt und damit den innovativen Wettbewerb zu fördern, wird alles noch mehr reglementiert und beschnitten. So ist es beispielsweise völlig absurd, in einer Rennformel, welche die Königsklasse des Automobilrennsports sein möchte, die Zylinderanzahl der Motoren vorzuschreiben oder Einheitsreifen einzuführen. Und die Regel, einen Fahrer in der Startreihe um zehn Plätze zurückzuversetzen, wenn er im Training einen Motorschaden zu verzeichnen hat, ist der Gipfel der Dummheit und Unsportlichkeit. Dass sich ein Kimi Räikkönen unter diesen Umständen nun schon zum zweiten Mal im Rennen auf die Plätze zwei, bzw. drei vorkämpfte, ist zwar bewundernswert, aber wenn er ausgestiegen wäre und unter diesen Umständen auf die ganze Formel 1 gepfiffen hätte, ich hätte es verstanden. Eine derartige Wettbewerbsverzerrung macht die ganze Formel-1-Weltmeisterschaft wertlos.

Manipulation ruiniert spannende Saison

Auch WM-Leader Alonso, der heuer echt gut unterwegs ist, wird dadurch bestraft. Schließlich bleibt für immer die Frage unbeantwortet, wie die beiden Rennen oder gar die ganze WM ausgegangen wären, hätte Räikkönen von seinem im Training erkämpften Startplatz starten dürfen. Und auch das Publikum wird durch diese Manipulation bestraft und betrogen. Es ist beinahe unglaublich, was sich die Teams, die Fahrer und die Zuschauer von der FIA bieten lassen. Oder sollten die Teams diesen Wahnsinn gar selbst mitbestimmen? Möglich scheint alles. Wie heißt es im Volksmund? Wenn es dem Esel zu gut geht, begibt er sich aufs Eis tanzen. Ausgerechnet heuer, wo die Formel 1 so spannend wie schon lange nicht mehr ist, wird mit derart schwachsinnigen Manipulationen wieder alles ruiniert.

Williams: Nach Scheidung lustlos

Ruiniert scheint auch die Saison für Williams-BMW zu sein. Nachdem die Scheidung offiziell ist, dürfte den beiden Partnern bereits jetzt die Lust vergangen zu sein, die WM noch halbwegs mit Anstand über die Runden zu bringen. Sehr zum Leidwesen der Fans, aber auch der Fahrer Heidfeld und Webber. Denn, dass das die bestmögliche Performance sein sollte, welche das Team im Moment zu bringen imstande ist, kann ich fast nicht glauben. Eher erscheint mir da schon plausibel, dass beide Partner bereits mit Hochdruck auf die nächste Saison hinarbeiten und daher nur mehr halbherzig versuchen, gemeinsam die ohnehin verpatzte WM zu Ende zu bringen.

Ferrari: Das Trio Todt, Brawn und Schumacher zeigt Wirkung

Bei Ferrari dürfte sich die Situation ebenfalls schön langsam zuspitzen - trotz einiger Lichtblicke. Schließlich will Ferrari ja nicht den einen oder anderen GP gewinnen, sondern die Weltmeisterschaft. Damit wird es heuer aber wohl nichts mehr werden. Und abgesehen davon, dass Barrichello verständlicherweise ziemlich frustiert durch die Gegend kurvt, scheint auch das erfolgsverwöhnte Trio Todt, Brawn und Schumacher schön langsam Wirkung zu zeigen. Das könnte unter anderem auch daran liegen, dass Rory Byrne bei Ferrari offensichtlich nur mehr als Teilzeit-Troubleshooter agiert, und das ist in dieser Branche zuwenig. Es wird auf alle Fälle interessant, ob sich Ferrari in dieser Saison noch erfangen kann und wie weit sie in der WM noch nach vorn kommen.

Red Bull Racing: Prinzip Hoffnung inakzeptabel

Eine Frage, die sich so den rasenden Bullen nicht stellt, seit sich BAR, Toyota und Sauber hinter den Topteams von Renault, McLaren, Ferrari und Williams eingeparkt haben. Durchfahren und von Ausfällen profitieren mag zwar derzeit die einzige Chance von Minardi oder Jordan sein, aber für die stolzen roten Stiere ist das Prinzip Hoffnung inakzeptabel. Dass sich die Mateschitz-Truppe freut, weil Ferrari nächstes Jahr ihren Boliden Flügel verleiht, ist durchaus verständlich. Ob das Ferrari-Herz auch stark genug sein wird, um die Bullen in eine erfolgreiche WM-Umlaufbahn 2006 zu katapultieren, muss sich erst herausstellen. Außerdem bedarf es dazu auch noch eines wesentlich besseren Renners, wie er etwa heuer den Bullen zur Verfügung steht. Trotzdem ist es sicher nicht verkehrt, wenn in einem Team Euphorie und Enthusiasmus vorherrschen, schließlich ist „Formula One Racing“ noch immer Leidenschaft pur, allen Blödheiten von „oben“ zum Trotz.

Mehr Überholvorgänge durch breite Fahrbahn

Abschließend noch mein Vorschlag zu mehr Überholvorgängen während der Rennen. Vielleicht sollte das jeweils letzte Drittel einer Geraden um zwei, drei Wagenbreiten trichterförmig verbreitert werden und die anschließende(n) Kurve(n) ebenfalls um bis zu vier Wagenbreiten. Durch diese Fahrbahnverbreiterungen hätten die Fahrer bessere Chancen, noch später zu bremsen, beziehungsweise in einer Kurve auch außen zu überholen, ohne deswegen gleich abzufliegen. Selbstverständlich sollte ein derartiger Ausbau nicht überall, sondern nur bei dafür prädestinierten Geraden und Kurven vorgenommen werden. Ich denke, bei soviel Blödsinn, wie in der Formel 1 schon verzapft wurde, wäre dieser Vorschlag allemal wert, ihn versuchsweise auf einer Strecke zu realisieren.

In diesem Sinn wünsche ich allen Formel-1-Fans eine spannende, zweite Saisonhälfte, ohne jegliche weitere Manipulationen und Dummheiten.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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