
Motorsport: News | 25.02.2013
Susie Wolff: Von Superlizenz & Frauenquote
Williams-Entwicklungsfahrerin Susie Wolff strebt in Kürze ihre Superlizenz an, möchte aber kleine Schritte machen - Botschafterin für Frauen im Motorsport
Danica Patrick hat gestern in Daytona beweisen, dass Frauen im Rennsport durchaus mit ihren männlichen Kollegen mithalten können. Der überraschenden Pole-Position folgte am Rennsonntag der achte Platz. In der Formel 1 spielen Frauen derzeit noch keine Rolle, einzig Susie Wolff hat als Williams-Entwicklungsfahrerin Fuß gefasst, nachdem Maria de Villota nach ihrem Unfall im Marussia wohl eher nicht mehr zu den Kandidatinnen gezählt werden dürfte. Eine Superlizenz besitzt Wolff aber dennoch nicht. Doch das soll schon bald anders werden: "Das ist eine Frage der Kilometer, die ich im Auto bisher verbracht habe", sagt die Schottin und ist überzeugt: "Ich denke, ich bin für eine Superlizenz geeignet, das wird der nächste Schritt."
Doch überstürzen möchte die ehemalige DTM-Pilotin in der Königsklasse nichts: "Ich sagte bereits vor meinem Williams-Einstieg: Es geht nicht darum zu rennen, bevor ich laufen kann - es geht darum, alles in klar definierten Schritten zu tun. Es geht darum, bei jedem Schritt erfolgreich zu sein, damit du den nächsten Schritt machen kannst." Welche Schritte sie in ihrer Formel-1-Karriere bereits gegangen ist und welche noch folgen werden, das kann die 30-Jährige genau erläutern: "Es gab den ersten Test im letzten Jahr, der verlief gut - dann habe ich eine erweiterte Rolle bekommen."
"Die Tests am Anfang dieses Jahres verliefen gut, die Vorstellung des Autos verlief gut", ergänzt sie, "also peile ich nun mehr Rookie-Tage und mehr Zeit im Auto an - und dann mache ich von da aus weiter." Was danach kommt, weiß die Schottin erst einmal nicht. Die logische Fortsetzung wären ein paar Freitagstests im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes, doch das wird zumindest in diesem Jahr wohl nicht passieren: "Mit ziemlicher Sicherheit nicht", schließt sie von vornherein aus. "Denn wir haben einen Rookie (Valtteri Bottas; Anm. d. Red.) im Auto. Das ist also nicht realistisch."
Vorreiterin für Frauen im Motorsport
Doch für Wolff gibt es noch andere Möglichkeiten: "Es gibt Pläne für ein paar Rookie-Tage in Silverstone Mitte des Jahres, und das ist mein Ziel - so schnell wie möglich wieder ins Auto zu kommen, mehr Kilometer zu fahren, einen guten Job zu erledigen und zeigen, dass ich zu allem in der Lage bin." Dann würde sie auch anderen Frauen Mut machen, in den Motorsport einzusteigen, um einmal genauso erfolgreich zu sein, wie die männlichen Mitstreiter.
Dazu wurde sie bereits zur Botschafterin der FIA-Kommission "Frauen im Motorsport" berufen, die der Öffentlichkeit zeigen möchte, wie man als Frau in allen Bereichen des Motorsports sein Können präsentieren kann. "Die Absicht eines Botschafters ist, in die Programme involviert zu sein, sich ihrer bewusst zu werden und nach Möglichkeiten zu schauen, wo man helfen kann", erklärt Wolff und gibt Beispiele ihrer eigenen Arbeit: "Es gibt einige junge Frauen im Kartsport und in Junior-Formelklassen, mit denen ich in Kontakt stehe und denen ich versuche zu helfen. Denn es ist nicht einfach, ein Budget zusammenzukriegen und den richtigen Pfad zu finden."
Künstliche Frauenquote bringt nichts
Dabei möchte sie nicht einfach nur als lächelndes Beiwerk bei Events vor Ort sein, sondern "so viel wie möglich hinter den Kulissen helfen - immer im Bewusstsein, dass wir die Aufmerksamkeit versuchen zu erhöhen. Wir erwarten nicht, dass es von einem Tag auf den anderen klappt. Das ist ein fortschreitender Prozess." Wolff betont, dass es nicht allein um weibliche Fahrer geht. Frauen könnten vielseitige Karrieremöglichkeiten im Motorsport einschlagen, wie viele aktuelle Beispiele in der Königsklasse zeigen.
"Wenn man den Fernseher anschaltet, sieht man Monisha Kaltenborn am Kommandostand und man kann viele weibliche Mechaniker in der Garage erblicken", so Wolff. Besonders bei Williams sei eine enorme Anzahl an Frauen im Team verankert - auch in Führungspositionen, wie die Rolle von Claire Williams zeigt, die als Leiterin der Abteilung Marketing und Kommunikation fungiert. "Das ist alles auf natürlichem Weg passiert", möchte die 30-Jährige betonen.
Dies sei auch notwendig, glaubt sie. "Man kann Frauen nicht pushen, nur um eine Quote zu erreichen", sagt die Williams-Pilotin. "Es ist so ein performance-orientierter Sport. Wenn du nicht gut genug bist, überlebst du nicht. Es gibt keinen Grund, jemanden zu pushen, der nicht gut genug ist, denn er wird nicht lange dort bleiben. Deswegen muss das auf ganz natürlichem Weg passieren." Doch während sich Frauen im Grand-Prix-Sport an vielen Positionen durchaus bewährt haben, gibt es fahrerisch noch einigen Nachholbedarf. Und Wolff steht an erster Stelle, das zu ändern.