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Hybrid & Co.: die Sportwagen-Zukunft

Derzeit sind in Le Mans die Diesel en vogue, bald könnten es Hybride sein - nächstes Jahr außerhalb der Wertung, ab 2010 dann "in echt".

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Toyota überlegt die Rückkehr in die Sportwagenszene mit einem Hybrid-Prototypen - Motorline.cc hat berichtet. Der Grund ist recht offensichtlich: mit dem Prius hat man momentan „den“ Hybrid-Pkw im Sortiment, der vor allem in den USA zum Image-Auto geworden ist.

Auch die noble Tochtermarke Lexus hat von ihren schweren Limousinen und SUVs schon Hybridvarianten im Auge. Ein bisschen Racing-Image kann den Hybridautos also sicherlich nicht schaden. Außerdem hat Toyota mit dem ältesten 24-Stunden-Marathon der Welt noch immer eine Rechnung offen...

Es wäre nicht das erste Hybrid-Rennauto des nach Absatzzahlen größten Autoherstellers der Welt. 2007 hat ein Toyota Supra HV-R Hybrid (ein umgebauter Bolide aus der SuperGT, der populärsten japanischen Rennserie) ein 24-Stunden-Rennen in Tokachi gewonnen - hier gibt’s die Story zum Nachlesen.

Der Antrieb in diesem Auto wurde in der Folge auch zum Rennmotor des Jahres 2007 gewählt. Toyota hat also bereits wertvolle praktische Erfahrung. Mit einem Dome-LMP wie dem unten abgebildeten wird angeblich bereits getestet.

2009: halbherzig hybrid

2009 sind Hybrid-Konzepte vorerst nur in der Klasse LMP1 zugelassen, und nur außerhalb der Wertung. Sie dürfen also mitfahren, können aber nichts gewinnen. Dieser Passus hat bei den Ingenieuren, die schon jetzt an Hybridantrieben arbeiten und nach Rennkilometern lechzen, etwas Enttäuschung ausgelöst.

Der Gedanke dahinter: bisher hat noch niemand ausreichende Erfahrung mit solchen Autos im Rennbetrieb – seien es Fahrer, Mechaniker oder auch Streckenposten. Vor allem mögliche Gefahrenmomente (Schwungrad, Überhitzung der Akkus u.ä.) sollen zunächst ausgelotet werden.

Ausloten muss man auch die Performance der einzelnen Systeme und das Leistungsverhältnis zu den konventionellen Verbrennungsmotoren. Sollte sich herausstellen, dass die Hybride um Längen überlegen sind, wird das sicherlich für 2010 flugs geändert. Denn dann geht’s endgültig los – die Hybridautos werden gewertet wie alle andere Teilnehmer.

Weitere Änderungen

Für 2009 ändern sich am derzeitigen Reglement der Klassen LMP1 und LMP2 nur Feinheiten. Prinzipiell geht es darum, die Diesel-Autos etwas einzubremsen und generell den Speed der schnellsten Teams wieder zu reduzieren.

Alle Motoren bekommen durch die Bank eine Restriktor-Reduktion von ungefähr 10 Prozent verordnet. Weitere Maßnahmen werden primär die Dieselmotoren treffen, die dem Rest des Feldes mittlerweile flott davongaloppieren.

Deshalb wird der Turbo-Boost der Selbstzünder um 6,5 Prozent reduziert. In Zahlen wird das auf einen Leistungsverlust von ca. 80 PS hinauslaufen.

Benzin-Prototypen mit speziell gefertigten Rennmotoren bekommen keine zusätzliche Restriktion; „Stock block“-Motoren werden etwas eingebremst – eine Reaktion auf die fabelhafte Performance des Lola LMP1 mit Aston-Martin-Triebwerk heuer.

LMP2 wird eine neue Generation von Motoren sehen, nämlich die Triebwerke aus den GT2-Autos. Die Maschinen auf Produktionsbasis sollen längerfristig der Standard in dieser Klasse werden.

Die Motoren werden in Hinkunft versiegelt und müssen zwei Rennen halten. In Amerika bedeutet das zumeist eine Renndauer von zweimal 2 Stunden 45 Minuten bzw. eine Distanz von ca. 900 Kilmetern. In Europa jedoch wären es 2.000 Kilometer.

Reifen-Regeln

Eine weitere Zielrichtung der ACO-Offiziellen: die Reduktion der Reifenbudgets. Das will man mit der extremen Verlängerung der Reifenwechsel bewerkstelligen – nur noch zwei Mechaniker statt bisher vier dürfen die Reifenwechsel vornehmen. Und das nur mit einem Schlagschrauber pro Auto!

Es wird also noch mehr als bisher ein strikt choreographiertes Boxen-Ballett geben. Nur Fahrerwechsel dürfen während der Reifenwechsel stattfinden, keine andere Arbeit am Auto ist erlaubt.

Die Reifenwechsel werden zeitraubender, man wird sie nach Kräften zu vermeiden suchen – und nach Meinung des ACO härtere, haltbarere und kostengünstigere Reifen verwenden. Ob diese Rechnung aufgeht, werden wir sehen.

Aerodynamik

Die Flügel der LMP1 werden in der Größe reduziert. Ähnlich wie in der Formel 1 sind die Grundmaße der Flügel vorgegeben.

Innerhalb dieses „Quadrates“ können sich die Designer austoben. Nächstes Jahr haben sie dafür eben etwas weniger Platz. Oben drauf kommt eine verpflichtende Gurney-Lippe von 20 Millimetern Höhe.

2011: alles anders

2011 kommt ein neues Reglement mit geschlossenen Autos, die etwas "straßentauglicher“ aussehen sollen. Die gegenwärtigen Chassis werden dann, wenn es nach dem Willen der ACO-Granden geht, ohne Übergangsregelung verschwinden.

Die jetzige LMP2-Klasse wird die technische Basis für diese neuen Autos sein. Ein wichtiges Wort taucht zumindest momentan nicht mehr in diesen neuen Regularien auf. Nämlich das Wort "Diesel".

Nichts Neues: Hybrid-Sportwagen

Der erste Versuch eines Hybrid-Prototypen war der Chrysler Patriot des Jahres 1993, eher eine Studie als ein fertiges Rennauto. Er brachte er es nie zu einem Renneinsatz – die Sicherheitsbedenken wegen des Schwungrades waren zu groß. Einige Quellen berichten von schweren Unfällen während der Testphase.

Ein Hybrid ohne Schwungrad fuhr 1998: der Panoz GTR-1 Q9 (oder kurz "Sparky“) scheiterte primär an Gewichtsproblemen im Bereich der Akkus. In Le Mans wurde das Auto nach dem Qualifying zurückgezogen, das Projekt Ende 1998 abgewürgt.

Neben dem genannten Toyota-Erfolg in Tokachi feierte 2007 auch ein Gumpert Apollo mit Misch-Antrieb seine Premiere, und zwar beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring (die Story gibt’s hier). Das Projekt wurde von Heinz-Harald Frentzen initiiert und laborierte an etlichen Kinderkrankheiten.

Und nicht zuletzt hat auch Peugeot heuer schon eine Hybrid-Version seines 908 HDi demonstriert.

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