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Portugiesischer Beton

In den engen Straßenschluchten von Porto geb es wieder zwei sehr unterschiedliche WTCC-Rennen, mit einer Gemeinsamkeit: Eine Menge Unfälle.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: WTCC

Schon im Training zeigte der Circuito da Boavista sich von der tückischen Seite. Die Devise war "hopp oder tropp", schnelle Runde oder Flug in die Reifenstapel. Roberto Colciago hatte, kaum genesen, sogar einen Feuerunfall zu verzeichnen. Dafür und für die anschließende Rempelei mit Felix Porteiro wurde ihm die Quali-Zeit gestrichen.

Unter den Verlierern der turbulenten Quali-Session (es gab gleich zwei rote Flaggen) ausgerechnet alle drei Portugiesen: Tiago Monteiro war noch der Schnellste, er crashte seinen Seat in der Schikane und musste mit Platz 21 vorlieb nehmen. Freitas und Magelhaes besetzten als 24. und 25. überhaupt die letzten Plätze.

Vorneweg in geschlossener Formation die Chevrolet: Alain Menu und Rob Huff in Reihe 1, Nicola Larini dahinter auf Platz 3. Neben ihm der schnellste Seat, aber kein Auto in Werksfarben, sondern Tom Coronel im „semi-privaten“ Léon. Lauter zertifizierte Heißsporne also, und das auf einer derart engen und rutschigen Strecke wie der von Porto.

Lauf 1: Prozession

Das schöne Wetter war das Highlight im Vormittagsrennen, denn bis auf einige Crashes war es eine Prozession. Und das vor allem an der Spitze: Alain Menu, Rob Huff und Nicola Larini in den blitzblauen Lacetti segelten einem spektakulären Dreifachsieg entgegen. Denn mit dem Überholen war das nicht so einfach: Der Start verlief überraschend glatt, aber bald darauf gings los.

Zuerst schubste noch in Runde 1 Farfus seinen BMW-Markenkollegen Alex Zanardi in einen Dreher, beide konnten weiterfahren. In Runde 3 löschte sich dann das halbe Privatier-Feld gegenseitig aus: Emmet O'Brien, Sergio Hernandez, Luca Rangoni,... - ein halbes Dutzend ineinander verschachtelte Autos blockierten die Strecke. Fünf Runden hinter dem Safety Car waren nötig, um die Strecke zu räumen.

In den letzten Runden tat sich um die Rennentscheidung nichts mehr, einzig Larini im 50 Kilo Ballast-beladenen Lacetti verteidigte noch seinen 3. Platz gegen Gabriele Tarquini. Damit gab es in der WTCC beinahe ein NASCAR-Ergebnis: Chevy-Chevy-Chevy! Stefano d'Aste hieß der Sieger bei den Privatiers.

Lauf 2: Action

Somit fanden sich die "Blauen" am Grid für Lauf 2 auf den Plätzen 6 bis 8 wieder; eigentlich im Überholverbot von Porto keine gute Ausgangslage. Vorneweg jetzt zwei BMW, nämlich Jörg Müller und Andy Priaulx. Der Titelverteidiger aus Guernsey war heuer noch sieglos.

Drei Autos blieben nach Lauf 1 irreparabel in der Garage, die anderen lieferten im Nachmittagsrennen die Spannung nach, die der Vormittag vermissen ließ. Und das, obwohl zwei sich sofort absetzten: Müller und Priaulx setzten sich beim stehenden Start ab und waren für den Rest des Rennens ungefährdet. In Runde 5 nutzte Priaulx einen Verschalter von Müller aus und setzte sich an die Spitze; das war die Entscheidung.

Dahinter trumpfte Tom Coronel im holländischen Seat richtig auf, er hielt die Meute der Werks-Seat genauso in Schach wie die Chevrolet. Die fühlten sich in Porto augenscheinlich wohl, der D-Zug Larini/Menu/Huff nahm sich die Seat-Phalanx vor. Vor allem Huff hatte lang zu kämpfen.

Miguel Freitas löschte vor heimischem Publikum seinen Alfa 156 mit einem ungespitzten Einschlag in die Mauer der Zielgerade aus, das brachte wieder das Safety Car auf den Plan. Gleichzeitig verabschiedete sich auch F1-Flüchtling Tiago Monteiro mit technischem Defekt - ein enttäuschendes Wochenende auf den Straßen seiner Heimatstadt.

Nach dem Restart ging dann das Temperament mit Rob Huff durch: Im Kampf um Platz 5 setzte er seinen Chevy nach einem Verbremser in die Reifenstapel. Mittlerweile wurde der Dreikampf Coronel-Larini-Menu langsam persönlich, die beiden Chevy-Fahrer gerieten sich sogar gegenseitig in die Quere. Dennoch gingen sie in der vorletzten Runde am Holländer vorbei - und Larini gleich in der nächsten Kurve in die Mauer.

Nicht der letzte Unfall in diesem Rennen, denn wenige Kurven vor dem Ziel kegelte Zanardi noch rasch Jordi Gené von der Bahn, das löste ein letztes Autobillard aus. Da war der Sieger aber schon im Ziel: Andy Priaulx holte sich Sieg Nr. 1 in diesem Jahr vor seinem Markenkollegen Müller, der jetzt die Meisterschaft anführt. Alain Menu machte mit Platz 3 ein erfolgreiches Wochenende komplett. Bester Independent-Fahrer war Pierre-Yves Corthals auf Platz 8.

Von Portugal nach Schweden: Weiter geht die WTCC Ende Juli in Anderstorp.

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