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"Ich möchte regelmäßig um Siege mitfahren!"

Andreas Zuber möchte 2007 im GP2-Team von Jonathan Williams, dem Sohn von Sir Frank, um Siege kämpfen. motorline.cc sprach mit "Zubi"...

Michael Noir Trawniczek

Andi Zuber hat es geschafft - bei den GP2-Testfahrten im Herbst konnte der Österreicher mit einer Bestzeit und weiteren Spitzenleistungen auf sich aufmerksam machen. Schon in der abgelaufenen Saison errang er in der Türkei im Sprint den Sieg. Jetzt hat Zuber bei i sport angeheuert, dem GP2-Team von Jonathan Williams, dem Sohn des britischen F1-Rennstallbesitzers. Im Rahmen eines Besuchs bei i sport in England konnte Zuber auch die Williams-Fabrik in Grove besichtigen und mit Sir Frank Williams sprechen.

Im motorline.cc-Talk erzählte der in Dubai lebende Österreicher von seiner Werksbesichtigung, schätzte seine Chancen für 2007 ein und erklärte, warum die vielen Testbeschränkungen in der F1 den jungen Piloten schaden würden.

Andi, alles Gute zu deinem GP2-Cockpit - i sport war ja auch eines deiner Wunschteams für 2007?

Danke, ja genau, i sport war mein Wunschteam und wir haben auch sehr hart dafür gearbeitet für dieses Cockpit. Sowohl technisch als auch körperlich - in dem Sinne, dass ich bei den vorangegangenen Tests wirklich fit war. Man hat es dann auch gesehen: Der Speed hat gepasst, die körperliche Fitness hat gepasst. Und auch die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren hat gepasst - all das hat dann im Endeffekt das Team überzeugt.

Der Vertrag ist nur für eine Saison ausgelegt, oder?

Ja klar - denn man weiß ja nie: Wenn ich erfolgreich bin, kann ich ja vielleicht in die Formel 1 aufsteigen - oder aber ich fahre 2008 noch ein Jahr GP2, das kommt darauf an.

Du hast dich gegen 15 Konkurrenten, die alle dieses i sport-Cockpit haben wollten, durchgesetzt.

Genau, am Anfang waren es 15, dann waren es nur noch vier: ich, der Mike Conway, der heuer auch das Formel 3-Rennen in Macau gewonnnen hat, der Lucas di Grassi, der letztes Jahr in Macau gewonnen hat und heuer bereits GP2 gefahren ist sowie Bruno Senna, der Neffe von Ayrton, der dort unbedingt fahren wollte. Er war beim Testen auch sehr schnell, aber das Team hat dann doch mehr auf Erfahrung gesetzt.

Timo Glock wurde als dein Teamkollege bestätigt. Er fuhr bereits ein Jahr bei i sport - du hast dich stets für ihn als Kollegen ausgesprochen.

Timo ist mein Wunsch-Teamkollege. Ich kenne ihn schon seit einiger Zeit und ich kann mich mit ihm sehr gut unterhalten, er ist einfach ein lockerer Typ. Ich bin mir sicher, dass wir gut zusammenarbeiten werden, natürlich sind wir auf der Rennstrecke Konkurrenten. Er ist ein einfacher harter Arbeiter, so wie ich das eigentlich auch bin.

Der Teambesitzer von i sport heißt Jonathan Williams, er ist der Sohn von Sir Frank Williams - du warst ja bei deinem Besuch bei i sport in England auch in der Williams-Fabrik in Grove vor Ort - wie sind deine Eindrücke?

Das war toll, der Kontakt kam über Jonathan Williams und meinen Fitnesstrainer Erwin Göllner zustande, der bereits für Jacques Villeneuve gearbeitet hat. Wir waren den ganzen Tag in der Fabrik, wir wurden überall herumgeführt und ich habe sogar den Alex Wurz getroffen, aber wir haben uns nur kurz begrüßen können, weil er gerade einen Termin hatte. Diese Besichtigung war ein Hammer, das war eine Riesen-Erfahrung für mich.

Du hast auch mit dem britischen Rennfuchs Sir Frank Williams gesprochen...

Ja, ich konnte mit Frank Williams aber auch mit Patrick Head sprechen. Frank hat gewusst, dass ich bei den Tests einmal Schnellster und einmal Zweitschnellster war und deshalb hat er mich auch seinem Sohn empfohlen. Frank weiß natürlich auch, dass i sport ein Topteam ist und er wird sicher darauf achten, was der Zuber in einem Topteam zu Wege bringt. Und natürlich hoffe ich, dass mir Frank dann irgendwann Mitte Sommer einen Formel 1-Test gibt, das wäre natürlich ein Hammer. Natürlich muss ich dann erfolgreich sein, das ist klar.

Die GP2 wird ja mit Einheitsboliden bestritten - was macht ein Topteam in dieser Serie aus?

Naja, die Engländer bei i sport sind direkt und einfach, da gibt es kein langes Herumreden, da kommt man gleich zur Sache - ich persönlich tue mir mit Engländern viel leichter, ich kann mit ihnen viel besser zusammenarbeiten. Bei i sport ist alles professionell - es sind nicht zu viele Leute am Werk - nur jene, die du auch wirklich brauchst. Es wird Klartext gesprochen. Wenn du etwas sagst, wird das Auto verändert. Wenn sie etwas sagen, machst du das auch. Emotionen werden hintangestellt, sie arbeiten einfach professionell.

Welche Chancen gibst du dir für die kommende Saison?

Ich sage so: Wenn i sport wieder so einen Superjob erledigen kann wie in dem vergangenen Jahr, dann können mein Teamkollege und ich regelmäßig um Siege mitfahren.

Und über diese Siege möchtest du dich dann für einen Formel 1-Test empfehlen?

Genau, ich erhoffe mir, dass wenn ich erfolgreich bin, ich dann einen Zweitagestest - also einen richtigen, einen gescheiten Test - in der Formel 1 erhalte, bei dem ich mein Talent unter Beweis stellen kann.

Stichwort Testen und Formel 1 - die Testmöglichkeiten wurden für 2007 ziemlich reduziert: In der laufenden Saison dürfen F1-Teams nur noch ein Auto einsetzen, an den GP-Freitagen dürfen zwar beliebig viele Fahrer eingesetzt werden, da aber nur die beiden Einsatzchassis verwendet werden dürfen, wird es keine Freitagspiloten mehr geben. Was sagst du dazu?

Die Freitagsfahrer waren ohnehin ein bisschen verwirrend für die Fans, deshalb bin ich froh, dass dies nun beendet wurde. Die Testbeschränkungen, die man in der Formel 1 vorgenommen hat, sind aber insgesamt zu viel, denn für die Newcomer wird es nun sehr schwer. Die Tests werden großteils von den Einsatzpiloten bestritten werden - für die Jungen ist das nicht so einfach, sie leiden sehr unter dieser Regelung.

Du hast Sponsoren aus Dubai und Italien - gibt es da gewisse sportliche Vorgaben, die du erfüllen musst?

Natürlich wollen sie Leistung sehen. Wenn ich da mit einem Spitzenauto nur hinten rumgurke, würden sie irgendwann einmal sagen: 'Tut uns leid, aber das Investment zahlt sich nicht mehr aus...' Was das kommende Jahr betrifft, wollen sie sicher, dass ich einige Male auf dem Podest stehe.

Du hast auch einmal bei Red Bull um ein Sponsoring angefragt, im Vorjahr...

Ja, allerdings wurde ich mit der Begründung, dass kein Budget mehr vorhanden sei abgelehnt, seither habe ich es dort nicht mehr probiert, da ich dann ja in Dubai Geldgeber gefunden habe.

Du bist deinen Weg ohne Red Bull gegangen - wie ist deine Meinung zu dem Junioren-Projekt von Red Bull?

So weit ich weiß, sind dort fast keine Österreicher mehr vorhanden, was schade ist. Allerdings habe ich keine Einblicke - ich würde mich gerne einmal mit Christian Klien darüber unterhalten. Ich freue mich übrigens sehr für den Christian, dass er nun bei Honda ein Testcockpit erhalten hat.

Wäre das auch für dich der Weg, es über ein Testcockpit in die Formel 1 zu schaffen.

Ja, das wäre natürlich die logische Konsequenz einer hoffentlich sehr erfolgreichen GP2-Saison 2007 - dass ich für 2008 ein Testcockpit in der Formel 1 erhalte.

Du warst an einer technischen Schule - hilft dir diese Ausbildung bei der Fahrzeugabstimmung?

Ja, die Schule hat mir da wirklich irrsinnig weitergeholfen, was das Grundwissen anbelangt. Daher bin ich auch in punkto Technik sehr gut drauf und auch was das Logische Denken betrifft, weil ich das über die HTL von Grund auf gelernt habe. Ich kann mich gut ausdrücken beim Testen - ich weiß genau, wie ich das Fahrverhalten erklären kann.

Dabei hört man immer wieder Klagen der Techniker, dass die jungen Piloten der heutigen Generation keine eigenen Ideen mehr einbringen, sie sich nur ins Auto setzen und den Technikern die Abstimmung überlassen. Bist du also die große Ausnahme?

Es geht schon darum, dass du dem Ingenieur deine Eindrücke vermittelst - du kannst jetzt nicht sagen: 'Stell das um und dann wird es besser', denn du bist ja kein Ingenieur. Und der sagt dir ja meist auch nicht: 'Fahr die Kurve anders.' Du musst also sehr gut erklären können, wie sich das Auto verhält und dazu kannst du schon auch vorschlagen, welche Änderungen vielleicht besser wären. Und es ist schon klar: Desto schneller und desto besser du die Abstimmung erledigst, desto schneller geht es dann auch vorwärts.

Die GP2 hat im abgelaufenen Jahr oftmals packende Rennen geliefert - auch auf jenen Strecken, die in der F1 als überholuntauglich gelten, wie beispielsweise Imola.

Die Formel 1 ist so hochgestochen und entwickelt sich stets weiter, während die GP2-Boliden aerodynamisch eher auf dem Entwicklungsstand sind, wie die F1 vor fünf, sechs Jahren gefahren ist. Mit einem GP2 rutscht man viel mehr herum, obwohl rillenlose Slicks eingesetzt werden - deshalb kann man in der GP2 viel leichter überholen.

Du wärst also auch dafür, die Aerodynamik der Formel 1-Boliden ein wenig zurechtzustutzen?

Ja, einfach ein paar gezielte Maßahmen, um die Rennen wieder spannender zu gestalten. Maßnahmen wie die Motoreneinfrierung bringen vielleicht eine Kostenersparnis, aber im Endeffekt hilft es wieder nichts weiter, was die Spannung betrifft. Das finde ich ein bisschen schade - dass immer nur an die Kosten gedacht wird und nicht an das Racing.

Die Kostenersparnis ist ja auch sehr fragwürdig - während die FIA eine Regeländerung nach der anderen vornimmt, um die Kosten einzudämmen, erhöhen die Teams ihre Budgets und stellen zusätzliche Mitarbeiter ein - in England wurden die Budgetzahlen der britischen Teams veröffentlicht, von 2004 auf 2005 wurde fast nur erhöht, lediglich Williams hat abgebaut.

Im Grunde kosten diese Änderungen nur noch mehr Geld. Es kostet einfach etwas, wenn du von einem V10- auf einen V8-Motor wechselst. Irgendwie dreht sich das alles schon seit Jahren im Kreis, was die Änderungen in der Formel 1 betrifft. Das macht für mich eigentlich gar keinen Sinn.

Kann man nur hoffen, dass sich das irgendwann wieder bessert und dass vor allem die jungen Piloten wieder mehr zum Fahren kommen.

Das ist ja das Problem, dass die Jungen nicht zum Fahren kommen. Wenn ich zum Beispiel an den Nico Rosberg denke, den kenne ich ganz gut. Der hatte genau das Problem, dass er einfach nicht zum Fahren kam. Der fährt zehn Runden im Freien Training und schon muss er ins Qualifying. Das ist ja eine Verarschung der jungen Fahrer. Das macht einen jungen Fahrer kaputt. Und wenn du dann noch einen starken Teamkollegen wie den Mark Webber hast, ist das alles andere als einfach. Man muss die Fahrer einfach fahren lassen, dann erst kann man richtige Vergleiche ziehen. Der Christian Klien hatte das gleiche Problem.

Sicherlich auch ein Grund dafür, dass es eigentlich wenige junge Fahrer geschafft haben, sich wirklich einen großen Namen in der F1 zu machen und dass viele auch wieder die Serie verlassen mussten, weil sie ihr Talent nicht zeigen konnten.

Klar, wenn man nie oder nur selten zum Testen kommt, dann ist diese Etablierung auch unmöglich - von nichts kommt nichts. Man muss einfach arbeiten und Erfahrungen sammeln.

In der GP2 kommt man wahrscheinlich mehr zum Fahren als in der Formel 1...

Die GP2-Testfahrten werden zwar auch bereits begrenzt, aber ich komme schon noch zum Fahren, das passt schon. Es sind sechs bis acht Testtage vor dem ersten Rennen.

Die GP2-Autos bleiben gleich 2007?

Es wird einen leichten Aerodynamik-Update geben - die Seitenkästen und der Heckspoiler werden geändert. Und auch in der Elektronik soll ein Update erfolgen, doch da gibt es derzeit nur Spekulationen - ein 'Boost to pass'-Button soll kommen, aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Dieser Update soll jedenfalls im Januar kommen.

Wann bist du erstmals für dein neues i sport-Team im Einsatz?

Schon sehr bald, am 1. Dezember. Da gibt es einen Test in Valencia, da werden die meisten Fahrer auch schon in jenem Team fahren, für das sie 2007 antreten werden. Ich werde bereits im Boliden von i sport sitzen.

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