
Motorrad-WM: Motorland Aragon | 29.09.2013
Marquez am Weg zum WM-Titel
Der Spanier Marc Marquez gewinnt das MotoGP-Rennen von Aragon vor Jorge Lorenzo und baut somit seinen Vorsprung weiter aus.
Foto: MotoGP
Drittes Rennen am Sonntag im spanischen Motorland Aragon und der dritte spanische Sieger: Nach den Heimsiegen von Alex Rins (Moto3) und Nicolas Terol (Moto2) wurde das Rennen der Königsklasse MotoGP zur sicheren Beute von Marc Marquez. Für den Rookie in Diensten des Honda-Werksteams ist es bereits der sechste Saisonsieg.
Gleichzeitig könnte der Aragon-Grand-Prix im Kampf um den MotoGP-Titel 2013 eine Vorentscheidung gebracht haben. Während Marquez vor Jorge Lorenzo (Yamaha) zum Sieg fuhr, stürzte Dani Pedrosa und musste mit Verdacht auf eine Knieverletzung ins Medical-Center eingeliefert werden. Das Honda-Team gab nach dem Rennen aber Entwarnung.
In der Gesamtwertung hat Marquez bei noch vier ausstehenden Rennen nun 39 Punkte Vorsprung auf Lorenzo. Pedrosa liegt weiteren 20 Punkten Rückstand auf Rang drei.
Marquez, Lorenzo und Pedrosa starteten im Motorland Aragon zusammen aus Reihe eins, doch in puncto Reifenwahl gab es Unterschiede. Marquez und Lorenzo setzten auf den weichen Vorderreifen, während Pedrosa den harten aufziehen ließ. Beim Start zeigte Lorenzo wie schon vor zwei Wochen in Misano, dass er sich mit Platz zwei nur bedingt anfreunden kann.
Der amtierende Weltmeister gewann den Sprint zur ersten Kurve vor Marquez und Pedrosa. Dahinter reihten sich Valentino Rossi (Yamaha), Stefan Bradl (LCR-Honda) und Alvaro Bautista (Gresini-Honda) in der Reihenfolge des Qualifyings ein.
Während das gesamte Feld gut durch die ersten Kurven kam, versuchte Lorenzo an der Spitze einen Ausreißversuch. Das Honda-Duo Marquez/Pedrosa ließ sich anders als noch in Misano diesmal aber nicht abschütteln. Rossi und Bradl folgten mit Respektabstand auf den Plätzen vier und fünf, während Bautista auf Platz sechs unter Druck von Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha) kam.
In Runde vier verdrängte Pedrosa seinen Teamkollegen Marquez von Rang zwei und machte sich auf die Verfolgung von Spitzenreiter Lorenzo. Marquez gab sich alles andere als geschlagen und so entwickelte sich der von den zurückliegenden Rennen bekannte Dreikampf der dominierenden Fahrer dieser Saison. Doch diesmal ging es nicht gut.
In Runde sechs verpasste Marquez in Kurve zwölf seinen Bremspunkt und kam Pedrosa dabei gefährlich nahe. Während der Rookie nach einem Umweg über die asphaltierte Auslaufzone wieder auf die Strecke fand, stürzte wenige Meter später Pedrosa per Highsider und hatte anschließend sichtlich Schmerzen am linken Bein. "Ich habe ihn leicht berührt und bin dadurch von der Linie abgekommen", leistet Marquez nach dem Rennen Aufklärungsarbeit.
Für den punktgleich mit Lorenzo auf Rang zwei der WM-Tabelle angereisten Pedrosa war das Rennen jedenfalls gelaufen. Aus dem Plan, seinen 28. Geburtstag mit einem guten Rennergebnis zu versüßen, wurde für Pedrosa nichts. Stattdessen wurde der Aragon-Vorjahressieger mit Verdacht auf eine Knieverlertzung ins Medical-Center der Strecke eingeliefert, woraufhin das Team aber Entwarnung gab. Eine größere Verletzung zog sich der Spanier nach ersten Informationen nicht zu.
Marquez erholte sich schnell vom Zeitverlust seines Umwegs und hatte zu Beginn der zweiten Rennhälfte wieder das Hinterrad der Yamaha von Spitzenreiter Lorenzo erreicht. Zehn Runden vor Schluss die Attacke: Marquez bremste sich just in Kurve zwölf, die er kurz zuvor verpasst hatte, innen an Lorenzo vorbei, konnte diesmal die Linie halten und startete anschließend seinerseits einen Ausreißversuch. Dieser gelang, wenn auch knapp: Mit 1,3 Sekunden Vorsprung sicherte sich der Rookie seinen sechsten Saisonsieg und baute damit seine WM-Führung auf 39 Punkte aus.
"Der Start war wie üblich nicht so gut. Ich bin dann aber in den ersten Kurven aggressiv gefahren, weil ich wusste, dass Jorge wegfahren würde. Ich habe nur eineinhalb Sekunden verloren, das war nicht zu viel", bemerkt Marquez und geht zur Beurteilung der Schlussphase über: "Ich konnte Jorge recht schnell überholen und dann eine Lücke herausfahren. Diese 25 Punkte waren wichtig."
Lorenzo versuchte in den verbleibenden Runden nach dem Überholmanöver von Marquez alles, hatte dem Honda-Piloten aber letztlich nichts mehr entgegenzusetzen und musste sich nach zuletzt zwei Siegen in Folge diesmal mit Platz zwei begnügen. Damit verpasste der Mallorquiner sowohl seinen ersten Aragon-Sieg als auch den insgesamt 50. Triumph seiner Laufbahn in der Motorrad-Weltmeisterschaft knapp. "Im Vergleich zu Marc habe ich vor allem auf der Bremse verloren. Ich habe versucht ihm zu folgen, aber er war das ganze Wochenende schneller", kommentiert Lorenzo.
Durch den Ausfall von Pedrosa wurde der Vierkampf zwischen Rossi, Bradl, Bautista und Crutchlow zum Kampf um den letzten Podestplatz. Aus diesem ging Ex-Weltmeister Rossi nach spannendem Kampf gegen Bautista schließlich als Gewinner hervor und stand neben Marquez und Lorenzo als Dritter auf dem Podest.
Moto2
Nicolas Terol fuhr im Motorland Aragon in überzeugender Manier zum zweiten Moto2-Sieg seiner Karriere. Von der Pole-Position gestartet ließ der spanische Aspar-Pilot im Verlauf der 21 Runden nie einen Zweifel aufkommen, wen es zu schlagen gilt. Letztlich brachte Terol seinen Heimsieg mit einem Vorsprung von 1,7 Sekunden auf Landsmann Esteve Rabat nach Hause."Dieser Sieg ist unglaublich. Mein Tempo war am gesamten Wochenende sehr hoch. Im Rennen war es schwierig, ständig konzentriert zu bleiben", so Terol, nachdem er sich am Tag nach seiner ersten Moto2-Pole den zweiten Sieg nach Austin an die Fahnen heftete.
Rabat hatte nie eine ernsthafte Chance und kommentiert nach Platz zwei: "Ich hatte einen guten Start. Mit vollem Tank hatte ich Chattering, deswegen konnte ich zu Beginn nicht schneller fahren. Später wurde ich schneller, aber der Rückstand war schon zu groß."
Der Kampf um den letzten Podestplatz wurde zum Duell der beiden Titelaspiranten Scott Redding und Pol Espargaro. Der Spanier setzte sich schließlich durch und verkürzte seinen Punkterückstand auf den Briten damit auf 20 Zähler. "Es war ein harter Kampf. Ich habe versucht, Scott zu überholen. Er hat aber dagegengehalten. Ich habe mich dann etwas entspannt und es auf der Geraden noch einmal versucht. Es ist ein gutes Resultat, aber in den nächsten Rennen müssen wir versuchen, auf den ersten Platz zu kommen."
Polesetter Terol ging beim Start sofort in Führung. Hinter ihm bog Espargaro vom vierten Startplatz kommend als Zweiter in die erste Ecke ein. Derweil stürzte Tom Lüthi schon in der zweiten Kurve und musste aufgeben. Xavier Simeon, Steven Odendaal und Ezequiel Iturrioz kamen nicht viel weiter. Alle drei stürzten am Ende von Runde eins.
Während sich Terol an der Spitze früh auf und davon machte, tobte in seinem Rücken ein Dreikampf zwischen Espargaro, Rabat und Takaagi Nakagami. Dahinter zeigte sich schon früh die Marc-VDS-Kalex von Redding. Der WM-Spitzenreiter hatte vom 13. Startplatz einen Raketenstart hingelegt, sich unaufhaltsam nach vorn geschoben und wurde nach nur vier Runden schon auf Platz zwei geführt.
In der Folge tobte zwischen Redding und Rabat ein munteres Duell zum Platz zwei, das Espargaro von Platz vier aus mit Interesse verfolgte. Derweil standen sich Nakagami und Jordi Torres gegenseitig im Weg. Der Japaner verlor viel Boden als er in Kurve 14 einen weiten Umweg fahren musste. Als Elfter verpasste Nakagami unterm Strich die Top 10 knapp.
Während Terol seinen zweiten Moto2-Sieg sicher nach Hause fuhr, rang Rabat im Kampf um Platz zwei Redding nieder. Der Brite sah sich in der Schlussphase der Angriffe von Espargaro ausgesetzt. Vier Runden vor Schluss ging der Spanier in der langgezogenen Linkskurve vor Start/Ziel vorbei, doch Redding konterte sofort und holte sich Platz drei wieder. Zwei Runden später versuchte es Espargaro an gleicher Stelle erneut und diesmal klappte es. Redding musste zurückstecken. Ein letzter Angriffsversuch des Briten in der Schlussrunde scheiterte.
Reddings Marc-VDS-Teamkollege Mika Kallio kam direkt hinter den beiden Titelanwärtern als Fünfter ins Ziel. Torres, Johann Zarco, Julian Simon, Mattia Pasini und Sandro Cortese komplettierten die Top 10. Marcel Schrötter wurde hinter Nakagami und vor Dominique Aegerter Zwölfter. Robin Mulhauser, der bei Technomag für den verletzten Randy Krummenacher einsprang, beendete das erste Moto2-Rennen seiner Karriere auf Platz 23.
Neben den bereits in Runde eins gestürzten Lüthi, Simeon, Odendaal und Iturrioz kamen auch Azlan Shan, Simone Corsi, Anthony West und Alex de Angelis nicht ins Ziel. De Angelis stürzte in der letzten Runde im Kampf mit Cortese um Platz zehn. Weiter geht es am 13. Oktober mit dem Grand Prix von Malaysia in Sepang.
Moto3
Alex Rins hat im Motorland Aragon den 13. Moto3-Saisonlauf für sich entscheiden. Im Kampf um den Sieg setzte sich der Spanier in einem spannenden Duell gegen Landsmann Maverick Vinales durch. "Ich bin so glücklich. Ich wusste, dass Maverick gewinnen kann, wenn er in der letzten Runde auf Platz zwei liegt, denn er kam besser aus den Kurven als ich. Ich habe aber viel Druck gemacht. Ich widme dieses Rennen allen Fans, die heute gekommen sind und meiner Familie", so Rins nach seinem vierten Sieg aus den sechs zurückliegenden Rennen.Vinales kam in der letzten Runde im Windschatten von Rins nicht optimal aus Kurve 15 heraus und musste die Hoffnungen auf den Sieg zu den Akten legen. "Der dritte Gang hat nicht richtig funktioniert. Trotzdem Dank an das Team, wir hatten eine gute Pace", so der Spanier nach Platz zwei. Alex Marquez machte als Dritter das rein spanische Podium komplett: "Es war ein schwieriger Tag. Ich hatte einige Probleme mit der Front und habe zu Beginn des Rennens beim Bremsen Zeit verloren."
Luis Salom büßte mit Platz etwas von seinem Punktevorsprung ein und geht mit neun Punkten Vorsprung auf Rins als Tabellenführer in das erste von drei Übersee-Rennen in zwei Wochen in Malaysia. Vinales ist mit zwölf Punkten Rückstand auf Salom Dritter.
Beim Start im Motorland Aragon übernahm Rins von der Pole-Position sofort die Führung, gefolgt von Marquez und Vinales, der sich den jüngeren Bruder von MotoGP-Tabellenführer Marc Marquez aber schon im Verlauf der ersten Runde griff und wenig später auch an Rins vorbei in Führung ging. In der Folge wechselten die Positionen zwischen den drei Spaniern mehrfach, bevor Marquez in der zweiten Rennhälfte den Anschluss verlor.
Philipp Öttl verteidigte seinen im Qualifying herausgefahrenen vierten Platz nicht nur in die erste Ecke, sondern konnte als einziger das Tempo der Top 3 mitgehen. Nach vier Runden hatte die Spitzengruppe Vinales-Rins-Marquez-Öttl bereits zwei Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz. Anschließend musste Öttl etwas abreißen lassen, gegenüber dem Fünftplatzierten Miguel Oliveira behielt der Rookie aus dem Tech-Interwetten-Team aber zunächst die Oberhand.
Acht Runden vor Schluss war es der von Platz acht gestartete WM-Spitzenreiter Salom, der sich mit seiner KTM hinter Öttl auf Platz fünf zeigte. Ab diesem Zeitpunkt konnte sich Öttl nicht länger wehren und musste sowohl Salom als auch Oliveira ziehen lassen. Den Anschluss an die beiden hielt der Rookie bis drei Runden vor Schluss, doch dann verpasste er seinen Bremspunkt für die langgezogene Linkskurve vor Start/Ziel. So kam Öttl letztlich auf Platz sechs hinter Salom und Oliveira ins Ziel, was immer noch die beste Platzierung seiner noch kurzen Moto3-Karriere darstellt.
Der nach seinem Misano-Highsider verletzungsgeplagte Aspar-Pilot Jonas Folger verteidigte seinen sechsten Startplatz zunächst, fiel nach wenigen Runden aber auf Platz sieben zurück und kam auf diesem letztlich auch ins Ziel. Romano Fenati, Efren Vazquez und Alexis Masbou komplettierten die Top 10. Im Damenduell zwischen Ana Carrasco und Maria Herrera setzte sich Carraso mit Platz 19 gegenüber Platz 29 von WM-Debütantin Herrera durch.
Toni Finsterbusch konnte seinen 19. Startplatz nicht in ein zählbares Rennergebnis ummünzen. In der sechsten Runde stürzte der Kiefer-Pilot nach Fahrfehler. Teamkollege Florian Alt sah die Zielflagge aufgrund eines technischen Defekts ebenfalls nicht. Auch Alan Techer, Jakub Kornfeil, Matteo Ferrari und Zulfahmi Khairuddin kamen nicht ins Ziel.