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Ab 2013: V6-Turbo als Wunschtriebwerk?

In der Debatte um das künftige Motorenreglement ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, ein V6-Turbo könnte aber der ersehnte Mittelweg sein.

Der FIA-Weltrat hat Anfang Juni in seiner letzten Sitzung noch einmal bekräftigt, dass in der Formel 1 ab 2013 mit kleinen 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbos gefahren werden soll. Viele Hersteller sind jedoch gegen diesen Plan, der ursprünglich umgesetzt wurde, um weitere Hersteller in die "Königsklasse" zu locken. Unter anderem sagte Volkswagen ab, der PS-Lockstoff wirkte also nicht.

Die Einführung der kleinen Turboaggregate ist beschossen, dennoch gibt es für mögliche Alternativlösungen noch eine Hintertür, in den kommenden Wochen wird weiter diskutiert. Vor allem Ferrari drängt seit vielen Wochen auf ein anderes Format: Die Italiener wünschen sich am liebsten einen V6-Motor, auf diesen Zug ist nun auch McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh aufgesprungen.

"Wenn man mich fragt, dann plädiere ich für einen V6-Turbo", wird Whitmarsh im Magazin MotorSport zitiert. "Immer mehr Autos werden mit Turbos angetrieben. Wir brauchen allerdings auch hohe Drehzahlen. Ein Motor in V-Bauform passt gut zur Struktur eines Formel-1-Autos. Wir müssen aber unbedingt einen unverwechselbaren Sound haben. Vielleicht anders als bisher, aber es muss fantastisch klingen."

Aus Sicht des Briten ist ein Mittelweg wichtig: Man müsse den aktuellen Entwicklungen auf dem Automobilsektor – Downsizing, Hybridtechnik, Leichtbau, Effizienz – Tribut zollen, aber auch die Wünsche der Fans berücksichtigen. "Wenn Traditionalisten am großvolumigen Triebwerk festhalten wollen, dann locken sie damit sicherlich keine Hersteller an", erklärt Whitmarsh. "Der Weg zum 1,6-Liter-Vierzylinder war aber auch falsch. Dadurch kam auch kein Hersteller."

"Wir müssen die Wünsche der Hersteller aber berücksichtigen, es geht ihnen um den Verkauf von Autos. Die Formel 1 ist die perfekte Plattform zur Darstellung von Produkten, Technologien und Marken. Technisch müssen wir fortschrittlich, relevant, unterhaltsam und unterscheidbar sein. Das ist alles nicht ganz einfach zu erreichen. Gleichzeitig dürfen wir aber die Fans nicht vergessen. Der Sound ist beispielsweise ein Alleinstellungsmerkmal der Formel 1."

Man habe bei der Verabschiedung des aktuell anstehenden Motorenreglements für 2013 auch Pech gehabt, meint Whitmarsh. "Es war grundsätzlich ein logischer Schritt. Aber wir landeten ausgerechnet in einer der größten Rezessionen, die die Automobilindustrie je erlebt hat. Außerdem ist der Zeitplan für den Bau eines neuen Triebwerks sehr eng gesteckt worden. Ich will damit aber niemanden kritisieren."

Die Front gegen die Einführung des neuen Vierzylinder-Turbos ist stark: Ferrari und Mercedes wollen einen Kompromiss und keinen 1,6-Liter-Motor, Cosworth graut es vor hohen Entwicklungskosten. Diese wären allerdings auch beim Schwenk auf einen V6-Turbo nicht zu unterschätzen. "Die Formel 1 darf nicht zur Show verkommen. Wir müssen auch Vorreiter in Sachen Technologie sein", mahnt auch Renault-Teamchef Eric Boullier. Die Franzosen drohen mit einem Abschied, falls man nicht auf den kleinen Turbo setzt.

"Ich denke, ein Aufschub wäre ein erster guter Schritt", meint Mark Gallagher. Der Cosworth-Boss hat Angst vor einem Wettrüsten der Hersteller. "Es gibt keine Budgetgrenze für die Entwicklung eines neuen Motors", so seine Befürchtung. "Wir müssen endlich Klarheit haben. Wenn es unbedingt der 1,6-Liter-Motor sein soll, dann ist es eben so. Wenn nicht, dann machen wir gern mit dem V8 weiter. Wir müssten es nur schön langsam wissen."

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