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MotoGP: Analyse

„Claiming Rule” als Zukunft der MotoGP?

Einheitselektronik, Drehzahllimit, getunte Serienmotoren: So stellt sich die Dorna die Zukunft der MotoGP-Klasse vor. Die Reaktionen sind gemischt.

Die MotoGP steht vor dem Umbruch: Auf der einen Seite wird es im kommenden Jahr die hochgezüchteten Prototypen geben, auf der anderen Seite die einfacheren Motorräder nach der sog. Claiming-Rule-Regel. Das soll aber erste der Anfang sein, denn Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta will den Sport verändern. Ab 2013 könnte es eine Einheitselektronik geben, mit der die Entwicklung eingefroren wird. Gleichzeitig wird über ein Drehzahllimit nachgedacht. In erster Linie will Ezpeleta mit diesen Maßnahmen die Kosten senken. Die Fahrer und Teams sehen diese Vorhaben mit gemischten Gefühlen.

Ezpeleta sagt klar, wie er sich die Zukunft des Sports vorstellt: "Es werden im nächsten Jahr prinzipiell zwei unterschiedliche Arten von Motorrädern in der Startaufstellung stehen. Es wird teure Prototypen geben, die von den Herstellern und einigen Kundenteams eingesetzt werden. Dann gibt es Motorräder, deren Triebwerke auf Serienmodellen beruhen und einen größeren Benzintank haben", sagte Ezpeleta in einem Radiointerview mit einem spanischen Sender.

"Wir evaluieren zusammen mit der Sicherheitskommission immer noch Möglichkeiten, aber wir hätten gerne Standardreifen. Die aktuellen Pneus sind High-Performance-Produkte, aber zu radikal. Entweder sie sind sehr gut oder sehr schlecht. Alle 1.000er-Motoren haben eine maximale Bohrung von 81 Millimetern. Der einzige echte Unterschied ist die Elektronik. In Zukunft wird es die gleiche Elektronik für alle geben. Das gibt den Teams die Möglichkeit, sich den Motor auszusuchen."

2012 soll nur eine Übergangssaison sein: "Ab 2013 sollen alle MotoGP-Motorräder die gleiche Charakteristik aufweisen. Wenn die Elektronik und die Motoren praktisch gleich sind, wird es eine große Chance geben, dass wir aufregendere Rennen sehen und die Teams weniger Kosten stemmen müssen." Bereits in Valencia wurden der Sicherheitskommission die entsprechenden Vorschläge unterbreitet.

"Ich möchte die technischen Regeln für 2013 festlegen. Wir haben die Diskussion eröffnet, und ich habe mit den Herstellern bereits gesprochen. Sie verstehen die Situation", wird Ezpeleta von der GPWeek zitiert. Das Problem ist nur, dass bislang nur ein einziges Claiming-Rule-Motorrad richtig getestet hat, nämlich die Suter mit BMW-Superbike-Motor.

Preziosi: Entwicklung für Hersteller wichtig

Wie sehen die Hersteller die Vorhaben des Dorna-Chefs? Ducati-Designer Filippo Preziosi hat in Valencia seine Meinung abgegeben: "Aus Sicht eines Ingenieurs mag ich das nicht, weil ich ohne Limits forschen will. Als Mensch lebe ich natürlich in einer Welt, in der es Probleme gibt. Ezpeleta will die WM auf dem höchsten Level halten und für die Zukunft vorbereiten."

"Niemand weiß, was in den nächsten sechs Monaten passieren wird. Die WM ist stark mit Italien und Spanien verbunden. Die MotoGP wäre also stark von einer Wirtschaftskrise betroffen. Deshalb finde ich es gut, wenn man Diskussionen über Kostenreduktion anstößt. Wir sind offen dafür. Auf der anderen Seite muss es eine WM bleiben, in der man neue Sachen entwickeln und Technologie für die Mutterfirma erforschen kann."

"Anderenfalls haben wir kein Interesse. Ducati hatte wenig Interesse an den Zweitaktern, wo kaum Elektronik eingesetzt wurde. Es ist sicher ein schwieriges Problem. Man muss Kosten sparen und Arbeitsplätze sichern, und gleichzeitig muss die MotoGP die höchste Klasse bleiben. Wir sind für Lösungen offen. Standardteile sind für Hersteller nicht interessant, weil man nichts entwickeln kann."

Stoner: Wenig Interesse an Claming Rule

Auch Weltmeister Casey Stoner kann sich aus Fahrersicht nicht für die Claming-Rule-Motorräder begeistern. "Wenn wir die Prototypen killen, könnten wir auch Tourenwagen fahren. Da gibt es keinen Unterschied. Das würde meiner Meinung nach den Rennsport insgesamt zur Ader lassen. Für mich würde nicht das gleiche Interesse bestehen, wenn man ein Straßenmotorrad nimmt, das Chassis und die Aufhängung ändert und damit ein konkurrenzfähiges Motorrad hat."

"So wie es jetzt ist, ist es schon seit einigen Jahren. Es wird viel über die Kosten diskutiert. Die Mitarbeiterzahlen sind gestiegen, und die Motorräder sind komplizierter als die alten 500er. Wenn es sich in diese Richtung entwickelt, wäre es enttäuschend, und ich weiß nicht, ob ich ein Teil davon sein will."

Yamaha-Pilot Ben Spies will sich damit noch nicht intensiv auseinandersetzten, sondern erst einmal abwarten: "Es ist schwierig zu verstehen, weil es noch weit entfernt ist. Die MotoGP ist eine Prototypen-Klasse. Diese Eigenschaft würde verschwinden. Im Moment konzentriere ich mich auf 2012, nicht auf 2013, und denke auch nicht über ein Claming-Rule-Motorrad nach. Ich bin kein großer Fan davon."

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