Tourenwagen-WM: Steigt Seat aus? | 16.03.2007
15 Kilo dicke Luft
Während aus der WTCC Meldungen über karitative Projekte in Brasilien kommen, ist die Stimmung bei Seat momentan gar nicht karitativ.
24 Tonnen Lebensmittel wurden im Rahmen einer Kampagne in Curitiba von der WTCC gesammelt, das ergibt ca. 120.000 Mahlzeiten für bedürftige Menschen in der Region. Manche werden also zumindest vorübergehend satt, andere wiederum sind „ang’fressen“.
Seat-Boss Puig grollt
Bei den ersten beiden Läufen in Curitiba wurde die Seat-Armada von den Werks-BMW einigermaßen vorgeführt (siehe rechte Navigation!) – ein Schlag ins Gesicht für die Spanier unter ihrem Sportchef Jaime Puig: „Wir haben das schwerste Auto und die schlechteste Aerodynamik. Das hat die FIA bestätigt. Vor der Saison haben wir uns Änderungen erwartet. Wir sind von einem Jahr zum anderen in der WTCC.“Ausstieg?
Seat könnte also auch von einem Jahr aufs andere wieder aussteigen: „Wenn es hier gut für uns läuft, machen wir weiter; wenn nicht, dann nicht. Momentan läuft es nicht gut für uns“, wird Puig mit einer kaum verhohlenen Drohung in den Medien zitiert. Seat ist ab Zandvoort mit fünf Werksautos vertreten, dazu kommt das Quasi-Werksauto von Tom Coronel und einige private Léon Sport. Was ein Seat-Ausstieg für die Meisterschaft bedeuten würde, kann man sich ausmalen.
Die grundsätzliche Schwierigkeit der Tourenwagen-WM: Es gibt kein einheitliches Antriebskonzept, die Regularien müssen die Vor- und Nachteile von Frontantrieb und Heckantrieb, von Hatchback und Stufenheck gegeneinander ausbalancieren. Mit der kurzfristigen Entscheidung, den Hecktrieblern (also mangels anderer Fabrikate den BMW) vor den Brasilien-Rennen 15 Kilo Gewicht nachzulassen, haben die Offiziellen sich noch mehr in die Nesseln gesetzt.
Jordi Gené: "Wir haben einige Nachteile"
Auch Seat-Fahrer Jordi Gené, einer aus der in Curitiba geschlagenen spanischen Truppe, spricht die technischen Nachteile an, die Seat (zumindest nach Meinung von Seat) momentan hat: „Ich kann fairerweise nur beurteilen, was sich in meinem Team tut, und technisch gesehen haben wir heutzutage einige Nachteile."Wir wissen dank der Messungen der FIA im Windkanal, dass unsere Aerodynamik die schlechteste des Feldes ist, weil wir ja die einzigen mit einem Hatchback-Modell sind. Das verursacht einen gewichtigen Speed-Nachteil. Außerdem ist unser Auto breiter als die anderen, und auch das schwerste.“
Gené ist auch der Haupt-Testfahrer des Programmes, sein sachliches Resümee: „Wir müssen also andere Bereiche verbessern, um konkurrenzfähiger zu sein.“ – Auch die weitere Entwicklung dieses Reglement-Streites sieht er eher pragmatisch: „Wenn irgendetwas für diese Meisterschaft typisch ist, dann ist es gegenseitiges Vertrauen und die Förderung von spannenden Rennen zwischen den einzelnen Fahrern und Marken. Das ist das Herzstück der Meisterschaft: die ausgewogene Konkurrenzfähigkeit."
„Ich bin sicher, dass wir im Lauf der Saison alle einen ähnlichen Leistungsstand erreichen werden. Momentan ist BMW zwei Schritte voraus, aber ich hoffe schon, dass bei der nächsten Runde in Holland einige andere Teams ihnen ein bisschen Schwierigkeiten machen können und um den Sieg mitkämpfen.“