
Motorrad-WM: Katar | 07.04.2013
Doppelsieg für Yamaha
Jorge Lorenzo siegt beim MotoGP in Katar. Valentino Rossi fährt in einer sensationellen Aufholjagd auf den zweiten Platz vor.
Fotos: MotoGP
Der erste Sieger der neuen MotoGP-Saison heißt Jorge Lorenzo. Der Yamaha-Werksfahrer lieferte eine makellose Vorstellung ab und feierte beim Nachtrennen in Katar einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg. Für viel Spannung sorgte Valentino Rossi (Yamaha). Nach einer turbulenten Startphase zeigte der Superstar eine Aufholjagd, kämpfte das Honda-Werksduo nieder und kletterte als Zweiter auf das Podest. Rookie Marc Marquez feierte einen starken Einstand in die Königsklasse. Er besiegte seinen Honda-Teamkollegen Dani Pedrosa, lieferte sich ein enges Duell mit Rossi und kletterte auf Anhieb als Dritter auf das Podest.
Bei der Reifenwahl vertrauten alle 24 Fahrer auf den weichen Hinterreifen. Vorne hatten bis auf Alvaro Bautista (Gresini-Honda) und Lukas Pesek (Ioda) die harte Mischung aufgezogen. Als zum ersten Mal die Lichter der Startampel ausgingen und die 24 Motorräder auf die erste Kurve zusteuerten, setzte sich Lorenzo von der Pole-Position aus durch und übernahm die Führung. Auf dem zweiten Platz sortierte sich Pedrosa ein. Andrea Dovizioso (Ducati) kam ebenfalls gut weg und war in den ersten Kurven Dritter.
Explosiv legte Rossi los. Der Superstar machte in den ersten Kurven einige Plätze gut und drang bis auf Platz fünf hinter Dovizioso nach vor. Zu Beginn der zweiten Runde probierte Rossi in Kurve eins ein Überholmanöver gegen die Ducati, doch Rossi konnte die Linie nicht halten und Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha), Marquez und Bradl schlüpften innen durch. Lorenzo setzte sich gleich vom Feld ab und hatte nach zwei Runden bereits einen Vorsprung von einer Sekunde auf Pedrosa. Dieser kam unter Druck von Crutchlow.
Im Feld wurde in den ersten Runden munter gekämpft. So zeigte auch Marquez ein mutiges Überholmanöver gegen Dovizioso für Rang vier. Auch Bradl arbeitete sich an der Ducati vorbei und war nach zwei Runden Fünfter. Dovizioso fiel zurück, denn auch Rossi zog vorbei. An der Spitze sortierten sich die Verfolger hinter Lorenzo neu. Pedrosa konnte Crutchlow in Schach halten. Dafür kam Marquez auf und knöpfte dem Briten Rang drei ab.
Aufregende Anfangsphase
Als sich in der turbulenten Anfangsphase das Feld sortiert hatte, führte Lorenzo das Feld mit einem Vorsprung von rund zwei Sekunden an. Dahinter folgte das Honda-Duo Pedrosa/Marquez und auch Crutchlow hielt als Vierter den Anschluss. Wenige Sekunden dahinter folgte eine Gruppe mit Bradl, Rossi, Dovizioso, Bautista und Nicky Hayden (Ducati). Andrea Iannone (Pramac-Ducati) fuhr als Zehnter ein einsames Rennen und sein Teamkollege Ben Spies musste sich gegen die Claiming-Rule-Fahrer wehren.Rossi hing lange hinter Bradl fest und kam schließlich in der achten Runde am Deutschen vorbei. Der siebenfache MotoGP-Weltmeister konnte sich von Bradl absetzen, doch zu diesem Zeitpunkt betrug sein Rückstand auf den viertplatzierten Crutchlow bereits über drei Sekunden. Für Bradl war das Rennen wenig später vorbei. In Kurve eins war er zu lange auf der Bremse, das Vorderrad klappte ein und er lag im Kiesbett. Enttäuscht stapfte der Deutsche davon.
An der Spitze kontrollierte Lorenzo das Rennen. Bei Halbzeit betrug sein Vorsprung auf den Rest der Welt bereits über vier Sekunden. Wie ein Uhrwerk spulte er souverän und konstant seine Runden ab. Die schnellsten Runden fuhr allerdings Rossi, doch er war einsam und alleine auf Platz fünf. Spannend ging es im Honda-Stallduell um Platz zwei zu. Marquez klebte am Hinterrad von Pedrosa, während Crutchlow dieses Duell aus nächster Nähe beobachtete.
Der Zweikampf Marquez gegen Rossi
Auch Rossi schloss auf dieses Trio mit schnellen Runden auf. Sechs Runden vor Schluss setzte Marquez sein erstes Manöver und überholte Pedrosa auf der Zielgeraden für Platz zwei. Rossi kam von hinten mit den schnellsten Rennrunden immer näher heran und hatte sechs Runden vor Schluss den Anschluss an Crutchlow geschafft. Fünf Runden vor dem Ende ging Rossi auf der Zielgeraden im Windschatten an der Tech-3-Yamaha vorbei. Crutchlow bremste zu spät und fuhr in der ersten Kurve geradeaus.Wertvolle Meter gingen verloren und er war raus aus dem Kampf um das Podium. Rossi packte sein Kämpferherz aus und schnappte sich von Pedrosa Platz drei. Als nächstes hatte er Rookie Marquez im Visier. Mit dem Spanier machte er auch kurzen Prozess und drei Rennen vor dem Ende lag Rossi auf dem zweiten Platz. Lorenzo führte zu diesem Zeitpunkt mit sechs Sekunden Vorsprung. Marquez wollte sich aber nicht geschlagen geben und kämpfte in Kurve eins wieder zurück. Wenige Kurven später überholte Rossi wieder Marquez.
Marquez wollte sich nicht geschlagen geben. In der letzten Runde hing der Rookie am Hinterrad der Honda. Es ging sich aber nicht für einen weiteren Angriff aus. Rossi verteidigte den zweiten Platz und wurde für seine starke Aufholjagd mit einem Podestplatz belohnt. Marquez kletterte in seinem ersten MotoGP-Rennen auf Anhieb auf das Podest. Auf der Ziellinie betrug sein Rückstand auf Rossi lediglich drei Tausendstelsekunden.
Rossi hat sein Ziel erreicht
"Ich bin so froh. Es war mein Ziel, beim ersten Rennen auf dem Podium zu stehen", sagt Rossi. "Am Morgen erkannte ich im Warmup, dass mein Tempo gut ist. Ich wusste, dass ich nach einem guten Start etwas riskieren musste, um die vor mir fahrenden langsameren Motorräder zu überholen. Doch beim Überholvorgang von Dovizioso war ich etwas zu schnell und berührte Pedrosa. Ich musste eine weite Linie wählen", berichtet er den entscheidenden Moment der Anfangsphase. "Von diesem Moment an war mein Rennen ziemlich schwierig. Es war schwierig, Bradl zu überholen.""Ich habe viel Zeit verloren. Ich sah, wie mein Podestplatz in die Ferne rückte. Doch als ich eine freie Strecke hatte, konnte ich ein richtig gutes Tempo fahren. Schritt für Schritt kam ich näher heran. Am Ende hatten wir zu dritt, doch besonders mit Marc war es ein toller Kampf. Ich freue mich sehr für Yamaha und Jorge. Die ersten beiden Plätze beim ersten Rennen sind fantastisch. Ich danke für eine weitere Chance in diesem tollen Team. Ich denke, wir können diese Saison genießen." In der Auslaufrunde blieb Rossi noch ohne Treibstoff stehen und wurde von Iannone mitgenommen.
Lorenzo siegt souverän
An der Spitze hatte Lorenzo alles richtig gemacht und einen souveränen Sieg geholt. Sieben Sekunden betrug sein Vorsprung im Ziel. "Eine halbe Stunde vor dem Rennen fühlte ich mich ziemlich nervös und musste mich in der Startaufstellung entspannen. Mir war bewusst, wie wichtig der Start ist und dass es schwierig sein würde, eine Lücke herauszufahren. Doch ich musste es versuchen", erläutert er seine Taktik."Das war mein Ziel und es funktionierte. Doch es war schwierig, weil Pedrosa mich nicht entkommen lassen wollte. Doch Schritt für Schritt konnte ich jede Runde um zwei Zehntelsekunden davonziehen. Dadurch war es einfacher für mich. Es ist ein tolles Ergebnis für Yamaha. Ich freue mich für Valentino, weil er zwei schwierige Jahre hinter sich hat", lobt er seinen Teamkollegen.
Einen starken MotoGP-Einstand lieferte Marquez ab: "Ich habe zu Beginn 100 Prozent gegeben und am Ende auch. Ich hatte keine Pause. Vor dem Rennen war ich etwas nervös. Das erste Rennen in der MotoGP ist nie einfach. Der Start war sehr wichtig. Ich wollte aggressiv sein, um die anderen Fahrer zu überholen. Als ich Pedrosa einholte, erkannte ich, dass ich wohl etwas über dem Limit war. Ich habe mich hinter ihm etwas ausgeruht. In der letzten Runde habe ich alles gegeben. Der Kampf mit Valentino war toll. Er hat sehr viel Erfahrung. Ich habe es genossen. Ein Traum wurde wahr, hier mit den zwei anderen Jungs zu sitzen", schwärmt der 20-Jährige.
Espargaro bester CRT-Fahrer
In den letzten Runden konnte Pedrosa nicht mehr in das Duell Rossi/Marquez eingreifen und musste sich mit Platz vier begnügen. Nach seinem Fahrfehler kam Crutchlow alleine fahrend als Fünfter über die Linie. Platz sechs ging an Bautista. Die beiden Ducati-Werksfahrer kamen direkt hintereinander als Siebter und Achter ins Ziel. Dovizioso behielt die Oberhand vor Hayden. Auf Lorenzo betrug ihr Rückstand 24 Sekunden.Rookie Iannone beendete seinen ersten Grand Prix auf Position neun. Spies musste sich das komplette Rennen über gegen das Aspar-Duo wehren und setzte sich schließlich als Zehnter knapp durch. Schnellster Claiming-Rule-Fahrer war Aleix Espargaro auf Platz zwölf. Dahinter folgte sein Aspar-Teamkollege Randy de Puniet. Die letzten WM-Punkte nahmen Hector Barbera (Avintia), Yonny Hernandez (PBM) und Hiroshi Aoyama (Avintia) mit. Leer gingen Claudio Corti (Forward), Michael Laverty (PBM) und Pesek aus
Mehrere Fahrer sahen die Zielflagge nicht. Für Rookie Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) war sein Debüt-Rennen schon nach wenigen Runden durch Sturz beendet. Auch Bryan Staring (Gresini-Honda), Karel Abraham (Cardion) und Danilo Petrucci (Iodo) gingen zu Boden und schieden aus. Auch Routinier Colin Edwards (Forward) kam nicht ins Ziel. Das nächste Rennen findet am 21. April statt. Die MotoGP betritt dann Neuland, denn es wird zum ersten Mal auf dem neuen Kurs in Austin (USA) gefahren.