
Reglement 2011 | 17.06.2010
GT in Le Mans: Hoffnungen und Gefahren
Die Neuordnung der GT-Klasse im ACO-Reglement hat viele Freunde, aber Ferrari-Teamchef Giuseppe Risi warnt vor einer Kostenexplosion
Der ACO holt mit seinem neuen Reglement ab 2011 zum großen Rundumschlag aus. Die Prototypen werden eingebremst, die Hybridtechnik hält Einzug und die GT1-Klasse wird es nicht mehr geben. Dieser Kategorie werden die wenigsten Beobachter eine Träne nachweinen.
Zwar war es nett, drei Ford GT in Le Mans zu sehen, doch am Ende siegte ein extrem betagter Saleen – das war keine gute Werbung für moderne Ingenieurskunst. Ähnlich wie in den USA setzt man nun auch in Europa voll auf die Karte GT2.
Etliche Werke
In der kleineren Klasse tummeln sich aktuell viele namhafte Hersteller, die zahlreichen Starter boten auch in Le Mans eine große Show. Künftig wird es eine GT-Klasse mit zwei Wertungen auf Basis des bisherigen GT2-Klassements geben. Die Profis fahren um den Sieg, die Privatfahrer kämpfen mit älteren Autos um eine eigene Krone.
"Es ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der ACO unserem Vorbild folgt", beansprucht ALMS-Chef Scott Atherton die Lorbeeren für sich. In den USA sind seit Saisonbeginn die Prototypen- und GT-Klassen zu je einer Kategorie vereint. In der ALMS funktioniert das GT-Konstrukt samt GT Challenge bisher sehr gut.
"Daher wissen wir noch nicht, ob wir auf den ACO-Zug aufspringen. Ich bin der Ansicht, dass man etwas, das funktioniert, nicht reparieren sollte", sagt Atherton. In Le Mans wird man diese Aussage nicht gern hören, wünscht man sich doch ein einheitliches Reglement, um den Weg der Internationalisierung wieder vorantreiben zu können.
Meinungen
"Wir haben uns deutlich für eine einzige GT-Klasse ausgesprochen. Ferrari und Corvette waren auch dafür", sagt Porsche-Sportchef Hartmut Kristen, der seinen am Nürburgring so starken 911 GT3 R Hybrid gerne noch in diesem Jahr beim Petit Le Mans und beim Lauf in chinesischen Zhuhai einsetzen möchte.
"Wir sind mit der neuen einheitlichen GT-Klasse sehr zufrieden", sagt Kristen. Porsches Problem ist jedoch ein anderes. Die Firma will gern voll auf den Hybrid setzen, der ACO sieht den Einsatz jedoch zunächst nur in der LMP1 vor: "Wir führen weitere Gespräche, auch mit der FIA. Wir müssen einfach etwas Geduld aufbringen."
Auch Ferrari-Teamchef Giuseppe Risi begrüßt die neue GT-Klasse des ACO: "Aus Sicht des ACO ist es klar, weil die Hersteller sich dort tummeln" – er mahnt allerdings: "Man muss gut aufpassen, dass es nicht furchtbar teuer wird. Wer Leistung sucht, muss viel Geld ausgeben. Wenn wir die Kosten allerdings auf dem aktuellen Niveau halten können, dann kommen vielleicht noch mehr Hersteller. Es geht schließlich nicht ums Prestige, sondern darum, dass es auch kommerziell sinnvoll ist."