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Zum Tod von Herny Surtees

Ein tragisches Unglück über der Grenze der Belastbarkeit

Eine Tragödie – doch hätte sie verhindert werden können? Auch Halteseile und Sturzhelme haben eine natürliche Belastungsgrenze…

Michael Noir Trawniczek

Die Motorsportwelt wurde am vergangenen Sonntag beim Formel 2-Rennen in Brands Hatch schmerzhaft daran erinnert, dass trotz aller modernen Errungenschaften im Rennwagenbau ein gewisses Restrisiko besteht. Der erst 18-jährige Henry Surtees wurde von einem Reifen getroffen, er erlitt dabei tödliche Kopfverletzungen. Unvorstellbar ist der Schmerz, mit dem John und Jane Surtees dieser Tage zurechtkommen müssen.

John Surtees hat in einem Statement erklärt: "Henry folgte ab dem Moment, als er zum ersten Mal in einem Kart saß, seinem. Er bemühte sich um die Balance zwischen Motorsport und Schule und hatte gerade sein Abitur abgeschlossen. Er genoss die Freiheit, sich auf den Motorsport konzentrieren zu können. Er hätte die Möglichkeiten gehabt, die Spitze zu erreichen. Trotz seines jungen Alters war er reif, er hatte ein gutes technisches Verständnis und einen guten Speed. Vor allem aber war er eine sehr nette Person und ein liebenswürdiger Sohn. Wir werden ihn sehr vermissen.“

Am Montag nach dem Unfall gab es Spekulationen rund um die neue Formel 2, im Speziellen rund um die Halteseile für Reifen, die laut FIA –Reglement in der F2 nicht zwingend vorgeschrieben sind.

Doch Jonathan Palmer, der für die neue Serie verantwortlich zeichnet, hat die Spekulationen mit klaren Worten beendet: „Das von Williams entworfene Formel-2-Auto entspricht den 2005er-FIA-Formel-1-Sicherheitsstandards einschließlich spezieller Seile, die das Risiko reduzieren sollen, dass bei Unfällen Räder lose werden. Das Formel-2-Auto beinhaltet auch die neuesten Formel-1-Standards für Kopfschutz mit hochgezogenen Cockpitwänden und seitlich verformbaren Strukturen. Genau wie in der Formel 1 können die Seile jedoch keine absolute Garantie liefern, dass ein Rad bei einem Unfall nicht abgetrennt werden kann, und in einem Formelrennen besteht unweigerlich das - wenn auch geringe - Risiko, dass die Vorderseite des Kopfes von einem anderen Auto oder einem Teil getroffen wird."

Trotz dieser bereits bekannten Informationen hat sich Mercedes-Rennleiter Norbert Haug laut dem deutschen Nachrichtendienst SID offenbar zu folgender Aussage hinreißen lassen: „Das abgerissene Rad muss man sicher noch mal thematisieren, aber exakt so etwas wird in der Formel 1 nicht passieren. Dort gibt es nämlich entsprechende Halteseile.“

Dass nicht nur die Halteseile, sondern auch die modernen Sturzhelme eine natürliche Belastungsgrenze aufweisen, erklärte Peter Bürger von der Helmfirma Arai, die Henry Surtees ausgerüstet hat, gegenüber Bild: „Trotz des Helmes ist der Kopf des Fahrers der schwächste Punkt. Wenn ein Reifen aufs Visier aufschlägt, kann das Schutzsystem ab einer bestimmten Kraft einfach nicht mehr mithalten.“

Andy Soucek, der den mehrfach abgebrochenen Lauf in Brands Hatch gewonnen hat, erklärte gegenüber motorline.cc: „Ich habe den Sieg nicht wirklich feiern können, denn ich habe geahnt, dass Henry schlimme Verletzungen haben wird. Es ist eine Tragödie – doch bei einem solchen Vorfall hast du einfach keine Chance. Ich habe mir das Video von dem Unfall angesehen, der Reifen prallte mit einer unheimlichen Wucht gegen den Helm von Henry - wenn man das hochrechnet, haben mindestens 200 Kilogramm auf den Helm von Henry eingewirkt.“

Niki Lauda erklärte dazu: „Die Sicherheit, auch in den kleineren Serien neben der Formel 1, ist zwar deutlich verbessert worden. Aber Rennsport ist und bleibt ein Spiel auf Leben und Tod.“

Die modernen Sicherheitsmaßnahmen haben das Risiko stark reduziert, doch völlig auszuschalten ist es nicht. Die Aussage von Norbert Haug muss klar verneint werden: Auch in der Formel 1 können Räder trotz Seilhalterung abreißen, Alex Wurz wurde 2007 in Melbourne beinahe von einem ganzen Auto am Helm getroffen. Bei schweren Unfällen bleibt oft nur noch die Überlebenszelle übrig, der Rest fliegt unkontrolliert durch die Gegend. Motorsport ist immer noch gefährlich, er wird es auch immer bleiben.

Man kann den Motorsport als solchen hinterfragen, so wie man viele Extremsportarten hinterfragen kann. Die Akteure jedoch betreiben den Sport immer aus freien Stücken, aus einer Leidenschaft heraus. Im März2009 schrieb John Surtees: „Im Sport ist niemand gezwungen, etwas zu tun, und man muss akzeptieren, dass auch Fehler passieren können. Ich bin fest davon überzeugt, dass man die Leute nicht ihr Leben lang in Watte packen sollte. Sobald Kinder größer werden, sind sie Risiken ausgesetzt. Sich nur zum Spaß Risiken auszusetzen, ist dumm. Aber es ist nicht nur notwendig, sondern wünschenswert, dass man gut durchdachte Risiken eingeht, um seine Ziele zu erreichen.“

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