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DTM: Zandvoort

Rockenfeller bezwingt Spengler

Audi-Pilot Mike Rockenfeller feiert seinen ersten Sieg in der DTM – auf dem Podium landen Bruno Spengler und Martin Tomczyk.

Foto: DTM

Jene 29.000 Fans, die sich zur DTM nach Zandvoort verirrt haben (nicht auf den Renntag, sondern auf das komplette Wochenende gerechnet), bekamen heute bei bewölkten Bedingungen ein mäßig aufregendes Rennen geboten. Dafür gab es an der niederländischen Küste mit Mike Rockenfeller (Abt-Audi) einen Premierensieger.

"Ich bin erleichtert", jubelt "Rocky". "Hockenheim war ein frustrierendes Rennen, aber wir haben das Problem gefunden und hier alles in die Tat umgesetzt. Ein tolles Qualifying, ein super Rennen! Der Grundstein war der Start. Mit tollen Stopps und einer guten Pace habe ich dann Gott sei Dank den ersten Sieg eingefahren. Als ich nach dem zweiten Stopp vor Bruno auf die Strecke kam, war mir klar, dass ich die Pace hatte. Ich konnte das Rennen eigentlich kontrollieren."


43 sieglose DTM-Rennen musste der 27-Jährige über sich ergehen lassen, bis es heute endlich zum ersten Mal mit dem ganz großen Triumph klappte: "Ich werde Gas geben und versuchen, am Start den einen oder anderen Platz gutzumachen", hatte der Neuwieder schon vor dem Rennen angekündigt. Tatsächlich schnappte er sich gleich auf den ersten Metern den HWA-Mercedes von Jamie Green und machte sich auf die Jagd nach dessen Teamkollege Bruno Spengler.

Boxenpanne kostet Spengler möglichen Sieg

Der Polesetter aus Kanada konnte sich im ersten Stint nicht richtig absetzen und hatte 1,4 Sekunden Vorsprung, als Rockenfeller in der elften Runde an die Box kam, um einen brandneuen Satz Hankook-Slicks abzuholen. In der zwölften Runde wollte Mercedes reagieren: "Pitstop", wurde Spitzenreiter Spengler ins Cockpit gefunkt. Der hörte jedoch nicht, blieb eine weitere Runde draußen - und verspielte damit vielleicht den möglichen Sieg.

"Ein bisschen verschenkt haben wir es schon, denn die Pace im ersten Stint war gut", ärgert er sich. "Ich habe nur einmal 'Pit' gehört. Normalerweise, wenn es wirklich einen Pitstop gibt, heißt es zweimal 'Pitstop, come to the Pits!' Dann gebe ich die Bestätigung, dass ich es gehört habe, aber diesmal war es ganz schnell und kurz und ich habe nichts mehr gehört. Von daher war ich mir nicht sicher, deshalb bin ich nicht reingekommen."

Dank zweier schneller Runden hintereinander ging Rockenfeller an Spengler vorbei und hatte in der Folge keine Mühe mehr, den Sieg nach Hause zu fahren. Zittern musste der Deutsche nur, als es nach Rennmitte ganz kurz regnete und als sein Vorsprung im Finish nach mäßigem Boxenstopp zu schrumpfen begann, doch letztendlich rettete er 1,423 Sekunden über die Ziellinie. Geholfen hat ihm möglicherweise auch das harte Duell um den zweiten Platz.

Spengler sah sich in den letzten fünf Runden nämlich unter starkem Druck von Martin Tomczyk (Phönix-Audi), der acht Runden später zum zweiten Boxenstopp gekommen war und damit in der Schlussphase die besseren Reifen hatte. Doch Spengler hielt dem Druck stand, leistete sich auf der kurvenreichen Strecke keinen Fehler und konnte seinen zweiten Platz letztendlich doch relativ sicher nach Hause fahren.

Tomczyk im Jahreswagen auf das Podium

Tomczyk freut sich dennoch über "ein super Rennen, wenn man beachtet, dass ich beim ersten Boxenstopp so viel Zeit verloren habe. Das Auto wurde perfekt vorbereitet - es ging wahnsinnig schnell. Irgendwie kam es mir so vor, als wäre ich in einer anderen Liga gefahren, denn ich habe mich an die anderen rangesaugt. Überholen war dann das andere Thema, aber der dritte Platz, wow! Da bleibt nach zehn Jahren sogar mir die Sprache weg!"

Vierter wurde Green, der am Start (gegen Rockenfeller) und auf der Strecke (in der 35. Runde gegen Tomczyk) je eine Position einbüßte. Platz fünf ging an Timo Scheider (Abt-Audi), der aus seinem guten Rennspeed nicht ganz so viel machen konnte wie seine beiden Markenkollegen auf dem Podium. Mit Edoardo Mortara (Rosberg) und Mattias Ekström (Abt) fuhren übrigens noch zwei weitere Audi-Piloten in die Punkteränge.

Keine Punkte gab es hingegen für Gary Paffett (9.) und Ralf Schumacher (11./beide HWA-Mercedes), obwohl sie bis zum ersten Boxenstopp noch im Windschatten von Tomczyk gelegen waren. Zwar musste Paffett im ersten Stint abreißen lassen - sehr zum Ärger von Schumacher, der wohl schneller gekonnt hätte -, doch weil Tomczyk bei seinem Boxenstopp wegen des gerade vorbeikommenden Oliver Jarvis (Abt-Audi) Zeit verlor, war der Abstand plötzlich zunichte gemacht.

Beim Rausfahren aus der Box - das Trio kam zeitgleich in Runde 14 herein - wollte Schumacher eine Attacke setzen, der ehemalige Formel-1-Star berührte Tomczyks Audi jedoch, musste vom Gas gehen und daher auch Paffett den Vortritt lassen. In der Folge verloren die beiden Mercedes-Werksfahrer auch noch einen Platz gegen Mortara, dessen Strategie heute voll aufging - und von da an ging es für sie nur noch vergab.

Schumacher ist angesichts des starken Saisonauftakts in Hockenheim mit dem heutigen Ergebnis unzufrieden: "Ich weiß nicht recht, woran es lag. Wir hatten ein bisschen Probleme mit der Balance, die wurde während des Rennens schlechter. Zum Schluss musste ich mich nur noch wehren, weil ich so viel gerutscht bin", ärgert er sich und sagt über den Zwischenfall am Boxenausgang: "Auf einmal war alles ein bisschen eng, aber dann dachte ich mir: Aus dem Alter bist du raus..."

Ekström mit extremer Strategie erfolgreich

Einziger Mercedes-Jahreswagenfahrer in den Punkten war Maro Engel (Mücke) als Siebter. Engel schob sich durch einen späten zweiten Boxenstopp an Paffett und Schumacher vorbei und konnte sich im Finish gegen Ekström behaupten, der vom 16. Startplatz aus durch den extrem späten ersten Boxenstopp in Runde 23 kurzzeitig sogar geführt hatte. Zum Vergleich: Sieger Rockenfeller absolvierte seinen (suboptimalen) zweiten Stopp im 24. Umlauf.

"Es wäre nicht nötig gewesen, heute zu verlieren, auch wenn der Audi-Speed sehr gut war", glaubt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Wären wir eine Runde früher reingekommen, hätten wir die Chance gehabt, aber wir sind eine Sekunde hinter dem Sieger eingefahren. Da ist auch ein zweiter Platz mal okay. Beim nächsten Mal geht's wieder andersrum. Seit Beginn letzten Jahres hat Mercedes zehnmal gewinnen, Audi dreimal. Da kann man nicht meckern."

In dem wenig ereignisreichen Rennen passierte ein Zwischenfall gleich am Start, als sich Filipe Albuquerque (Rosberg-Audi) beim Bremsen verschätzte und ins Kiesbett ausweichen musste. Ein paar Runden später krachte Rahel Frey (Rosberg-Audi) gegen die Reifenstapel, konnte aber weiterfahren. Susie Stoddart (12./Persson-Mercedes) entschied indes ihr Privatduell gegen David Coulthard (16./Mücke-Mercedes) bereits mit dem schnelleren ersten Boxenstopp für sich.

In der Gesamtwertung führt nach zwei von zehn Rennen weiterhin Auftaktsieger Spengler mit 18 Punkten vor Rockenfeller und Tomczyk (10), Ekström und Scheider (9), Green (7) und Schumacher (6). Weiter geht es am 5. Juni mit dem Comeback der umgebauten Strecke im österreichischen Spielberg, auf der die DTM schon zwischen 2001 und 2003 gefahren ist.

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