Formel 1: Hintergrund | 24.08.2007
Wurz bleibt gelassen - ein gutes Zeichen?
Wurz wieder im Williams-Toyota? Wurz im Toyota? Wie stehen die Chancen von Alex Wurz, auch 2008 wieder in einem Formel 1-Renncockpit zu sitzen?
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Williams F1
Am vergangenen Wochenende wirkte Alex Wurz in einem kurzen Telefonat mit motorline.cc völlig relaxt, informierte sich, wie es Manfred Stohl bei der Deutschland-Rallye ergeht und meinte, es sei bei ihm "alles bestens". Und auch in Istanbul gab sich Wurz betont locker - vor allem auch, als es um die Frage nach seiner ausstehenden Vertragsverlängerung bei Williams-Toyota ging.
Schon in Ungarn sagte Wurz, er sei in punkto Vertragsverlängerung betont zurückhaltend, wolle sich einfach mit guten Leistungen empfehlen - und schließlich konnte Wurz bislang von den 20 WM-Punkten des Teams deren 13 an Land ziehen. Am Ende zählen schließlich doch die Resultate - gerade ein Team wie Williams braucht Piloten, die zur Stelle sind, wenn die Punktetrauben einmal etwas tiefer hängen...
Ebenfalls am vergangenen Wochenende konnte motorline.cc ein kurzes Gespräch mit David Richards führen, der mit Prodrive im nächsten Jahr das zwölfte Formel 1-Team bilden wird. Weil man dort aller Wahrscheinlichkeit nach mit Kundenautos von McLaren-Mercedes fahren wird, galt Alex Wurz als langjähriger McLaren-Tester als einer der Kandidaten für eines der Prodrive-Cockpits - doch Richards erklärte in dem Gespräch, dass er zwar mit Wurz private Gespräche führen, er mit dem Österreicher jedoch nicht in Sachen Vertrag sprechen würde.
Wurz als Ralf Schumacher-Nachfolger?
Eine andere Option wäre für Alex Wurz das Werksteam von Toyota. Dort lässt man Ralf Schumacher weiter zappeln, dort könnte also ein Sitz frei werden. Der hervorragende Ruf als guter Entwickler könnte Wurz in Köln-Marsdorf die Tore öffnen - zumal er ja auch bei Williams bereits mit Toyota-Motoren unterwegs ist. Umgekehrt könnte Williams dann den Japaner Kazuki Nakajima vom Tester zum Einsatzpiloten befördern und so weitere Unterstützung von Toyota erhalten.
Doch es ist noch lange nicht sicher, dass Wurz sein Williams-Cockpit räumen muss - ganz im Gegenteil: Gerüchten zufolge sollen die Chancen sogar sehr gut sein. Der Mittelpunkt des Transferkarussells ist Fernando Alonso.
Die Gerüchte, wonach es den Spanier wieder zurückzieht in den vertrauten Hafen von Renault, wollen kein Ende nehmen. Auch wenn Alonso bei McLaren unter Vertrag steht. Wenn sich ein Pilot nicht mehr wohl fühlt in einem Team, gibt es immer eine Möglichkeit - vor allem dann, wenn es sich um den zweifachen und bislang einzigen Weltmeister im Feld handelt.
Renault-Teamchef Flavio Briatore hat nicht ohne Grund die Bekanntgabe seiner Piloten für 2008 verschoben. Giancarlo Fisichella, Heikki Kovalainen und Nelson Piquet Jr. müssen warten. Mit Alonso könnte das Team wieder in Schwung kommen, zumal im Weltmeisterteam auch die Eingewöhnungsprobleme in Sachen Bridgestone-Reifen langsam aber sicher gelöst werden.
Wird Rosberg abgeworben?
Was aber hat Alonso mit Wurz zu tun? Wenn Alonso McLaren verlässt, könnte dort Nico Rosberg andocken - der junge Deutsche gilt neben Lewis Hamilton als eine der größten Zukunftshoffnungen. Sir Frank Williams würde seinen "unverkäuflichen Rohdiamanten" Nico Rosberg nur schweren Herzens, dank einer großzügigen Ablöse aber vielleicht doch ziehen lassen. Zumal das Budget eines Privatiers immer eine außerordentliche Auffüllung vertragen kann.
Noch eine Variante: Toyota könnte Rosberg an Bord holen und dafür als Gegenleistung weiteren Support zusichern. Williams könnte dann mit dem Gespann Wurz/Nakajima antreten. Rosberg dementierte zwar alle Wechselgerüchte, erklärte aber auch, er würde "sofort in ein siegfähiges Auto umsteigen". Eines ist klar: Sollte Rosberg abgeworben werden, steigen die Chancen von Wurz ungemein. Denn es ist klug, einen der beiden Vorjahrspiloten zu halten.
Laut Michael Wurz auf Rang eins der Wunschliste
Aber auch, wenn Rosberg bleiben sollte, gibt es einige Argumente, die für eine Verlängerung von Wurz sprechen: Die gute Abstimmungsarbeit, von der nicht nur das Team, sondern auch Rosberg profitiert. Und jene Rennerfahrung, die es Wurz ermöglichte, mit dem Williams in die Presche zu springen, Punkte zu holen.
Wurz selbst erklärte am Donnerstag, er werde das Geheimnis rund um seine Position 2008 "sicher nicht lüften". Laut Sam Michael, dem Technikdirektor des Williams-Teams, steht Wurz jedenfalls ganz oben auf der Wunschliste...