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DTM: Nürburgring

Wickens meistert das „Eifel-Chaos“

Bei turbulenten Wetterbedingungen auf dem Nürburgring konnte sich Wickens hauchdünn vor Farfus durchsetzen. Rockenfeller sichert Tabellenführung.

Das Wetter in der Eifel gilt als unberechenbar, die Rennen auf dem Nürburgring sind deshalb oft spannend. So auch am heutigen DTM-Sonntag. Pünktlich zum Start in die Einführungsrunde der 22 Fahrzeuge öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Regen setzte die Bahn im ersten Rennviertel phasenweise erheblich unter Wasser. Die Konsequenzen: Viele Dreher, viel Kleinholz, interessante Taktiken und ein Überraschungssieger namens Robert Wickens.

Der kanadische Mercedes-Pilot fuhr bei schwierigen Bedingungen ein bärenstarkes Rennen und verdiente sich nach 47 Runden seinen ersten "echten DTM-Sieg". Wickens war bereits am Norisring nach der Wasserflaschen-Affäre um Mattias Ekström (Audi) phasenweise als Sieger gewertet worden, doch dieser Erfolg war ihm später wieder aberkannt worden.

"Der Wahnsinn. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Im Motorsport kann alles passieren, aber das?", so der Sieger. "Ich hatte freie Bahn und konnte bremsen, wo ich wollte, ohne Angst zu haben, in den Vordermann zu krachen. Ich bin so glücklich."

Der HWA-Pilot machte am Sonntagnachmittag alles richtig. Wickens hielt sich aus derben Scharmützeln heraus, setzte das gute Tempo des Mercedes bei wechselnden Verhältnissen bestens um und profitierte von einer guten Taktik seiner Mannschaft. Hinter dem Kanadier kam Polemann Augusto Farfus ins Ziel. Der BMW-Mann konnte dem Rennsieger in der Schlussphase nicht mehr folgen. Mit zwei Sekunden Rückstand überquerte der Brasilianer die Ziellinie, dahinter folgte Lokalmatador Christian Vietoris (Mercedes), der endlich auch im DTM-Auto auf dem Nürburgring glänzen konnte.

Während die besten Drei auf dem Podium jubelten, freute sich ein anderer mindestens ebenso ausgiebig: Mike Rockenfeller. Der Phoenix-Audi-Pilot, der vom mäßigen elften Startplatz ins Rennen gegangen war, holte als Vierter viele Punkte. "Heute muss ich mich ganz besonders bei meinen Jungs bedanken: Dieser vierte Platz geht voll auf das Team Phoenix", lobt Rockenfeller sein Team. Nicht ohne Grund: Nach einem frühen Ausritt in der ersten Kurve im Zweikampf gegen BMW-Pilot Joey Hand war "Rocky" weit zurückgefallen. Phoenix brachte seinen Schützling wieder auf Kurs.

Durch viele Dreher und Kollisionen herrschte in der ersten Runde das reinste Chaos, denn alle Fahrzeuge waren auf Slicks im Regen unterwegs. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Bahn, um die Meute zu beruhigen. Phoenix rief Rockenfeller sofort zum Stopp, um Regenreifen zu montieren - ein Glückgriff. Aus dunklen Wolken kam fortan weiteres Nass, sodass der DTM-Gesamtführende die Konkurrenten mit ihren Slicks locker überholen konnte.

"Joey hätte uns in der ersten Kurve beinahe alles kaputtgemacht, aber das Team ist cool geblieben und hat alles richtig gemacht. Danke dafür", sagt Rockenfeller, der das Rennen über weite Strecken anführte. Das Problem bei der Phoenix-Taktik: Der Wechsel auf Regenreifen fand dermaßen früh statt, sodass der Service nicht als Pflichtboxenstopp galt. Rockenfeller musste im weiteren Verlauf noch zwei weitere Stopps einlegen. Nur dadurch kamen Wickens, Farfus und Vietoris noch einmal vorbei.

"Das war sicherlich das bisher spannendste und spektakulärste DTM-Rennen des Jahres - ich denke, die Zuschauer sind voll auf ihre Kosten gekommen", so Audi-DTM-Leiter Dieter Gass. "Mike hat dank eines cleveren Schachzugs seines Teams einen weiteren großen Schritt in der Meisterschaft gemacht und nun 35 Punkte Vorsprung. Die Strategie, auf drei Boxenstopps zu setzen und während der Safety-Car-Phase auf Regenreifen zu wechseln, ging auf und wurde am Ende belohnt."

Paffett und Spengler mit Nullnummern

Genau das Gegenteil erlebte hingegen Mercedes mit Topmann Gary Paffett. Der Brite verpokerte sich komplett, ließ nach sechs Runden bei heftigem Regen Option-Slicks aufziehen und war anschließend nur noch Opfer. Paffett kam mit einer Runde Rückstand als 17. ins Ziel und muss seine Hoffnungen auf einen Titelgewinn begraben. Seine Markenkollegen Vietoris (71 Punkte) und Wickens (70) sind nun die ersten Verfolger von Rockenfeller (106). Die Fahrer von BMW haben noch mehr Rückstand.

Dies liegt unter anderem am Pech von Bruno Spengler, der nach einigen Berührungen mit einem angeschlagenen BMW M3 DTM keine Chance hatte. Der Kanadier holte als 14. keinen Punkt. Bester Markenvertreter der Münchener war überraschend Martin Tomczyk, der sich von Startplatz 20 auf den fünften Rang nach vorn arbeiten konnte. Für den Ex-Champion gab es nach genau einem Jahr endlich mal wieder DTM-Zähler.

Hinter dem gut aufgelegten Audi-Piloten Adrien Tambay ergatterte Marco Wittmann als Siebter wenigstens noch einige Punkte. Der MTEK-Youngster, der von Startplatz zwei losgefahren war, verlor alle Siegchancen, als er in der sechsten Runde in der Conti-Spange geradeaus segelte. Timo Glock (18.) war nach einem Kontakt mit dem Benz von Daniel Juncadella chancenlos. Für Miguel Molina (8.) gab es die ersten Punkte des Jahres, dahinter verbuchten Jamie Green (Audi) und Pascal Wehrlein (Mercedes) einige Zähler.

Bei den noch ausstehenden drei Rennen der DTM-Saison 2013 kann Mike Rockenfeller voraussichtlich recht entspannt an den Start gehen. 35 Punkte Vorsprung hat der Ex-Le-Mans-Sieger.

Sein großer Vorteil im Kampf um die Meisterschaft: Er ist einziger Audi-Titelkandidat. Bei Mercedes (Vietoris/Wickens) und bei BMW (Spengler/Farfus) liegen sich jeweils zwei Piloten regelrecht auf der Pelle. Das nächste Rennen findet in vier Wochen in Oschersleben statt.

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