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Formel 1: News

Krim-Krise: Putins Prestige-GP wackelt

Britische Politiker halten die Durchführung des Rennens für "unmöglich", deutsche Experten sehen kein juristisches Problem.

Foto: Formula Sotschi

Vor wenigen Wochen sendeten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Wladimir Putin ein starkes Signal an die weltweite Öffentlichkeit. Russlands Präsident hatte sich wenige Tage zuvor die Krim völkerrechtswidrig einverleibt, als sich der Zampano mit seinem "guten Freund" in Sotschi traf. Der Kreml lieferte Bildmaterial, das die Einigkeit der beiden streitbaren Führungskräfte bezüglich des ersten Russland-Grand-Prix im Oktober suggeriert. Mit der Eskalation der Ukraine-Krise scheint die Premiere zu wackeln.

Grund sind die Sanktionen, die die EU und die USA derzeit gegen Russland verhängen. Mitglieder des Britischen Unterhauses lassen Zweifel an der Umsetzbarkeit des Vorhabens aufkommen, die Königsklasse in das größte Land der Erde zu bringen. "Wenn neue Sanktionen verabschiedet werden, dürfte es der Formel 1 unmöglich sein, ein Rennen auf die Beine zu stellen, weil die Geldtransaktionen eingeschränkt sind", erklärt Richard Ottaway, Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheit, der Times.

Auf Anfrage zu den Gerüchten um eine mögliche Absage gab es am Montag keine Antwort aus Sotschi. Steffen Halling von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin sieht vor dem Hintergrund des Vorgehens der EU derzeit keine Bedrohung für das Rennen: "Momentan gibt es im Stufenplan nur gezielte Sanktionen, die etwa die Visa-Politik betreffen. Eine legalistische Einschränkung besteht also nicht", meint der Russland-Experte, gibt aber zu bedenken: "Perspektivisch ist das möglich."

Die EU und die USA könnten durchaus ein Interesse besitzen, dem Rennen am Schwarzen Meer einen Riegel vorzuschieben. Schließlich dient die Veranstaltung als persönliches Prestigeobjekt Putins, um sich wie bei den Olympischen Spielen vor seinen Landsleuten und der Weltöffentlichkeit mit Fortschritt und Leistungsfähigkeit zu brüsten. "Russland ist um Anerkennung von außen bemüht, um damit auch ein Signal nach innen zu senden", meint Halling. "Die Formel 1 hat wohl nicht die oberste sportliche Priorität, steht aber für den Grad an Modernität."

Hinzu kommen Bedenken wegen der Sicherheit, schließlich ist Sotschi nur rund 500 Kilometer Luftlinie von der Krim entfernt. Jedoch werden die Gastgeber wie bei Olympia alles daran setzen, sich in jeder Hinsicht vorbildhaft zu präsentieren. Was Sponsoren von der Sache halten, in einem mehr und mehr isolierten Land repräsentiert zu werden, steht auf einem anderen Blatt. Auch weitere Serien könnten betroffen sein: Vom DTM-Dachverband ITR, der ebenfalls ein Rennen in Russland (am 13. Juli auf dem Moscow Raceway) plant, heißt es: "Wir beobachten die Lage aufmerksam."

Sollte das Projekt in Sotschi noch kippen, stünde ein Ersatz parat, wenn auch unter massivem Zeitdruck: Aus der Regierung Aserbaidschans hieß es in der vergangenen Woche, dass die Tinte unter einem Vertrag mit Ecclestone, in dem es um zukünftigen Grand Prix in der Hauptstadt Baku geht, trocken sei. Es ist zwar fraglich, inwieweit die Sache angesichts der Entmachtung des 83-Jährigen durch den Formel-1-Mehrheitseigner CVC Capital Partners von Relevanz und in so kurzer Zeit überhaupt umsetzbar ist. Ein starkes Signal bedeutet es aber.

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