MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

GrandAm, Champcar & Nascar

Der Sieg beim Finale der Champcar World Series ging an Justin Wilson, Carl Edwards holte sich in Texas den zweiten NASCAR-Sieg in Folge.

Text: Johannes Gauglica, Fotos: Dan Streck, USA LAT Photographic, Ford

Kurze IndyCar-News: Penske Racing trennt sich von Toyota und bekommt für nächstes Jahr Motoren von Honda. Kurios: Roger Penske ist einer der größten Toyota-Händler der USA. Cheever Racing verliert Red Bull als Sponsor. Und IndyCar-Meister Dan Wheldon wechselt zu Chip Ganassi Racing, schaut sich aber auch nach einem Formel-1-Freitagsdrive um.

Grand American Road Racing Series – Autódromo Hermanos Rodríguez, Mexico City

“Hermanos Rodriguez”: die Brüder Ricardo und Pedro, bis heute Mexikos international erfolgreichste Rennfahrer. Beide waren furchtlose Virtuosen, beide starben im Rennauto: Ferrari-Werksfahrer Pedro 1962 auf eben dieser Strecke, sein älterer Bruder Pedro neun Jahre später in einem Gulf-Porsche 917 auf dem Norisring in Nürnberg.

Neuzugänge in der “Daytona Prototype”-Klasse: der talentierte Kanadier Michael Valiante unterschrieb bei Finlay Motorsports, er hofft auf einen Vertrag für 2006 – das Rennen wurde für ihn leider zur Nullnummer. Und die ALMS-Flüchtlinge von Pacific Coast Motorsport rollten zum ersten Mal ihren Riley-Pontiac (was sonst?) an den Start, am Steuer die Stammfahrer Alex Figge und Ryan Dalziel. Das GrandAm-Feld für Mexico City fiel mit 28 Autos eher dünn aus.

Wayne Taylor und Max Angelelli im SunTrust-Riley mußten nur das Rennen starten und jeweils eine gezeitete Runde fahren, um den Titel in der Prototypenklasse sicherzustellen. Weitaus offener war die Sache bei den GT, nur ein Punkt lag zwischen Marc Bunting und Andy Lally im TRG-Pontiac GTO.R und deren Verfolger Craig Stanton im Porsche 996. Luis Diaz jr. riß das zahlreich erschienene mexikanische Publikum zu Begeisterungsstürmen hin, er zeigte eine Bombenleistung und kämpfte gemeinsam mit Scott Pruett um den Tagessieg.

Der Preis für den frechsten Frühstart geht an Jörg Bergmeister: der Deutsche im Riley-Pontiac von TRG/Krohn Racing reihte sich am Start als drittes Auto in die erste Reihe ein, das fiel natürlich auf - ab an die Box zum Stop & Go.

Höherer Benzinverbrauch kostete Diaz das Rennen, als er einen Splash & Go einlegen mußte. Die erste Pole Position für einen BMW-Motor, und nach 400 Meilen der erste BMW-Sieg gingen an das Finlay Racing Team mit Jungstar Michael McDowell und den in Mexiko geborenen Memo Gidley.

Vom Start weg wechselten McDowell und Pruett sich an der Spitze ab, während das SunTrust-Team vom sechsten Startplatz ständig aufholte. Nach den Fahrerwechseln führte Diaz zur Freude der Einheimischen, dann mußte er zum Tanken, Gidley und Angelelli gingen vorbei.

In der GT-Meisterschaft hatte Craig Stanton im Porsche nur einen Punkt Rückstand auf Marc Bunting und Andy Lally mit dem Pontiac. Die beiden werksunterstützten Pontiac GTO.R der Racers Group von Paul Edwards/Jan Magnussen und Bunting/Lally wurden ans Ende des Feldes strafversetzt, waren aber die schnellsten ihrer Klasse. Auberlen / Sigal / Alhadeff im BMW M3 von Sigalsport führten bis ins letzte Renndrittel, verloren aber den Sieg mit dem zusätzlichen Fahrerwechsel.

Edwards/Magnussen gewannen das Rennen, hinter dem BMW kämpften Lally und Stantons Teamkollege David Murry um den Titel. Es wurde viel gerempelt, und mit einem Kamikazemanöver in der letzten Runde segelte der Porsche quer über die Curbs am Pontiac vorbei. Murry und Lally müssen je 3000 Dollar Strafe zahlen, das Resultat bleibt unverändert: damit geht die GT-Meisterschaft 2005 an Craig Stanton.

2006 fährt die GrandAm wahrscheinlich gemeinsam mit der NASCAR Busch Series in Mexico City, gegen die ChampCars zieht man beim Publikum den Kürzeren. Eddie Cheever möchte mit einem Prototypen einsteigen, gleichzeitig haben ein paar Teams Absprungtendenzen in Richtung ALMS.

Resultat

ChampCar World Series - Gran Premio de México, Autódromo Hermanos Rodríguez, Mexico City

Die ChampCar World Series ist weiter am Shoppingtrip: von der kanadischen Molson-Brauerei hat man die Rechte für das Toronto Molson Indy erworben. Das Stadtrennen zählt zu den größten ChampCar-Rennen des Jahres und ist mit durchschnittlich 160.000 Zuschauern alljährlich Torontos größte Sportveranstaltung.

Die Rechte für den Grand Prix of Long Beach haben die ChampCar-Macher sich bereits gesichert, und halten außerdem Beteiligungen an den beiden mexikanischen Strecken: dem Fundidora Park in Monterrey, nahe der amerikanischen Grenze, und dem ehemaligen Formel-1-Autodrom in Mexico City.

Prozessiert wird auch: Derrick Walkers „Team Australia“ hat (ausgerechnet) den Australier Marcus Marshall wegen Vertragsbruches gefeuert, dieser wehrt sich gerichtlich. In Mexico City bereitete „Team Australia“ ein Auto für Formula-Atlantic-Meister Charles Zwolsman aus den Niederlanden vor; die „Atlantics“ sind die Nachwuchsserie der ChampCars. Bei HVM stieg der Mexikaner Homero Richards ein; zusammen mit den Fixstartern Rodolfo Lavin und Mario Dominguez waren also drei mexikanische Fahrer im „Gran Premio“-Einsatz.

Die letzten beiden Rennen in Mexiko hat jeweils der Trainingsschnellste gewonnen, gutes Vorzeichen für Justin Wilson: der Brite sicherte dem RuSPORT-Team die Pole. Im Rennen ließ er es dann sehr einfach aussehen: schnellste Runde, 66 von 70 Runden in Führung, eine souveräne Leistung. Turbulent wars trotzdem: gleich in den ersten Runden legte sich Wilsons Teamkollege A.J. Allmendinger mit Paul Tracy an. P.T. ließ A.J. „anrennen“, das brachte ihm selber aber einen Reifenschaden und eine Strafe ein. Er tobte in der Folge vom letzten Platz durchs Feld.

Allmendinger hielt sich weiter hinter Wilson, der nur für drei Runden die Führung an den Lokalhelden Rudolfo Lavin abgab. Ein weiterer Mexikaner war auf Kurs in Richtung „Stockerl“: Mario Dominguez brachte die 200.000 Fans zum Jubeln – bis zwölf Runden vor Schluß. Dann verbremste sich Timo Glock kapital und räumte Dominguez ab. Unter dem Wutgeheul des Publikums setzte der deutsche „Rookie of the Year“ seine Fahrt fort, die Rennleitung entschied auf „racing incident“, keine Strafe.

In Runde 62 ein seltener Fehler von Sebastien Bourdais: der Champion schob nach einem Verbremser Cristiano da Matta und sich selbst aus dem Rennen. Diese dritte und letzte Gelbphase brachte die ersten Fünf (darunter, unglaublich, wieder Tracy) knapp zusammen, den Restart verschlief Glock komplett: Oriol Servia und Tracy gingen vorbei.

Doppelerfolg für RuSPORT mit Wilson und Allmendinger, Tracy wurde am Schluß sogar noch Dritter, aber Allmendinger hatte ihm folgendes auszurichten: „P.T. ist ein Idiot. Ich gebe Bourdais nie gern recht, aber Tracy ist der schmutzigste Fahrer da draußen.“
Reaktion von Paul Tracy, ungewöhnlich besonnen: „A.J. hat wahrscheinlich ein Recht, verärgert zu sein. Ich habe ihn hart geblockt. Meine Strafe habe ich wohl verdient.“

Und das waren die ChampCars für heuer. Die wirtschaftliche Zukunft der Meisterschaft scheint gesichert, eine „Wiedervereinigung“ mit den IndyCars weiterhin nicht in Sicht. Schlecht für die „Open Wheeler“, aber NASCAR freut sich.

Resultat | Tabelle

NASCAR Nextel Cup – Dickies 500, Texas Motor Speedway

Greg Biffle beschuldigt seinen Chase-Konkurrenten Jimmie Johnson, das Testlimit von sieben Sessions per Fahrer umgangen zu haben. Bei einem Test des Hendrick-Teams fuhr Johnson das Auto von Kollegen Brian Vickers. NASCAR sagt: nicht sauber, aber auch nicht illegal. Für 2006 gibt es wohl eine Regeländerung.

Was haben Carl Edwards und Rallyestar Sebastien Loeb gemeinsam? - Beide turnen gerne. Edwards ist bekannt für seinen „backflip“, den Salto rückwärts in der Victory Lane. In Texas flippte er wieder, zum zweiten Mal in Folge. Damit hat er in seiner ersten vollen Nextel-Cup-Saison schon vier Rennen gewonnen. Zwei Runden vor Schluß des 334-Runden-Rennens auf dem „One-Miler“-Trioval ging er an seinem Ford-Teamkollegen bei Roush Racing, Mark Martin, vorbei.

Es gab nur sechs Gelbphasen, lange Zeit führte Matt Kenseth vor Greg Biffle (beide Ford) bis auf einen kurzen Platztausch fast ununterbrochen. Das gelbe Tuch wehte erstmals in Runde 83 wegen Biffles Dreher in die Bedeutungslosigkeit, er ward in der Spitzengruppe nicht mehr gesehen.

Kenseth hielt sich bis Runde 149 an der Spitze, gab die Führung mit einem Boxenstop ab, nach den Stops der anderen Autos war er in Runde 155 schon wieder vorne. Die Kronprinzen waren Tony Stewart (Chevy), Casey Mears (Dodge) und langsam, aber sicher auch Edwards.

In Runde 165 ging Kenseth die Luft aus, mit einer defekten Batterie wurde er am Schluß noch Dritter. Auch Stewart führte später ein paar Runden, wurde dann jedoch vom Roush-Geschwader Martin-Kenseth-Edwards und von Mears „geschnupft“.

Während Edwards an Martin vorbeiging (Teamtaktik?), verlor Stewart auch den fünften Platz an seinen Hauptrivalen Jimmie Johnson (Chevy). Damit bleibt Stewart in der Chase in Führung, der Vorsprung auf Johnson reduziert sich aber auf 38 Punkte. Der überraschende Edwards ist jetzt mit 77 Punkten Defizit an der dritten Stelle.

Greg Biffle, vor dem Rennen noch Meisterschaftsdritter, rutschte mit einem 20. Platz auf den vierten Tabellenrang ab, sein Rückstand beträgt jetzt über 100 Punkte. Gemeinsam mit den Herren Martin, Kenseth, Newman, Busch, Wallace (bald Pensionist) und Mayfield kann er sich bereits Gedanken über die nächste Saison machen, heuer wird’s mit dem Cup wohl nichts mehr. Es gibt nämlich nur mehr zwei Rennen, als nächstes das Checker Auto Parts 500 in Phoenix am 13. November.

Resultat | Tabelle

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Die Formel-1-Kommission hat erneut über Änderungen am Motorenreglement 2026 diskutiert - Welche Entscheidungen am Donnerstag außerdem getroffen wurden

Zwischen Fortschritt und Nostalgie

Die V10-Debatte aus Fahrersicht

Die Gespräche über eine Rückkehr der Formel 1 zu V10-Motoren ebben nicht ab - Für einige Fahrer geht es dabei vor allem um leichtere und agilere Rennwagen