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24h Le Mans 2010

Davidson äußert sich zu Vorwürfen

Der vermeintliche "bad boy" von Le Mans relativiert seine Aussagen und erzählt von seinen Eindrücken: "Endlich wieder echtes Racing!"

Der Brite, der in diesem Jahr Vorjahressieger David Brabham im Fahrzeug mit der Startnummer 1 abgelöst hat, zeigte an der Seite von Alexander Wurz und Marc Gené eine starke Leistung im schnellen Dieselprototypen. "Es war unglaublich", sagt Davidson nach dem Peugeot-Debakel in einem Interview mit der britischen "Autosport".

Ein Werkswagen fiel bereits früh wegen eines Aufhängungsschadens aus, die beiden anderen und der Oreca-Kundenbolide mussten mit Motorschäden aufgeben. Vor allem Davidson/Wurz/Gené zeigten bis dahin lange Zeit eine gute Show. Das Trio fiel in der Nacht wegen eines Defektes an der Elektrik deutlich zurück und nahm dann die furiose Aufholjagd mit Rekordrunden auf.

Träume, Tests & Simulationen

"Wir sind Vollgas gefahren, mehr war mit diesem Auto wirklich nicht drin", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot Davidson, "natürlich wird in einer solchen Situation auch der Motor mehr gefordert. Wenn du mit einer Runde Vorsprung vorne liegst, dann kannst du es sicherlich etwas vorsichtiger angehen lassen. Ob unsere Motoren dann durchgehalten hätten, ist aber eine ganz andere Frage." - Bei drei der vier Peugeots ist die rechte Zylinderbank des V12-Dieselmotors in Rauch aufgegangen.

"Eigentlich hat man keine Chance mehr auf den Sieg, wenn man auch nur das kleinste Problem hat", so Davidson, der bei der Aufholjagd reihenweise Topzeiten markierte, "wir haben Simulationen wie in der Formel 1. Es war absolut faszinierend. Wir haben dermaßen schnell aufgeholt. Nach meinem Vierfachstint spuckte der Computer aus, dass wir tatsächlich noch eine Chance auf den Sieg haben, wenn wir das Tempo beibehalten. Das hat uns unglaublich angetrieben."

Doch nachdem Davidson das Auto an Wurz übergeben hatte, bekam man einen herben Rückschlag. Der Österreicher kam mit einem Reifenschaden langsam an die Box. Der Traum vom Sieg war damit ausgeträumt, dennoch gaben die Löwen noch einmal alles - bis zum Motorschaden:

"Peugeot hat sich unglaublich intensiv vorbereitet. Wir sind dreimal Tests über je 30 Stunden gefahren. Dabei hatten wir kein einziges Problem", meint der Brite.

Echtes Rennfahren

Die französischen Ingenieure waren von den Problemen mit dem Triebwerk regelrecht überrumpelt.

Ein solches Szenario deutete sich bei den vielen Testkilometern nie an: "Ich war wirklich erstaunt über die Zuverlässigkeit. Der Peugeot ist wirklich nicht ein einziges Mal liegen geblieben", blickt Davidson auf die umfangreichen Probefahrten zurück. Die Löwen haben bereits angekündigt, 2011 mit einem brandneuen Boliden zurückschlagen zu wollen.

"Le Mans ist ein Rennen mit unglaublichem Flair. Diese Autos kommen der Formel 1 am nächsten", schwärmt Davidson nach seinem ersten 24h-Einsatz in einem Peugeot, "der große Unterschied zur Formel 1 ist aber, dass man dort noch richtige Zweikämpfe mit Rad-an-Rad-Duellen ausfechten kann. Der Abtrieb ist auch hinter einem anderen Fahrzeug immer noch enorm."

"So gute Zweikämpfe hatte ich seit meiner Zeit in der Formel Ford nicht mehr", berichtet der Brite. Lächelnd fügt er hinzu: "Wer mich damals gesehen hat, der weiß, aus welchem Holz ich geschnitzt bin. Ich gebe immer alles, fahre hart und gebe niemals auf. Die Leute haben mich aufgrund der Ergebnisse in der Formel 1 falsch eingeschätzt. In Le Mans konnten sie alle sehen, wie gut ich wirklich bin."

Gegenüber "Autosport" kommentiert Davidson auch den Zwischenfall mit der GT2-Corvette: Ein Überrundungsmanöver führte zum Crash des zu dieser Zeit führenden GT2-Autos. In diversen Interviews sagte Davidson hinterher unter anderem, die Konsequenzen des Zwischenfall (nämlich ein Unfall und ein mitentscheidender Eingriff in das GT2-Rennen) seien ihm egal, er kümmere sich nur um sein eigenes Rennen, die Corvette-Fahrer seien auch selber schuld gewesen etc.

Bad boy?

Mit etwas Abstand relativiert der Brite: "Ich habe gehört, dass der Radiokommentator (auf Radio Le Mans, Anm.) etwas hart mit mir umgegangen ist. Vielleicht habe ich in der Hitze des Gefechts einige Dinge Gesagt, die ich jetzt bereue. Natürlich wollte ich nicht jemandes Rennen in Le Mans beenden, oder daran beteiligt sein. Das habe ich zu der Zeit (der Interviews) nicht gewusst, und das tut mir leid. Letzten Endes gab es zwischen uns (den Autos) keine Berührung. Der Überholvorgang war absolut in Ordnung, ein legitimes Manöver."

Dass die Corvette mit Emmanuel Collard am Steuer - der übrigens unverletzt blieb - sich hinter ihm in die Leitschienen drehte, hat Davidson zum Zeitpunkt des Zwischenfalls nicht mehr gesehen:

"Für mich war das ein normaler Überholvorgang in den Porsche-Kurven, wie ich ihn bei 50 oder 50 Autos während des Rennens gemacht habe. Deshalb war ich etwas schockiert, als man mich beschuldigt hat, jemandes Rennen beendet zu haben; denn ich war komplett ahnungslos; ich habe nicht einmal gewusst, dass er wegen mir hinausgeflogen ist. Ich habe zu diesem Zeitpunkt womöglich so etwas wie "mir egal" gesagt. Aber gemeint habe ich, dass das nicht mein Rennen war. Ich fahre mein Rennen nicht gegen die Corvettes, meine Sorge war, mein Auto zurück in Führung zu bringen, wo es hingehört hat. Mein Team hat mir gesagt, auf 100% zu fahren und zu riskieren; denn wir haben gewusst, dass das nötig war, um noch eine Chance zu haben."

Eine gewisse Mitschuld sieht Davidson auch bei Corvette Racing: "Außerdem schaut man, wenn man in Führung ist, öfter in die Rückspiegel und achtet mehr auf blaue Flaggen. Die Burschen wissen, wie man ein Rennen gewinnt; und ich bin mir sicher, dass jemand anderer in einer anderen Situation davon (vom Überholmanöver) nicht überrascht worden wäre."

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