
F1 Launches 2008 | 01.02.2008
"Im Moment sehe ich keine Chance auf Podestplätze!"
Neben den vorfrisierten Optimismusparolen sprach Fernando Alonso auch einmal Klartext: Renault würde zurzeit eine volle Sekunde fehlen...
Fotos: Renault F1 Team
Vergangene Woche absolvierte Fernando Alonso in Valencia die ersten Testfahrten mit dem neuen Renault R28, aber Spitzenzeiten gelangen ihm mit seinem Arbeitsgerät für 2008 noch nicht. Das lag einerseits daran, dass das noch gar nicht auf der Agenda stand, andererseits scheint der R28 aber auch nicht auf Augenhöhe mit den Neumodellen von Ferrari und McLaren-Mercedes zu sein.
Alonso macht sich diesbezüglich auch gar keine Illusionen: "Im Moment müssen wir den Abstand zu den Topteams reduzieren, McLaren und Ferrari, denn wir sind ein bisschen zu weit hinten", meinte er gestern am Rande der Renault-Präsentation in Paris. Zwischen den Zeilen ließ er durchklingen, dass er mit diesem Material beim ersten Rennen in Melbourne am 16. März noch nicht siegfähig sein wird, aber damit konnte man ja auch nicht unbedingt rechnen.
"Im Moment sehe ich keine Chance auf Podestplätze oder Siege, daher ist das einmal die erste Priorität der Wintertests bis zum ersten Rennen", seufzte der Spanier. "Den Abstand zu verringern, wenn man zwei oder drei Zehntel hinten ist, ist nicht das große Problem, aber wenn acht Zehntel fehlen oder gar eine Sekunde, wie es im Moment bei uns der Fall ist, dann ist das leider ein bisschen zu viel."
Nun müsse man aufholen, aber wie, Fernando? "Wir müssen länger arbeiten als die anderen, was nicht geht, weil es nur noch ein Monat ist bis zum Rennen, also können wir nicht länger arbeiten. Also müssen wir besser arbeiten. Schauen wir mal, was noch geht. Wir müssen clever sein und die richtigen Dinge ans Auto schrauben, um es schneller zu machen. Das ist das Ziel für die Februar-Tests", kündigte Alonso im Hinblick auf die heute in Barcelona beginnenden Testfahrten an.
Der R28 sei "insgesamt besser" als der R27, "in allen Bereichen verbessert", lobte der zweifache Weltmeister zwar, aber ihm ist auch bewusst, dass gerade in der ersten Saisonhälfte kein Quantensprung gelingen wird, weil sich Chassischef Bob Bell ein Konzept ausgedacht hat, dass sich doch in einigen Punkten von dem der vergangenen Jahre unterscheidet. Neu sind die Gewichtsverteilung, der Nullkiel - und die Aerodynamik.
"Aerodynamik ist der größte Unterschied"
"Die Aerodynamik", nickte Alonso mit Blick auf den futuristischen Doppeldecker-Frontflügel, "ist der größte Unterschied. Das Team hat eine Menge Arbeit investiert, um aerodynamisch einen Fortschritt zu machen. Im Vorjahr gab es Probleme mit dem Windkanal und einigen Kalibrierungseinstellungen, also mussten sie da etwas unternehmen. Wir müssen uns aber noch weiter verbessern, denn das ist der Bereich, in dem man Performance findet."
Eine weitere - und vielleicht die größte - Schwachstelle des R27 war der Umgang mit den Bridgestone-Reifen, denn die weltmeisterlichen Renault-Boliden von 2005 und 2006 waren extrem auf Michelin zugeschnitten. Das war damals ein Erfolgsgarant, entpuppte sich mit der Einführung des Reifenmonopols aber als Handicap. Also wurden Gewichtsverlagerung, Nullkiel (statt V-Kiel) und Radaufhängungen entsprechend angepasst.
Wird das auch etwas bringen, Fernando? "Hoffen wir es", antwortete der 26-Jährige. "Im Moment ist der Unterschied nicht groß, aber der R28 wurde für den Bridgestone-Reifen entwickelt. Es ist nicht mehr wie im Vorjahr, als sie sich von Michelin umstellen mussten und überrascht wurden, sondern jetzt kennen sie schon alles und sie sind auf die Bridgestone-Reifen vorbereitet." Er selbst hatte mit den japanischen Pneus ja anfangs auch Probleme, hat diese aber inzwischen im Griff.