Formel 1: News | 31.03.2008
Max Mosley wurde reingelegt – sein Video schockiert viele Menschen
FIA-Präsident Max Mosley wird mit einem Video konfrontiert, welches ihn beim Praktizieren von S/M-Praktiken zeigt. Die Formel-1-Welt ist schockiert.
Michael Noir Trawniczek
Die Formel-1-Welt wird zurzeit mit einem Skandal konfrontiert, der über alles bisher Dagewesene weit hinaus reicht und sehr viel mit Sexualität zu tun hat. FIA-Präsident Max Mosley wurde Opfer einer Intrige mit für ihn besonders peinlichen Folgen: Der Brite wurde beim Praktizieren von Sado/Maso-Praktiken in einem Londoner Etablissement gefilmt – das Video wurde News of the World zugespielt und veröffentlicht.
Der Mann in dem Video ist mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit tatsächlich Max Mosley. Mit fünf Prostituierten spielt Mosley S/M-Szenen durch: Zunächst ist er das "Opfer", ein Insasse eines Gefängnisses – weil er sich von einer der Prostituierten auch auf Läuse untersuchen lässt, wird in vielen Medien von einer "Nazi-Orgie" oder von "KZ-Sex" gesprochen. Zudem wechselt Mosley, nachdem er sich brutal auspeitschen ließ, in die Rolle des "Täters" und züchtigt eine Prostituierte. Weil er dabei Befehle auf Deutsch ausspricht ("Umdrehen!") respektive Schläge auf Deutsch mitzählt, wird vielerorts von "Nazi-Befehlen" gesprochen. Auch die Kleidung wird in vielen Berichten den Nationalsozialisten zugeordnet – klare Beweise wie SS-Abzeichen sind jedoch nicht zu erkennen.
Eindeutige Hinweise auf nationalsozialistische Wiederbetätigung gibt es zumindest in dem veröffentlichten Material nicht – dennoch erinnert die Szenerie an die Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Durchaus möglich, dass Max Mosley unter seinem Vater, dem britischen Anführer der Faschistenpartei BUF, Oswald Mosley, sehr gelitten hat, der seine Kinder angeblich außerordentlich streng erzogen haben soll, und der 67jährige Brite bis heute von dieser Zeit beeinflusst ist. Durchaus möglich, dass Mosley mit diesen unüblichen Sex-Praktiken seine Kindheitserlebnisse abarbeitet...
Erste Reaktionen
Nicht nur die Formel-1-Welt zeigte sich ob des Videos schockiert. Viele verlangen den umgehenden Rücktritt des Briten – andere wiederum verweisen darauf, dass Sex-Praktiken in die Privatsphäre einzuordnen sind.
Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone beispielsweise erklärte gegenüber der britischen Times: "Ich kenne ihn schon so lange. Hätte mir das jemand erzählt, ohne Beweise vorzulegen, wäre es mir schwergefallen, es zu glauben. Wenn ich einmal davon ausgehe, dass es stimmt: Was Leute privat machen, ist deren Angelegenheit. Das betrifft den Sport in keinster Weise. So wie ich Max kenne, war das Ganze einfach ein Scherz. Da verarscht er sich eher selbst, als etwas gegen Juden zu haben."
Die Vertreter der jüdischen Gemeinden sehen das anders – Karen Pollock, Vertreterin des Holocaust Educational Trust, erklärte: "Das ist krank und verkommen. Für jemanden, der sich in einer solchen Machtposition befindet ist ein solches Verhalten einfach nur unglaublich." Stephen Smith, Direktor des britischen Holocaust-Zentrums, erklärte: "Mosley hat Rassismus im Motorsport verurteilt. Er sollte sich selbst an seine moralischen Standards halten. Sein Verhalten ist eine Beleidigung für Millionen von Opfern, Überlebenden und deren Familien. Er sollte sich entschuldigen. Er sollte zurücktreten."
Der Vater von Stirling Moss war Jude – der frühere Formel-1-Pilot erklärte zu dem vorliegenden Fall: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie er jetzt weitermachen soll. Andererseits hoffe ich, dass er weitermacht, schließlich macht er seinen Job gut. Ich würde sagen, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht, ist seine Sache. Aber wenn so etwas so an die Öffentlichkeit gelangt, ist das ein großer Schock."
Mosley selbst hat sich bislang nicht zu dem Fall geäußert. Allerdings soll er seine Anwälte eingeschaltet haben, die nun wegen Verletzung der Privatsphäre gegen das britische Boulevardmedium vorgehen sollen. Die FIA erklärte zu dem Fall nur: "Dies ist eine Angelegenheit zwischen Herrn Mosley und der betreffenden Zeitung. Unserem Verständnis nach stehen Herrn Mosleys Anwälte in Kontakt mit dieser Zeitung – die FIA gibt zu diesem Fall keinen Kommentar ab."