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Alles neu bei Christian Klien

Christian Klien wurde in Wr. Neudorf sein neuer Dienstwagen übergeben und stellte sich den Fragen der Journalisten. motorline.cc war auch dabei.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Honda

Weißes Hemd, Jeans, der typische Kurzhaarschnitt - irgendwie hinterlässt der ehemalige Red Bull-Vorzeigejunior Christian Klien auch optisch einen "frischen" Eindruck. Dass er ein neues Kapitel in seiner Karriere eröffnet hat, sieht man ihm quasi schon von weiter Ferne aus an.

Der Hohenemser nahm am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz bei Honda Österreich in Wiener Neudorf seinen neuen Dienstwagen, einen 295 PS starken Honda Legend, entgegen. Und stellte sich in einer kleinen Journalistenrunde den Fragen der österreichischen Medienvertreter.

"2012? Na - des is ma z'lang!"

"Ich bin stolz, bei einem Topteam wie Honda fahren zu können, welches nur ein Ziel hat, nämlich Weltmeister zu werden. Ich kann als Test- und Ersatzfahrer mit meinen drei Jahren Erfahrung als Grand Prix-Pilot einen wesentlichen Beitrag dazu leisten", erklärt der 24-jährige. Den "mehrjährigen" Vertrag ("ich darf die Jahre nicht nennen, also muss ich mehrjährig sagen") betrachtet er nicht als Rückschritt, sondern als "Neubeginn".

Und freilich würde die Karriere des Alex Wurz respektive dessen Rückkehr in das Renncockpit Hoffnung geben: "Alex hat gezeigt, dass es einen Weg zurück gibt." Ob er also 2012 wieder in das Renncockpit zurückkehren werde, fragt einer der Kollegen frech in Anspielung auf jene sechs Jahre, die Wurz als Testpilot verbrachte. "2012?", lacht Klien. "Na, des is ma z'lang! So lang werde ich nicht warten."

Schifahren muss sein

Nicht ganz ernst meint Klien auch, er hätte den Vertrag mit Honda sicher nicht unterschrieben, wenn man ihm das Schifahren verboten hätte: "Man kann einem Österreicher das Schifahren nicht verbieten. Es liegt an einem selbst, das Risiko einzuschätzen. Du schadest dir nur selbst, wenn du dir etwas brichst." Mit einem schelmischen Blick hinüber zu Roland Berger, dem Boss von Honda Österreich, betont Klien: "Ich bin ein vorsichtiger Schifahrer!" Nachsatz, etwas leiser: "Sag ich jetzt einmal."

Berger hakt ein, erzählt lachend: "Dein Vorgänger war alles andere als vorsichtig - und zwar in jeder Hinsicht!" Dieser in jeder Hinsicht unvorsichtige Vorgänger, dieser letzte österreichische Formel 1-Pilot im Dienste Hondas heißt ebenfalls Berger - es handelt sich natürlich um Gerhard Berger, der 1992 bei McLaren-Honda fuhr.

Gesicherte Zukunft, beste Aufstiegschancen

Roland Berger streute auch erklärende und für Klien ermutigende Worte zur Firmenphilosophie des japanischen Automobilgiganten ein: "Es ist bei Honda in allen Bereichen so, dass man eine gesicherte Zukunft hat, wenn man seinen Job gut erledigt." Das habe man auch bei Anthony Davidson, dem direkten Vorgänger von Klien, gesehen, der nach sechs Testjahren bei Super Aguri ein Renncockpit erhielt. Aus diesem Grund seien die Grand Prix-Rückkehrchancen von Klien bei Honda "größer als woanders", sagt Berger.

Warum Klien und nicht Gary Paffett oder James Rossiter den Zuschlag erhielten, ist für Berger sonnenklar: "Sie brauchten einen Piloten mit GP-Erfahrung und der nötigen Streckenkenntnis. Einen, der im Falle des Falles, wenn er einspringen muss, sofort die nötige Performance bringen kann."

Seine Performance konnte Christian Klien bereits in der letzten Woche in Barcelona einbringen - bei den ersten Testfahrten mit dem Honda RA106. "Das hat wirklich gut getan, schließlich saß ich drei Monate lang nicht mehr in einem Formel 1-Boliden", erzählt Klien. Dass er bei den Tests vor den Red Bull-Piloten David Coulthard und auch Mark Webber, seinem Nachfolger bei den Bullen, lag, würde ihm "schon sehr taugen", gibt Klien gerne zu. Mehr Genugtuung würde es ihm jedoch bringen, wenn er irgendwann "ganz vorne stehen" könnte.

Klien zeigte sich vom Honda-Motor angetan, der "im oberen Drehzahlbereich kräftiger ist". Auch die Aerodynamik des RA106 sei ausgefeilter, was jedoch einen logischen Hintergrund haben würde: "Bei Red Bull haben sie zur Saisonmitte die Entwicklung eingestellt."

Neuer Reifen verzeiht Fehler

Seine ersten Eindrücke von der neuen Reifengeneration von Bridgestone, dem nunmehr alleinigen Ausrüster der Königsklasse: "Die neuen Reifen sind natürlich härter und um rund zwei Sekunden langsamer. Aber sie verziehen dir mehr Fehler, du kannst relativ leicht korrigieren."

Auch Klien bestätigt, dass es im kommenden Jahr vor allem auf das Auto und da wiederum vermehrt auf die Aerodynamik ankommen würde. "Ganz klar - wir haben den gleichen Reifen, die Motoren sind eingefroren, das Auto wird entscheiden." Diesbezüglich habe Honda den großen Vorteil, dass "alle Abteilungen, auch zwei Windkanäle, nebeneinander liegen - die Mitarbeiter müssen nicht eine Stunde anreisen, wenn sie in den Windtunnel wollen".

Den neuen Honda-Boliden habe er bereits bei seinem Werksbesuch am Monitor gesehen, dieser würde "wesentlich aggressiver aussehen", die Seitenkästen seien "noch kleiner geworden". Zu der aktuellen Diskussion rund um die de facto-"Kundenautos" von Toro Rosso und Super Aguri (fährt mit dem aktuellen Honda-Chassis) möchte Klien jedoch "lieber nichts sagen".

Kein Weckdienst mehr...

Das tut Klien auch, als einer der Reporter sich danach erkundigt, ob und wie sehr er Dr. Helmut Marko vermissen würde. Klien lacht, fügt hinzu, dass "der einzige Unterschied" nun darin bestehen würde, dass "niemand mehr um halb acht Uhr Früh anruft, um zu sehen, ob ich schon aufgestanden bin".

Ein bisschen Kontrolle gibt es aber auch bei Honda. "Der dortige Trainer wird im Januar nach Hohenems kommen, um sich mein Training anzusehen." Die Honda-Jungs trainieren jeder für sich, gemeinsame Trainingslager wie bei Red Bull Racing werde es nicht geben, obwohl: "Man kann sich immer zusammentun, wenn man das möchte."

Die Verhandlungen mit Honda hätten "nach Monza" begonnen, verrät Klien. Die Entscheidung von Red Bull Racing, ihn nicht mehr weiter als Einsatzpilot zu verpflichten, würde er auch heute noch als "ungerechtfertigt" einstufen, bleibt der Hohenemser bei seinem Standpunkt. Ansonsten jedoch würde er nicht im Zorn zurückblicken: "Red Bull hat mir in den neun oder zehn Jahren sehr viel ermöglicht und dafür bin ich dankbar." Sicher sei er im ersten Moment "riesig enttäuscht" gewesen, gibt er zu.

Klien war stets loyal dem Team gegenüber - auch in einer Zeit, in der sogar in den öffentlichen Statements längst nur noch die Kritik an seinen Fähigkeiten überwogen hat. Klien sagt dazu: "Vom Team her, von jenen Leuten, welche direkt mit mir gearbeitet haben, gab es keine Kritik - die sind nach wie vor zu mir gestanden." Aus diesem Grund sei die Verpflichtung von Mark Webber dann doch etwas überraschend für ihn gewesen. Wie auch immer - er würde auch heute noch "Red Bull trinken", erklärte Klien mit einem Grinsen.

Viel zu tun

Schon in dieser Woche kehrt Klien, in Jerez, ins Testcockpit zurück. Nach einer Weihnachtspause werde es vor dem Saisonstart noch vier weitere große Test-Sessions geben. "Ich bin bei allen dabei", verrät Klien. Nach Saisonbeginn jedoch darf bekanntlich nur noch ein Auto bei den Tests eingesetzt werden. Wer wird mit diesem Auto fahren? Wird Klien ab Saisonbeginn an Unterbeschäftigung leiden? "Dieses Auto wird unter den Einsatz- und den Testpiloten aufgeteilt. Zudem sind die Tests oft direkt nach Überseerennen angesetzt - ich werde oft genug zum Fahren kommen."

Früher fuhren Formel 1-Piloten nebenbei in anderen Klassen Rennen. Ob er an eine solche Lösung gedacht habe, um so weiterhin Rennen fahren, das Kämpferherz weiter schlagen lassen zu können? Klien lacht: "Das ist bei 18 Grand Prix, zahlreichen Testfahrten und 44 PR-Veranstaltungen unmöglich. Und schließlich habe ich auch noch eine Freundin."

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