
Formel 1: News | 15.01.2009
Vasselon: "Der TF109 soll vor allem schnell sein"
Toyota-Technikchef Pascal Vasselon will die Vorteile der Regeländerungen nutzen und den TF109 zu einem Sieger-Auto entwickeln.
Foto: Toyota F1
Pascal Vasselon hat heute sein jüngstes Kind der Öffentlichkeit vorgestellt. Es hört auf den Namen TF109 und soll der Familie Toyota die Ehre des ersten Formel-1-Sieges bescheren. Auf Grundlage der veränderten Regeln ging das Team um den Toyota-Technikchef bereits früh in die Entwicklungsphase und fand auf dem Weg bereits einige Prozentpunkte des verlorenen Abtriebs wieder zurück. Im Teaminterview schilderte Vasselon den Weg von der Idee bis zum fertigen Rennwagen.
Pascal, was erwarten sie von dem neuen TF109?
Die Leistungsfähigkeit unseres neuen Autos ist nur schwer einzuschätzen, bevor wir unsere Performance nicht mit der Konkurrenz auf der Strecke vergleichen konnten. Natürlich ist es unser Ziel, den ersten Sieg für Toyota zu holen. Wir werden 2009 darum kämpfen und wollen gleichzeitig möglichst oft auf dem Podest stehen und in die Top-3 der Teams vorstoßen. Das wird nicht einfach.
Wir haben gelernt, dass in der Formel 1 nichts einfach ist, aber wir wollen uns selbst hohe Ziele stecken und sind davon überzeugt, dass wir das Potenzial haben, unsere Ziele auch zu erreichen. Im vergangenen Jahr sind wir aufs Podest zurückgekehrt und auch in die erste Startreihe. Der positive Schub ist also da, und jetzt müssen wir die Vorteile eine grundlegenden Regelveränderung ausnutzen.
Wie viel Arbeit steckt im neuen TF109?
Wir haben das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausgeholt, so wie wir es immer machen. In diesem Jahr lief es aber besonders, weil die Regeländerungen so drastisch waren und wir alles überdenken mussten. Das gesamte Projekt war viel herausfordernder als alle Formel-1-Projekte, in die ich bislang involviert war.
Wir sind früher als je zuvor an die Arbeit gegangen. Als die Regeln für 2009 im Oktober 2007 festgezurrt waren, haben wir sofort mit der Arbeit am TF109 begonnen. Wir haben früh losgelegt und hatten deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung als bei der Entwicklung des Vorjahresautos. Während der Saison haben wir gleichzeitig die Entwicklung des TF109 und des TF108 vorangetrieben.
Wie haben sie den Spagat bei der Entwicklung beider Autos gleichzeitig hinbekommen?
Das war natürlich während des gesamten Jahres eine große Herausforderung. Ich glaube aber, wir haben das ganz gut hinbekommen. Wir haben beim TF108 während der Saison signifikante Fortschritte gemacht, ohne dabei den TF109 aus dem Blick zu verlieren. Wir haben den Entwicklungsplan im vergangenen Winter aufgestellt und konnten uns komplett daran halten, was ein Verdienst aller Beteiligten ist. 2008 hatten wir viele Ressourcen für die Entwicklung des TF109 frei und ich hoffe, dass wir den Lohn dafür kassieren werden.
Welche Charakteristik soll ihr TF109 darstellen?
Er soll schnell sein! Das hat natürlich höchste Priorität. Sobald wir konkurrenzfähig sind, wollen wir Stabilität und ein breites Arbeitsfenster haben. So haben wir auch am TF108 gearbeitet. Für das letztjährige Fahrzeug hatten wir Stabilität ganz oben auf der Arbeitsliste, weil der TF107 in den Bereichen Stabiltät und Fahrbarkeit ein Manko aufwies. Wir haben beim TF108 diesbezüglich großen Aufwand betrieben. Für 2009 haben wir wieder aus verschiedenen Gründen ein Hauptaugenmerk auf die Stabilität gelegt.
Wir erwarten, dass die Höchstgeschwindigkeit sich im Vergleich zum Vorjahr kaum ändern wird, vielleicht wird sie manchmal sogar höher liegen, weil wir weniger Abtrieb haben. Daher wird Stabilität ganz wichtig. Wir erwarten auch, dass die neuen Slicks vorne und hinten unterschiedlich viel Grip bieten werden, daher haben wir das Ziel beim TF109 so definiert.
Wie groß war die Herausforderung, den neuen Regeln gerecht zu werden?
Es war eine große Herausforderung, weil es eine große Regeländerung war - die größte seit 1998 sogar. Ich muss aber sagen, dass es eine wirklich interessante und aufregende Herausforderung war, vor allem auf Grundlage unserer Situation im Team. Wir sind verhältnismäßig jung in der Formel 1 und müssen auf andere Teams aufholen, die mit Regeländerungen schon viel mehr Erfahrung haben. Mit diesen neuen Regeln starten aber alle bei null. Wir konnten der Kreativität unserer Leute freien Lauf lassen, ohne sie großartig einschränken zu müssen. Die Resultate waren sehr interessant.
Wie viel Abtrieb verlieren sie im Vergleich zum Vorjahr?
Das Ziel der Regeländerungen war es, den Abtrieb im Vergleich zum Jahr 2006 um 50 Prozent zu senken. Seither haben aber alle hart am Gewinn von Abtrieb gearbeitet. Das ist unser Job als Ingenieure. Wir haben einiges vom verlorenen Abtrieb wiedergefunden. Natürlich nicht alles, aber doch schon ein gutes Stück. Sobald alle Teams mit ihren neuen Autos auf der Strecke sind, wird man noch mehr Downforce zurückgewinnen. Es ist also schwierig zu sagen, wie viel weniger Abtrieb wir im Vergleich zu 2008 haben werden, aber es wird schon deutlich weniger sein. Das ist klar.
Bedeutet dies, dass die Autos langsamer werden?
Das ist eine schwierige Frage, weil sehr viele verschiedene Faktoren dort hineinspielen. Man kann aber bestimmt sagen, dass die Autos 2009 nicht deutlich langsamer sein werden als ihre Vorgänger. Wir haben etwas Downforce verloren, aber längst nicht so viel wie die erwarteten 50 Prozent. Das liegt einfach daran, dass die Teams talentierte Leute haben, die einen Teil davon wieder woanders finden.
Abseits der Aerodynamik muss man aber auch die Slicks auf der Rechnung haben, die das Auto in langsamen und mittelschnellen Passagen schneller machen werden. Einfach gesagt: Durch weniger Abtrieb verlieren wir etwas und durch Slicks gewinnen wir etwas. Insgesamt werden wir 2009 bestimmt nicht deutlich langsamer sein als 2008.
Wird es angesichts der vielen Regeländerungen in diesem Jahr schwieriger, auf allen Strecken das passende Setup zu finden?
Auf jeden Fall. Es wird eine große Aufgabe, mit allen Änderungen und den neuen Slicks jetzt genau den passenden Punkt zu treffen. Wir erwarten in diesem Jahr ein breiteres Setup-Fenster. Während der Phase der stabilen Regeln ergab sich für eine Strecke fast automatisch ein bestimmtes Setup-Fenster.
Jetzt müssen wir diesen Rahmen etwas weiter fassen, weil wir immer alle Elemente in Betracht ziehen müssen, die wir zuerst noch kennenlernen müssen. Es wird eine unserer Hauptaufgaben sein, alle Informationen zu sammeln, um dieses Setup-Fenster wieder deutlich enger zu fassen. Das bedeutet, dass es in dieser Saison auf der Suche nach dem perfekten Setup in den Freien Trainings viel mehr Fahrbetrieb geben wird.