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WTCC-Tests Valencia

Blick hinter die Kulissen von Chevrolet

Große WM-Chance 2010: Chevrolet bereitet sich bei Tests in Spanien auf dem Griff nach dem Weltmeistertitel in der heurigen WTCC-Saison vor.

Johannes Gauglica

Haben sich die Kräfteverhältnisse in der WTCC verschoben? Seat Sport ist zumindest als Werksteam nicht mehr offiziell engagiert; BMW konzentriert seine Kräfte auf zwei Werksautos unter der Ägide des bisherigen Ein-Auto-Teams RBM.

Ob wir die Underdogs von Lada sehen werden, ist wohl zweifelhaft; nur Chevrolet schickt wieder eine Flotte von drei Fahrzeugen an den Start. Die größte Neuigkeit gibt es hier beim Personal: Yvan Muller ist als Pilot hinzugekommen, und David Grace ist neuer Teammanager.

Yvan Muller: Nur kein Regen!

Motorline.cc durfte dem Chevrolet-Werksteam Ray Mallock Ltd. (RML) bei den Testfahrten in Valencia über die Schulter schauen. Man arbeitete im übrigens nicht gar so sonnigen Spanien mit zwei Fahrzeugen, in denen sich die Fahrer abwechselten; eines ist der 2010er-Testwagen, ein zweiter Cruze war ein 2009er-Chassis mit Updates.

Er war primär eine Gelegneheit für zusätzliche Kilometer auf der Rennstrecke nach der Winterpause. Die Rennautos sind allesamt bereits auf dem Weg nach Brasilien, wo Anfang März in Curitiba die WTC-Saison beginnen wird.

Rob Huff war einen Tag lang aktiv, Alain Menu holte einen Testrückstand auf und spulte an beiden Tagen etliche Runden ab. Yvan Mullers Wunsch für den Valencia-Test war bescheiden: "Ich hätte nur gerne einmal ein paar Runden im Trockenen! Bis jetzt hat es immer, wenn ich im Auto gesessen bin geregnet. Heute fahre ich nicht, und morgen soll es angeblich wieder regnen… - mein Regen-Setup habe ich jedenfalls schon beinander.“

Am zweiten Tag bekam Muller dann seinen Wunsch erfüllt und war rundum zufrieden mit der neuen Teamumgebung. Der Wechsel vom Diesel- ins Benzinauto stellt den Routinier aus Frankreich erwartungsgemäß nicht vor allzu große Probleme:

"Ich bin in meiner Karriere schon so viele verschiedene Autos gefahren, dass es da keine wirklichen Neuigkeiten mehr gibt - der Unterschied liegt in Details, aber es sind viele Details. Zum Beispiel nutzt man im Dieselauto die Motorbremse nicht, weil man ja nicht sehr hoch dreht; im Chevy kann man mehr mit dem Motor mitbremsen.“

Der Weltmeister von 2008 wurde bei Seat kein Opfer der Teamverkleinerung, wie er sagt: "Bereits Ende 2008 habe ich mit Chevrolet Gespräche geführt, Mitte 2009 war der Wechsel dann für mich beschlossene Sache. Die Team-Reduktion bei Seat hat mich also nicht direkt betroffen."

Wie privat ist Seat?

"Gute Teamarbeit auf der Strecke ist wichtig in dieser Meisterschaft. Bei Seat hatten wir immer den Vorteil, mit bis zu fünf Autos im Konvoi fahren zu können. Der Windschatten hat uns bis zu fünf Zehntel pro Runde gebracht. In einer Serie, wo die Schnellsten innerhalb ein paar Zehnteln liegen, macht das eine Menge aus."

Jetzt sieht sich Muller mit den TDI als Gegnern konfrontiert: "Seat hat heuer immer noch vier oder fünf Dieselautos; das Team heißt zwar jetzt anders, aber etliches Personal vom Vorjahr ist auch heuer wieder dabei.“

Also alles beim alten, nur mit anderen Teamjacken? – "Sie tragen sogar noch dieselben Jacken…“

Als größte Umstellung von einem spanischen auf ein britisches Team nennt Muller übrigens "das Essen".

Huff & Menu machen Detailarbeit

Die beiden anderen Chevy-Piloten gehen jeweils bereits in ihre sechste Saison im US-Euro-koreanischen Werksteam. Der Brite Rob Huff freut sich über den Neuzugang Muller, den er aus vielen Jahren in der WTCC und auch in der britischen Meisterschaft als Gegner kennt:

"Yvan ist auf der Rennstrecke einer der fairsten Gegner, aber auch einer der am allerschwierigsten zu überholenden. Insofern bin ich froh, dass er jetzt im selben Team ist – obwohl ich jetzt immer noch nicht damit rechne, dass er mich vorbeiwinkt!“

Huff nutzte am ersten Testtag seine Runden zur Setup-Arbeit aus: "Wir haben heuer erstmals die Chance, vor der Saison intensiv am Basis-Setup des Autos zu arbeiten. Voriges Jahr haben wir zunächst die Werte vom Lacetti auf den neuen Cruze übertragen und sind damit im Prinzip auch gut gefahren. Heuer sind einige Detailänderungen ins Chassis eingeflossen, hier können wir jetzt erstmals verschiedene Einstellungen in Long-Runs ausprobieren."

Alain Menu war an beiden Tagen unterwegs, und der 2009 vom Pech (und gelegentlich irrlaufenden Konkurrenten) gebeutelte Schweizer Routinier wünscht sich vor allem "eine halbwegs normale Saison – das Team hat mir am Jahresende gesagt, dass ich von 24 Läufen im Jahr 2009 zwölfmal ausgefallen bin. Mir geht es darum, noch möglichst viele Runden im neuen Auto vor Curitiba fahren zu können. Und die verschiedenen Einstellungen, die wir hier durchprobieren, sollen uns hauptsächlich zeigen, wie das Auto auf Änderungen reagiert."

Am Cruze des Jahres 2010 gibt es keine revolutionären Änderungen, oder doch jedenfalls keine, die Menu und seine Kollegen verraten hätten: "Die Regeln in dieser Serie lassen wirklich riesige Verbesserungen am Auto nicht zu, und die Verbesserungen im Detail bringen ein Hundertstel hier, ein Hundertstel da; beim Fahren selbst spürt man das nicht."

Noch ein Neuzugang: Der Teamchef

Das Team konzentriert sich auf das Ausloten des Optimums am bestehenden Rennauto, das sagt auch der neue Teammanager David Grace. Er ersetzt den bisherigen Team-Boss Mark Busfield; und für den Briten waren die Tage in Spanien das erste Treffen mit der RML-Crew.

Grace ist ein Wiedereinsteiger in den Motorsport nach einigen Jahren Absenz; davor war er unter anderem Manager der britischen Oval-Rennstrecke in Rockingham. Selbst ein aktiver Rennfahrer, war er unter anderem einige Male britischer Bergmeister (und damit nebenbei gesagt ein Kollege von Andy Priaulx).

"Wie die Kräfteverhältnisse sind, werden wir erst bei den ersten Rennen sehen, obwohl auch die nicht unbedingt repräsentativ sein werden. Mexiko zum Beispiel liegt so hoch oben, dass dort die Turbodiesel womöglich davonfahren werden. Erst ab Marokko werden wir einen echten Eindruck bekommen, wer heuer die Oberhand hat", merkt Grace an.

Auch bei BMW müsse man die ersten Rennen abwarten, um das Kräfteverhältnisse abschätzen zu können: "Für BMW fallen jetzt die Rivalitäten zwischen den drei Werksteams weg; aber RBM startet heuer erstmals als Zwei-Auto-Team. Es kommt auch darauf an, wie die beiden Fahrer dort zusammenarbeiten werden."

Die Tourenwagen-WM 2010 startet am 7. März in Curitiba.

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