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F1 Launches 2008

Die Antithese zur Hochblüte der Zusatzflügel

Während auf den Boliden der Konkurrenz immer mehr Luftleitbleche sprießen, zündet Honda mit dem RA108 ein nahezu gespenstisch schlichtes Auto.

Michael Noir Trawniczek

Die blütenweiße Lackierung des RA108 unterstreicht dessen fast schon gespenstisch wirkende Schlichtheit. Der neue Formel 1-Bolide des japanischen Automobilgiganten Honda könnte als Antithese zur vorherrschenden Hochblüte von Luftleitblechen aller Art verstanden werden. Im Trend liegt der neue Hoffnungsträger von Jenson Button und Rubens Barrichello jedenfalls nicht.

Hochnäsig und gestrippt

Der RA108 trägt wie sein Vorgänger RA107 die Nasenspitze hoch in der Luft, die Nase ist hochgezogen - so hoch wie bei keinem anderen der neuen Boliden. So gibt es bislang auch keinen "Doppeldeckerfrontflügel" - meistens wird dabei ein so genannter "Bridge Wing" quer über die Nase gezogen. Der Frontflügel jenes RA108, den Rubens Barrichello am Mittwoch in Valencia zum ersten Mal gezündet hat, weist überhaupt keine Doppeldecker-Konstruktion auf - es ist ein simpel wirkender, schaufelartiger, zweiteiliger Frontflügel, wie er bereits Ende 2007 beim Vorgängermodell zum Einsatz kam. Die seitlichen Luftleitbleche (Podwings) wurden beim RA108 massiv gestutzt, sie sind zudem nicht mehr mit den "Kaminen" verbunden. Die Seitenkästen wurden verjüngt, die Kühlereinlässe verkleinert. Mechanisch hat sich einiges getan: die Vorderradaufhängung wurde komplett neu gestaltet.

Fehlende Balance

Das Hauptproblem des RA108 war die fehlende Balance beim Bremsen und in Kurvenfahrten - zudem soll es immer wieder vorgekommen sein, dass der aerodynamische Abtrieb beim Anbremsen oder in der Kurvenfahrt plötzlich und unverhofft unterbrochen wurde, er also abgerissen ist. Honda litt auch an Problemen mit dem Windkanal, letztlich hat man sich rettungslos verstiegen. Die Piloten empfanden den Wagen als "unberechenbar" - somit fehlte jene Eigenschaft, die bei einem Rennwagen wesentlich ist: er muss auf Setup-Veränderungen logisch und verlässlich reagieren.

Bigois räumte auf

Beim RA108, in seiner aktuellen Form, sind die Zusatzflügel auf ein Minimum reduziert - im Vorjahr hat Williams diesen Weg mit dem FW29 gewählt. Der damalige Williams-Pilot Alex Wurz hat im Rahmen der Jungfernfahrt des Boliden in einem motorline.cc-Interview erklärt: "Es wurde sehr viel Wert auf geringen Luftwiderstand, auf Low Drag gelegt. Andere wiederum gehen mehr auf Downforce." Jener Mann, der bei Williams an diesem "Low Drag"-Konzept gearbeitet hat, Loic Bigois, wechselte im letzten Jahr zu Honda - der RA108 entstand unter dem Einfluss von Bigois und dem Deutschen Jörg Zander, der BAR-Honda 2005 verlassen hat, nach kurzen Gastspielen bei Williams und BMW Sauber jedoch wieder zu den Japanern zurückgekehrt ist.

Böse Stimmen bezeichnen den neuen Honda RA108 als "unterentwickelt", vergleichen den schlichten, kantigen Boliden mit einem GP2-Wagen. Dabei scheint das Motto derzeit zu lauten: Je weniger Aerodynamik-Komponenten am Auto, desto weniger leicht droht man sich zu verzetteln - der RA108 kann als eine Art Basismodell betrachtet werden. "Superhirn" Ross Brawn, die Ingenieure, die Stammpiloten und "Edeltester" Alex Wurz können nun den Wagen gezielt weiterentwickeln.

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