Motorsport: US-News | 12.09.2005
Die Top-News aus dem US-Motorsport
In Phoenix wurden gleich zwei GrandAm-Rennen abgehalten, im Nextel Cup sind die Chase-Plätze bezogen, die IRL fuhr in Joliet nahe Chicago.
Johannes Gauglica
Grand American Road Racing Series – Phoenix GT 250 & Racetickets.com 250, Phoenix International Raceway
Pechvogel der Woche: Chip Ganassi. Die gesamte Organisation des Racing-Großunternehmers war diese Woche im Einsatz, aber außer Spesen, etc. Los ging das Wochenende der Pleiten in Phoenix.Zwei Rennen zum Preis von einem auf dem „Roval“ mitten im Staat Arizona: Die Strecke ist kurz (nur 2,4 km), also gibt es getrennte Läufe für die GT- und Prototypenklasse; auch im September erreichen die Tagestemperaturen noch lauschige 40 Grad Celsius, also fährt man abends bei Flutlicht, jeweils über 250 Meilen bzw. 2 Stunden 45 Minuten. Und in beiden Klassen führte kein Weg an Pontiac vorbei.
Nach dem Freitagrennen der GT dürfen die Ingenieure von Pratt & Miller (die auch die Corvette C6.R für Le Mans bauen) die erste Entwicklungsstufe des Pontiac GTO.R als abgeschlossen betrachten. Paul Edwards stellte die Nr. 64, das werksunterstützte Auto der Racers Group (TRG), auf seine erste Pole Position. Die vier Autos starke BMW-Armada des PTG-Teams hetzte mutig hinterher, nach 30 Minuten übernahm Joey Hand im BMW Nr. 16 die Führung, Schwesterauto Nr. 21 (Tom Milner jr./Kelly Collins) war nicht weit entfernt. Der V8 hatte seinen Vorteil auf den schnellen Oval-Passagen, der Sechszylinder-M3 zeigte das bessere Handling.
Von da an entwickelte sich das Rennen langsam, aber sicher zugunsten der Pontiac-Mannschaft. Der ehemalige Formel-1-Fahrer Jan Magnussen übernahm das Auto für die zweite Rennhälfte, holte sich die verlorene Führung zurück – und das wars dann. Am Ende eines unterhaltsamen Rennen ohne eine einzige Gelbphase (!) hatte der GTO.R satte 36 Sekunden Vorsprung vor den beiden BMW.
Terry Borcheller erzielte seine erste Pole Position seit 2003 für den Lauf der Prototypen, und erfreute sich ihrer im Rennen für etliche Meter – dann wurde er von einem ungeduldigen Konkurrenten abgeschossen. Damit war ein Pontiac-befeuertes Auto aus dem Spiel, trotzdem hatte General Motors am Schluß Grund zur Freude. Das deutsch-brasilianische TRG-Team Jörg Bergmeister/Christian Fittipaldi arbeitete sich nach einem Startunfall zäh nach vorne. Der 79 Runden lang führende Riley-Lexus von Luis Diaz/Scott Pruett schied durch einen Unfall aus – Pleite Nr. 1 für Teamchef Chip Ganassi.
Fittipaldi machte spät im Rennen mit ein paar entschlossenen Überholmanövern alles klar. Hinter ihm zwei weitere Pontiacs: Wayne Taylor und Max Angelelli im SunTrust-Riley legten einen weiteren Grundstein zum Titelgewinn. Dritte wurden auf den letzten Kilometern noch Eliott Forbes-Robinson und Butch Leitzinger im Crawford von Howard-Boss Motorsports. 100% Erfolg also für The Racers Group und GM in Phoenix.
Das drittletzte Rennen des Jahres läuft am 24. September in Watkins Glen.
Resultat I | Resultat II | Tabelle
NASCAR Nextel Cup – Chevy Rock & Roll 400, Richmond International Raceway
Die Teilnehmer an der „Chase“, dem einzigartigen Play-Off um die Meisterschaft, stehen fest. Gleich fünf (!) davon fahren für Roush Racing, darunter der Sieger von Richmond, Kurt Busch. Das Drama des Abends lag aber nicht im Rennverlauf selbst, sondern im Gerangel um die Chase-Qualifikation.Lange Zeit führte Polesetter Kevin Harvick im Chevrolet, auch er im Kampf um seine letzte Chance. In Runde 201 von 400 verlor er die Führung an Busch, von da an rutschte er stetig ab und wurde schließlich Zehnter. Für ihn heißt es also heuer „leider nicht“. Für Vierfach-Meister Jeff Gordon war die Sache in Runde 211 nach einem „Kuß“ der Betonmauer erledigt. Es wird Gordons schlechtestes Jahr seit seiner Rookie-Saison 1993, sein Chefingenieur blättert bereits die Stellenanzeigen durch. Die miese Stimmung im Hendrick-Team läßt sich auch öffentlich nicht mehr verbergen. Ganz aus dem Rennen ist Gordon nicht, ihm gehört der Chevy Nr. 48 von Jimmie Johnson.
Der 26jährige Rookie Carl Edwards, Aufbaufahrer im Team von Jack Roush, rollte weiter hinten im Feld einem 21. Rang und damit dem achten Platz in der Chase entgegen. Matt Kenseth wurde Zweiter, das war genug für den vorletzten Chase-Platz. Auto-Eigentümer Mark Martin fährt damit in den nächsten zehn Rennen quasi gegen sich selbst. In Runde 363 endete Jamie McMurrays Rennen im Beton (Pleite Nr. 2 für Teamchef Chip Ganassi); mit einem zwölften Platz zog Ryan Newman (Penske-Dodge) in der Tabelle an ihm vorbei und ist damit der letzte Mann im Boot.
Jetzt werden die Karten neu gemischt: Der Tabellenführer bekommt 5050 „künstliche“ Punkte, die dahinter Platzierten jeweils um fünf Punkte weniger. Am 18. September beginnt mit dem Sylvania 300 in New Hampshire der Kampf ums Häferl, die Qualifizierten sind:
Nr. 20 - Tony Stewart, Chevrolet, 5050 Punkte
Nr. 16 - Greg Biffle, Ford, 5045
Nr. 2 - Rusty Wallace, Dodge (auf seiner Abschiedstour), 5040
Nr. 48 - Jimmie Johnson, Chevrolet (Eigentümer: Jeff Gordon), 5035
Nr. 97 - Kurt Busch, Ford (Titelverteidiger), 5030
Nr. 6 - Mark Martin, Ford (in seiner letzten Cup-Saison), 5025
Nr. 19 - Jeremy Mayfield, Dodge, 5020
Nr. 99 - Carl Edwards, Ford (Rookie), 5015
Nr. 17 - Matt Kenseth, Ford (Eigentümer: Mark Martin), 5010
Nr. 12 - Ryan Newman, Dodge, 5005
Resultat | Tabelle
Indy Racing League - Peak Antifreeze Indy 300 presented by Mr. Clean, Chicagoland Speedway
Joliet, Illinois: Fans der „Blues Brothers“ am besten bekannt für seine Strafvollzugsanstalt, hat der Vorort von Chicago als zweite Attraktion eine Rennstrecke. Auf dem 1,5-Meilen-Trioval gibt es immer wieder knappe Entscheidungen. „Three wide“ ist auf dieser Strecke kein Problem, jedenfalls meistens. In Runde 20 mußte das Rennen nach einem schweren Unfall zwischen Ryan Briscoe, Alex Barron und Kosuke Matsuura abgebrochen werden. Die Räder von Briscoes Dallara-Toyota und Barrons Panoz-Toyota verhakten sich, Briscoe war Passagier auf einem Horrorflug in den Fangzaun. Dank guter Sicherheitstechnik und sehr viel Glück nur leicht verletzt, verbringt Briscoe die Nacht jedenfalls im Spital. Pleite Nr. 3 somit für - wen? - genau: Briscoes Teamchef Chip Ganassi.Tony Kanaan, am Ende seiner Regentschaft als IRL-Champion, war betrübt über die Fahrweise seiner Kollegen, vor allem von Kollegin Danica Patrick. Sie hatte wieder die Pole Position und zeigte auch eine solide Leistung bis zum letzten Restart, den sie allerdings verhaute. Sie wurde wegen eines groben Frühstarts von der Rennleitung zurückgepfiffen und wurde am Schluß Sechste. Außerdem hatte Kanaan ihr wenig Schmeichelhaftes auszurichten: sie fahre wie eine Idiotin und müsse noch viel lernen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Mit drei Bonuspunkten für die meisten Runden in Führung machte Dan Wheldon in Runde 185 de facto alles klar: er muß beim nächsten Rennen nur mehr anwesend sein, um sich als IRL-Meister 2005 feiern zu lassen. Dazu der Sieg im Indy 500, die meisten Saisonsiege – ein perfektes Jahr.
Das Finale war ein harter Zweikampf zuerst zwischen Kanaan und Wheldon; Sam Hornish dirigierte Kanaan dann in Richtung Mauer, dieser verlor etliche Plätze und war hinterher ziemlich sauer. Zwei Runden vor Schluß griffen Castroneves und Hornish Wheldon in Penske-Teamwork an. Diese Teamwork ging leider in einem Mißverständnis unter, es war trotzdem ein Fotofinish – 0,0133 Sekunden entschieden zugunsten des Mannes aus Emberton in England. Rule, Britannia!
Nächstes Rennen, das vorletzte des Jahres: Der Watkins Glen Indy Grand Prix am 25. September.
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