Tourenwagen-WM: Interview | 07.07.2011
Coronel fordert gleiche Waffen
Ist Chevrolet im Vergleich zur Konkurrenz zu stark? Tom Coronel wünscht sich ein Eingreifen der FIA, um den Wettbewerb offen und spannend zu gestalten.
Elf Siege aus zwölf Rennen – das ist die beeindruckende Zwischenbilanz von Chevrolet zur Halbzeit der Saison 2011. Die WM-Titelverteidiger geben damit in beiden WM-Gesamtwertungen klar den Ton an und verfügen mit dem Chevrolet Cruze 1,6T noch dazu über den Klassenprimus unter den WTCC-Autos. Nicht alle sind begeistert von dieser Leistung: Tom Coronel fordert jetzt die FIA zum Handeln auf.
In den Augen des BMW-Fahrers ist die WTCC angesichts der Dominanz von Chevrolet aus den Fugen geraten. "Ich weiß, dass Chevrolet gute Arbeit leistet und auch sehr gute Fahrer hat. Für die Zuschauer ist das aber sicher nicht so prickelnd", sagt Coronel gegenüber motorsport-total.com. "Ich bin keiner, der sich beschwert. Ich nehme es, wie es kommt. Man sollte aber darüber nachdenken."
Aus seinem Umfeld bekomme er in diesem Zusammenhang recht eindeutige Rückmeldungen. "Viele meiner Freunde sagen mir: 'Das ist keine Meisterschaft mehr, das ist Blödsinn.' Chevrolet kämpft im Augenblick einfach nur gegen sich selbst", meint der Niederländer. "Mein Wunsch für die zweite Saisonhälfte ist daher, was sich alle anderen wünschen: Lasst uns mit gleichen Waffen kämpfen."
"Das bedeutet: Die FIA sollte etwas tun, um die Fahrzeuge besser zu balancieren. Momentan herrscht einfach keine Chancengleichheit", gibt Coronel zu Protokoll. Damit legt der 39jährige seinen Finger in eine offene Wunde, denn das Kompensationsgewicht erfüllt seine Aufgabe nur sehr bedingt: Zwar fährt Chevrolet seit Saisonbeginn mit maximalem Zusatzballast, doch die Konkurrenz sieht trotzdem kein Land.
"Chevrolet ist derzeit einfach zu überlegen, als dass wir uns mit ihnen messen könnten", sagt Coronel. "Für uns geht es daher um Platz vier in der Gesamtwertung. Um diese Position streiten wir uns mit Tiago Monteiro und Gabriele Tarquini. Eigentlich hatte ich zu Saisonbeginn aber gedacht, dass wir es mit Chevrolet würden aufnehmen können. Dem ist allerdings nicht so", hält der Niederländer fest.
"Sie fahren in einer eigenen Liga. Wir können daher nur auf das Treppchen fahren, wenn sie einen Fehler machen", erläutert der langjährige WTCC-Pilot und fügt hinzu: "In Tschechien klappte das. Im ersten Rennen konnte ich Alain Menu zwar nicht bis zum Schluss hinter mir halten, aber in Lauf zwei brachte ich immerhin Platz zwei ins Ziel – und hielt zwei Chevrolet-Autos sicher auf Distanz."