
Motorrad-WM: Silverstone | 01.09.2013
Lorenzo gewinnt spannendes Rennen
Spannendes Rennen in Silverstone: Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo gelang es, den schnellen Marc Marquez zu besiegen. Moto2 & Moto3: Siege für Redding und Salom.
Fotos: Bridgestone
Dramatik pur in Silverstone: Die beiden Spanier Jorge Lorenzo und Marc Marquez bescherten dem 200. Grand Prix seit Einführung der MotoGP-Ära im Jahr 2002 ein würdiges Jubiläum. Lorenzo und Marquez lieferten sich beim Grand Prix von Großbritannien ein denkwürdiges Duell, das in die Geschichtsbücher eingehen wird. Lorenzo führte mit seiner Yamaha über weite Strecken das Rennen an, während ihm Honda-Pilot Marquez dicht auf den Fersen war. In einer spektakulären und spannenden Schlussphase fiel die Entscheidung um den Sieg erst in der letzten Kurve.
Lorenzo konterte ein Überholmanöver von Marquez und fuhr als Erster über den Zielstrich. Der Weltmeister unterstrich mit dieser Leistung, dass er den WM-Titel noch lange nicht abgeschrieben hat. Es war sein vierter Sieg in diesem Jahr und der erste seit Barcelona Mitte Juni. Marquez musste sich zwar knapp geschlagen geben, führt die WM aber weiterhin mit 30 Punkten Vorsprung vor seinem Teamkollegen Dani Pedrosa, der Dritter wurde, und 39 Punkte vor Lorenzo an.
Marquez hatte sich im Aufwärmtraining am Vormittag bei einem Sturz das linke Schlüsselbein ausgerenkt. Dennoch stieg der MotoGP-Rookie auf seine Honda und ließ sich im Rennen von seiner Verletzung nichts anmerken. Pedrosa fuhr zwar im Windschatten von Lorenzo und Marquez, konnte sich in das Duell um den Sieg aber nie einmischen. Hinter den drei dominierenden Fahrern duellierten sich Valentino Rossi (Yamaha) und Alvaro Bautista (Gresini-Honda) um den vierten Platz.
Am Ende hatte der Altmeister die Nase vorne. Stefan Bradl (LCR-Honda) wurde vor Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha) Sechster. Der Grand Prix von Großbritannien führte über 18 Runden und ging in die Geschichtsbücher ein. Die Reifenwahl gestaltete sich bei den Prototypen interessant: Rossi, Lorenzo, Crutchlow, Pedrosa, Marquez und Iannone hatten sich für den härteren Hinterreifen entschieden. Die übrigen Prototypen inklusive Bradl starteten mit dem weichen Hinterreifen. Bei den CRT-Fahrern gab es bei den Hinterreifen ein gemischtes Feld mit der harten und weichen Mischung.
Beim Start kam Lorenzo perfekt von der Linie weg und bog als Erster in die Copse-Corner ein, dicht gefolgt von Marquez. Auf Platz drei war bereits Rossi nach vor gekommen. Dahinter sortierten sich Crutchlow und Bradl ein. Bradl legte gleich los und schnappte sich nach einigen Kurven Rossi und war Dritter. Da Bradl mit dem weichen Reifen fuhr, musste er diesen Vorteil in der Anfangsphase nutzen, doch schon im Laufe der ersten Runde setzten sich Lorenzo und Marquez um eine Sekunde vom Deutschen ab.
Nach der ersten Runde hatten die beiden Spanier 1,3 Sekunden Vorsprung vor Bradl. Dahinter hatte Pedrosa Platz vier von Rossi übernommen. Bautista und Crutchlow folgten am Hinterrad des Yamaha-Werksfahrers. Bradl kam in der dritten Runde unter Druck von Pedrosa. Der Vizeweltmeister sah, dass seine beiden Landsleute vorne wegfuhren. In der vierten Runde kam Pedrosa vorbei, übernahm Platz drei und startete die Verfolgung. Fortan duellierten sich Bradl und Bautista um Rang vier. Rossi war zu diesem Zeitpunkt Sechster.
An der Spitze versuchte Lorenzo wegzufahren, doch Marquez blieb dran und ließ sich nicht abschütteln. Von hinten holte Pedrosa in jeder Runde einige Zehntelsekunden auf. In der achten Runde hatte er den Anschluss geschafft. Lorenzo führte das Rennen die gesamte erste Rennhälfte an. Marquez griff nicht an. Zu Beginn der zweiten Rennhälfte erhöhte Marquez den Druck, während Pedrosa direkt dahinter als Dritter alles beobachtete.
Marquez wollte an Lorenzo vorbei, er klebte förmlich am Hinterrad der Yamaha. Es dauerte aber lange, bis er es probierte. Drei Runden vor Schluss kam schließlich der Angriff. Marquez drückte sich in einer Linkskurve vorbei und übernahm die Führung. Lorenzo konterte und bremste sich in der vorletzten Runde in der "Vale"-Kurve wieder vorbei. Lorenzo begann die letzte Runde in Führung liegend. Marquez gab sich aber nicht geschlagen. Der Rookie griff in Brooklands an und kam vorbei, aber Lorenzo zog in Luffield wieder innen hinein. Im Drift beschleunigten beide durch Woodcote und die Entscheidung war gefallen.
Lorenzo hatte sich gegen den Newcomer im beinharten, aber fairen Duell durchgesetzt. Der Abstand auf der Ziellinie betrug lediglich 81 Tausendstelsekunden. Es war Lorenzos dritter Silverstone-Sieg in vier Jahren. Mit dieser Leistung hat Lorenzo nicht nur das Rennen gewonnen, sondern auch psychologisch gezeigt, dass er den WM-Titel noch lange nicht abgeschrieben hat. "Es war eines meiner besten Rennen", strahlt Lorenzo im Ziel. "Ich wollte zu Beginn eine Lücke herausfahren. Doch das war mit dem harten Reifen ziemlich schwierig."
"Zudem war Marc ziemlich stark zu Beginn. Ich pushte in jeder Runde, doch Marc gab nicht auf. Ich musste pushen. Er war beim Bremsen stärker, doch ich hatte auch Stellen, an denen ich besser war. Ich wollte in der letzten Runde alles geben, machte aber in der Schikane einen Fehler. Ich wäre beinahe gestürzt. Er holte auf und probierte es in der vorletzten Kurve. Ich sagte mir 'nicht schon wieder' und gab alles. Es war ein ziemlich beeindruckendes und emotionales Rennen für uns."
Marquez zeigte sich als fairer Verlierer und gratulierte und applaudierte Lorenzo direkt nach der Zieldurchfahrt. Der 20-Jährige vollbrachte nach seinem Sturz im Warmup eine weitere Meisterleistung: "Ich wusste nach dem Vormittag nicht, ob es weitergeht. Es war schmerzhaft, doch ich nahm ein paar Pillen und bekam Infusionen. Bei den Richtungswechseln fehlte mir die Kraft, besonders wenn man von links nach rechts umlegen musste", schildert Marquez seine körperliche Beeinträchtigung.
"Ich wollte Jorge nicht entkommen lassen. Wir hatten ein tolle letzte Runde. Ich wagte einen Versuch, doch dann ließ ich eine Lücke offen. Beide Räder rutschten. Doch ich bin trotzdem froh, weil ich das am Vormittag nicht erwartete. Wir konnten den Vorsprung auf Dani vergrößern." Marquez ist weiterhin auf Titelkurs, denn er büßte nur fünf Zähler auf Lorenzo ein. Pedrosa war ebenfalls dran, doch der Vizeweltmeister konnte keinen Angriff setzen.
"Ich bin schlecht gestartet und war nur Sechster. Ich musste den Rückstand wieder aufholen, den beide in der ersten Runde herausgefahren hatten", sagt Pedrosa über sein Rennen. Der schlechte Start wirkte sich auch in der Schlussphase negativ aus: "Ich gab alles und beanspruchte meine Reifen zu sehr. Als ich wieder dran war, wollte ich die Reifen schonen. Doch sobald ich ans Gas ging, drehte das Hinterrad durch. Ich verlor in der letzten Runde den Anschluss, weil ich im ersten Teil der Strecke einen Fehler machte. Ich bin ein bisschen enttäuscht."
Bis zur Ziellinie ging es auch spannend im Duell um Platz vier zu. Rossi schnappte sich drei Runden vor Schluss Bautista in der "Vale"-Kurve, doch der Spanier gab nicht auf. Bis zur letzten Runde überholten sich die beiden mehrmals, bis sich schließlich Rossi wie zuletzt in Brünn hauchdünn durchsetzte. Bradl kam alleine fahrend als Sechster über die Ziellinie. Lokalmatador Crutchlow konnte bei seinem Heimrennen nicht ganz vorne mitmischen und fuhr ein einsames Rennen auf Platz sieben.
In der Auslaufrunde nahm der Brite noch Rossi mit, dem der Treibstoff ausgegangen war. Ducati fuhr auch in Silverstone hinterher. Nicky Hayden und Andrea Dovizioso lieferten sich wieder ihr Privatduell, aber diesmal mischte auch Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) mit. Über weite Strecken lag der Brite vor den beiden roten Motorrädern. In der vorletzten Runde verabschiedete sich Dovizioso durch einen Sturz aus dem Rennen. Hayden fing Smith noch ab und wurde Achter. Bester CRT-Pilot war erneut Aleix Espargaro (Aspar), der die karierte Flagge als Zehnter sah.
Das Pramac-Ducati-Duo Andrea Iannone und Michele Pirro lief auf den Positionen elf und zwölf ein. Die letzten Punkte nahmen Hector Barbera (Aspar), Colin Edwards (Forward) und Danilo Petrucci (Ioda) mit. Neben Dovizioso gab es nur einen weiteren Ausfall, denn Lukas Pesek (Ioda) stürzte schön in der Anfangsphase. Die restlichen CRT-Fahrer im Ziel nahmen keine WM-Punkte mit. Der nächste Grand Prix findet am 15. September in Misano statt.
In die WM ist mit dem Sieg von Lorenzo wieder Würze hineingekommen, wie Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis meint: "Er ist von Anfang bis Ende perfekt gefahren. Ich war von Marquez' Tempo überrascht. Was für ein Rennen! Es war ein tolles Rennen für die Zuschauer. Dieser Kurs liegt uns. Misano ist auch ein guter Kurs für uns. Wir mussten die Siegesserie von Honda brechen."
Moto2: Redding feiert Heimsieg
Scott Redding gewinnt sein Heimrennen in Silverstone und baut seine WM-Führung deutlich aus. Der Brite führte den Grand Prix die meiste Zeit an, hatte aber die Verfolger im Nacken sitzen. Redding machte alles richtig und lies seinen Gegnern letztlich keine Chance. Mit seinem dritten Saisonsieg baute der nächstjährige MotoGP-Pilot die WM-Führung auf 38 Punkte aus, denn Pol Espargaro (Kalex) konnte sich nicht in Szene setzen und wurde Achter. Spannend ging es hinter Redding bis zum Zielstrich um die weiteren Podestplätze zu.Der Japaner Takaaki Nakagami (Kalex) und der Schweizer Tom Lüthi (Suter) lieferten sich ein enges Duell. Am Ende hatte Nakagami die Nase vorne und wurde zum dritten Mal in Folge Zweiter. Lüthi kam wie in Brünn als Dritter ins Ziel. Am Ende zeigte wieder Esteve Rabat (Kalex) eine Aufholjagd, verpasste als Vierter aber knapp den Sprung aufs Podest. Der Schweizer Dominique Aegerter (Suter) hielt lange den Anschluss an die Spitzengruppe und wurde Fünfter. Die beiden Deutschen Marcel Schrötter und Sandro Cortese (beide Kalex) kamen außerhalb der Punkteränge ins Ziel.
Im Mittelpunkt des Grand Prix stand Redding, der von den britischen Fans frenetisch gefeiert wurde. "Das war echt beeindruckend. Es gab einen gewissen Druck, doch dieser Druck von den Zuschauern spornte mich an", sagt der Sieger überwältigt. "Zuhause gewonnen zu haben, ist ziemlich beeindruckend. Es hat mich in der Meisterschaft einen großen Schritt weitergebracht. Ich muss allen danken, die hinter mir stehen."
Beim Start zum Rennen über 18 Runden gewann Redding zur Freude der britischen Fans den Sprint zur ersten Kurve und setzte sich in Copse durch. Dahinter reihten sich Pole-Setter Nakagami und Lüthi ein, der einen perfekten Start hatte. Auch Aegerter war wieder sehr gut weggekommen und kam direkt bis auf Platz vier nach vor. Espargaro hatte sich nach einigen Kurven an der neunten Stelle einsortiert. Am Ende der ersten Runde erklang für den führenden Redding tosender Applaus von den Tribünen.
In den ersten Runden bildete sich eine siebenköpfige Spitzengruppe. Wenige Meter dahinter führte Espargaro als Achter die Verfolger an. Redding verteidigte in der Anfangsphase seine Führung vor Nakagami und den beiden Schweizern Lüthi und Aegerter. Das Spitzenfeld fuhr bis auf die Zehntelsekunde identische Rundenzeiten. In der siebten Runde gab es die erste Positionsverschiebung, als Lüthi Nakagami den zweiten Platz wegschnappte.
Espargaro kam währenddessen nicht nach vor und kämpfte rund um Platz zehn mit den Gegnern. Für den Sieg kam der nächstjährige MotoGP-Fahrer im Tech-3-Yamaha-Team nicht in Frage. Redding kontrollierte die erste Rennhälfte. Lüthi blieb dran, musste in der elften Runde aber seinen zweiten Platz wieder an Nakagami abgeben. Aegerter folgte dem Trio mit rund einer Sekunde Abstand als Vierter. Nakagami setzte seinen Vorwärtsdrang fort und schnappte Redding in der zwölften Runde die Führung weg.
Es bahnte sich ein spannender Dreikampf um den Sieg zwischen Nakagami, Redding und Lüthi an. Aegerter musste in der zweiten Rennhälfte etwas abreißen lassen und wurde von Rabat, der wie in Indianapolis in der zweiten Rennhälfte stark aufkam, eingeholt. Redding wollte den Heimsieg und seine Crew zeigte ihm auf der Boxentafel das Schild "Want it!". Vier Runden vor dem Ende holte sich der Brite die Führung von Nakagami zurück. Lüthi zog ebenfalls am Japaner vorbei. Von hinten holte Rabat weiterhin stark auf, während die Spitze miteinander kämpfte.
Redding war auf dem Weg zum Heimsieg, denn Rabat übte Druck auf Nakagami aus, der seinerseits in der vorletzten Runde an Lüthi für Platz zwei vorbeiging. Redding startete die letzte Runde mit sieben Zehntelsekunden Vorsprung. In der letzten Runde bremste sich Lüthi in der "Vale"-Kurve an Nakagami für Platz zwei vorbei, doch der Japaner konterte sofort. Redding spielte das in die Karten und war außer Reichweite.
Er fuhr die letzte Runde souverän zu Ende und feierte den umjubelten Heimsieg. Es war für Redding schon der zweite Triumph auf heimischem Boden, denn im Jahr 2008 hatte er das 125er-Rennen in Donington gewonnen. Bis zur Ziellinie ging es spannend um die weiteren Podestplätze zu. Lüthi versuchte in "Luffield" noch alles, doch er kam an Nakagami nicht vorbei. Der Japaner setzte seine Podestserie fort und kletterte zum dritten Mal in Folge auf den zweiten Platz.
"Es war ein ziemlich hartes und langes Rennen. Scott fuhr ziemlich konstante Rundenzeiten. Es war schwierig, ihm zu folgen", berichtet Nakagami. "Im ersten und zweiten Sektor war ich nicht so stark, dafür aber im dritten und vierten. Es war schwierig, zu überholen, doch ich gab alles. Ich wollte Scott noch einholen, doch es war schwierig, weil Lüthi an mir vorbeigehen wollte."
"Scott war sehr schnell. Ich freue mich über ein weiteres Podium. Wir starten demnächst einen weiteren Versuch, den ersten Sieg zu holen." Lüthi musste sich hauchdünn geschlagen geben und wurde wie am vergangenen Wochenende in Brünn Dritter. "Als wir die Ziellinie überquerten, dachte ich mir, ach 'Mist!'. Ich bin trotzdem ziemlich froh, zum zweiten Mal in Folge auf dem Podium zu stehen."
"Wir lieferten uns tolle Kämpfe. Ich war nicht stark genug auf der Bremse in der letzten Linkskurve. Er war außen und konnte später bremsen. Ich fuhr über Bodenwellen und konnte nicht härter bremsen. Wir lieferten uns viele Duelle und deswegen konnte Scott entkommen", so Lüthis erste Reaktion. Rabat konnte in der letzten Runde kein entscheidendes Manöver setzen und fuhr am Hinterrad von Lüthi als Vierter über die Ziellinie.
Aegerter sah die karierte Flagge 2,2 Sekunden nach Redding und wurde Fünfter. Dahinter belegten Mika Kallio (Kalex) und Johann Zarco (Suter) die Positionen sechs und sieben. Espargaro wurde Achter und büßte in der WM 15 Punkte auf auf Redding ein. Enttäuscht saß der Spanier nach dem Rennen in der Pons-Box. Das Duell um Rang neun entschied Simone Corsi gegen seinen Forward-Teamkollegen Mattia Pasini (beide Speed Up) für sich. Die weiteren WM-Punkte nahmen Nicolas Terol (Suter), Julian Simon (Kalex), Jordi Torres (Suter), Alex de Angelis (Speed Up) und Ex-Weltmeister Toni Elias (Kalex) mit.
Schrötter ging als 16. leer aus. Sein deutscher Landsmann Cortese kam sechs Tage nach seiner Unterarmoperation über die Distanz, sammelte mit Platz 21 aber ebenfalls keine WM-Punkte. Randy Krummenacher (Suter) war auch in Silverstone weit von der Form seines Technomag-Teamkollegen Aegerter entfernt und blieb als 19. blass. Dani Rivas und Steven Odendaal nahmen nach dem bösen Sturz im Warmup nicht am Rennen teil. Insgesamt 28 Fahrer kamen ins Ziel. Der nächste Grand Prix findet am 15. September in Misano statt.
Moto3: Sieg für Salom
Auch beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone machten sich die starken Spanier die ersten vier Plätze in der Moto3-Klasse untereinander aus. Auf der schnellen Strecke feierte KTM einen Vierfachsieg.Vizeweltmeister Luis Salom setzte sich durch und feierte trotz gebrochener Ferse seinen sechsten Saisonsieg. Zweiter wurde Alex Rins, der Salom in der letzten Runde nicht mehr gefährden konnte. Dessen Teamkollegte Alex Marquez kletterte zum zweiten Mal in seiner Karriere auf das Podium und feierte als Dritter ein weiteres Erfolgserlebnis.
Maverick Vinales war nach den starken Trainingsleistungen als Geheimfavorit ins Rennen gestartet, doch am Ende wurde es Platz vier. Dadurch baute Salom seinen WM-Vorsprung auf Vinales auf 26 Punkte aus. Rins liegt als WM-Dritter 33 Punkte zurück. Jonas Folger kämpfte mit seiner Kalex-KTM in der Verfolgergruppe mit und musste sich im Zielsprint Mahindra-Pilot Miguel Oliveira geschlagen geben. Folger behielt mit Rang sechs seinen vierten WM-Rang, doch Marquez kommt dem Deutschen immer näher. Die weiteren vier Deutschen im Feld kamen ins Ziel, sammelten jedoch keine WM-Punkte.
Als die Fahrer in die Startaufstellung rollten, wurde Zulfahmi Khairuddin in die Boxengasse geschoben, denn sein KTM-Motor war ausgegangen. Als die Startampel das Rennen über 17 Runden freigab,setzt sich Salom durch und übernahm die Führung. Dahinter sortierten sich Rins, Vinales und Folger ein. Im hinteren Teil des Feldes kam es zu einem Unfall. Die beiden TSR-Honda-Teamkollegen Alan Techer und Juanfran Guevara waren genau wie Wildcard-Starter Wayne Ryan involviert.
Die lange, breite und schnelle Silverstone-Strecke war prädestiniert für eine Windschatten-Schlacht. Und so kam es auch, denn die Positionen wechselten in den ersten Runden mehrmals, in fast jeder Kurve gab es Überholmanöver. In den ersten Runden bildete sich eine vierköpfige Führungsgruppe mit den üblichen Verdächtigen: Vinales, Rins, Salom und Marquez machten sich die Führung unter sich aus. Folger führte wenige Sekunden dahinter die Verfolgergruppe an.
Nach dem ersten Renndrittel konnte sich Vinales, der bereits die Trainings dominiert hatte, aus der Spitzengruppe lösen und sich um knapp eine Sekunde von Salom, Rins und Marquez absetzen. Vinales wurde ohne Windschatten aber rasch wieder eingeholt. Das Quartett lieferte sich zahlreiche Überholmanöver. Einmal überholte Salom in Brooklands gleich drei Fahrer. Niemand konnte sich einen Vorteil sichern.
Die Entscheidung fiel in der spannenden letzten Runde. Salom begann die letzten 5,9 Kilometer vor Rins. Im Laufe der Runde verloren Marquez und Vinales im Duell einige Meter und der Sieg wurde nur noch zwischen Salom und Rins entschieden. Rins probierte es in der Woodcote im Windschatten, aber er kam nicht vorbei. Salom feierte seinen sechsten Saisonsieg und baute seine WM-Führung aus, denn Vinales wurde hinter Rins und Marquez Vierter.
"Es war ein hartes Rennen", atmet Salom im Parc Ferme durch. "Maverick war zu Beginn des Rennens sehr stark. Ich musste mich stark anstrengen. Ich wusste, dass die letzte Runde ziemlich schwierig wird. Der Kurs ist lang, aber man kann nur schwer überholen." Unter dem Strich machte Salom alles richtig und ließ Rins keine Chance für einen Angriff. "Ich bin sehr zufrieden", meint Rins über seine Leistung. "Das Rennen war wie die andere in im diesem Jahr."
"Ich gab alles in der letzten Runde, um Salom einzuholen. Ich war auf der Gegengeraden im Windschatten. Sein Motorrad war etwas schneller als meines. Platz zwei ist gut." Marquez sorgte für ein starkes Familienergebnis, denn sein älterer Bruder Marc wurde im MotoGP-Rennen Zweiter. Beide nahmen einen Pokal aus Silverstone mit. "Es fühlt sich wie ein Sieg an", jubelt der jüngere Marquez. "Nach dem Sturz war die Nacht ziemlich hart. Ich war im Rennen am Limit. Es war ein schöner Kampf mit Maverick. Ich wollte einen Podestplatz. Wir möchten so weitermachen und besser werden."
Hinter den Top 4 kämpfte eine vierköpfige Gruppe um die Verfolgerplätze. Miguel Oliveira (Mahindra) setzte sich durch und kam als Fünfter über die Linie. In seinem Windschatten folgte Folger, dem auf der Linie 64 Tausendstelsekunden auf den Portugiesen fehlten. Jack Miller (FTR-Honda) vom Racing-Team-Germany war ebenfalls in dieser Kampfgruppe dabei und kam auf Position sieben über die Linie. Alexis Masbou (FTR-Honda) wurde Achter.
In der nächsten Gruppe ab Platz neun setzte sich Jakub Kornfeil (Kalex-KTM) gegen Efren Vazquez (Mahindra), Isaac Vinales (FTR-Honda), Romano Fenati (FTR-Honda) und Niccolo Antonelli (FTR-Honda) durch. Lokalmatador John McPhee (FTR-Honda) sammelte als 14. zwei WM-Punkte. Der Deutsche Philipp Öttl (Kalex-KTM) kämpfte um den letzten WM-Punkt, doch kurz vor Rennende ging Arthur Sissis (KTM) unmittelbar vor Öttl zu Boden.
Der Youngster und Niklas Ajo (KTM) mussten über die Wiese ausweichen und verloren wertvollen Boden. Öttl und Ajo duellierten sich bis zum Zielstrich, bis sich schließlich der Finne hauchdünn durchsetzte. Öttl belegte den undankbaren 16. Platz. Die drei weiteren Deutschen im Feld gingen leer aus. Toni Finsterbusch belegte Platz 21 und sein Kiefer-Teamkollege Florian Alt Rang 25. Luca Amato kam mit mehr als einer Minute Rückstand als 26. ins Ziel. Beim nächsten Rennen wird der Deutsche nicht mehr auf einer Suter-Honda sitzen, sondern auf einer Mahindra. Der nächste Grand Prix findet am 15. September in Misano statt.