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Formel E: Peking

„Ich habe Nick nicht gesehen“

Nick Heidfeld hat sich beim Horrorcrash im Rahmen des Formel-E-Auftakts nur leicht verletzt, Nicolas Prost zeigt sich trotz Strafe uneinsichtig.

Foto: Formula E

Aufatmen nach dem Horrorcrash beim ePrix von China in Peking: Sowohl Nicolas Prost als auch Nick Heidfeld haben die folgenschwere Kollision in der allerletzten Kurve des allerersten Formel-E-Rennens der Geschichte unverletzt überstanden. Und auch die Schuldfrage ist geklärt: Laut Rennleitung geht die Aktion zu 100 Prozent auf die Kappe von Prost, der beim nächsten Rennen in Malaysia in der Startaufstellung um zehn Positionen nach hinten muss.

Einsichtig ist der e.dams-Pilot aber nur bedingt: "Ich habe Nick nicht gesehen", sagt er. "Es ist enttäuschend, den Sieg auf diese Art und Weise zu verlieren. Er wurde mir gestohlen. Ich war in der Mitte der Fahrbahn, als ich die Kurve angebremst habe, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Aber er fuhr neben mich und traf schon mein Rad. Ich hätte nicht gedacht, dass er so etwas probieren würde. An der Stelle kannst du normalerweise nie und nimmer überholen."

Tatsächlich allerdings hatte Heidfeld aus der vorangegangenen Kurve heraus einen Geschwindigkeitsüberschuss und war schon auf gleicher Höhe, als Prost überraschend die Spur wechselte. Und weil Heidfeld innen war und zu dem Zeitpunkt mit höherer Geschwindigkeit unterwegs, kann man davon ausgehen, dass er das Rennen ohne die Kollision gewonnen hätte. Für sein Venturi-Team macht das die Angelegenheit noch frustrierender.

"Ich scherte vor der letzten Kurve aus und setzte mich neben Nico. Danach konnte ich nichts mehr tun", schildert der 37-Jährige den Unfall aus seiner Sicht. Ab dem Zeitpunkt der Berührung war er nur noch blinder Passagier: Das Fahrzeug rutschte unkontrolliert über den Randstein der letzten Kurve, wo es wie eine Rakete abhob, sich überschlug, gegen eine durch SAFER-Barrieren geschützte Betonkante krachte und schließlich kopfüber landete.

"Ich dachte mir schon, dass das einen Riesenunfall geben würde", erinnert sich Heidfeld an die bangen Momente im Cockpit. "Nachdem ich den Randstein getroffen hatte, hatte ich das Gefühl, ewig lang in der Luft zu sein. Ich habe die Augen zugemacht, auf den Einschlag gewartet - und mir dann gedacht: 'Wow, da hatte ich Glück!' Ich habe leichte Schmerzen in meiner Wade, aber sonst geht es mir gut. Zum Glück. Ich bin überrascht, dass ich mir nicht mehr wehgetan habe."

"Die TV-Bilder sagen eh alles", so der Deutsche. "Ich war für die letzte Kurve perfekt in Position, hatte davor viel Energie gespart, um am Ende mehr davon übrig zu haben. Ich konnte viel später bremsen als Nico, habe ihm das aber bis zur letzten Kurve nicht gezeigt. Dann war ich auf der Geraden nahe dran. Das war meine Chance. Er bremste früher, ließ mir ein bisschen Platz. Und als ich neben ihm war, kam er plötzlich rüber. Da konnte ich nichts mehr machen."

Trotz der Kollision betont Heidfeld, er sei nach wie vor mit Prost befreundet. Die beiden sind bekanntlich Teamkollegen bei Rebellion in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Prosts Vater Alain, immerhin viermaliger Formel-1-Weltmeister, kann die klare Schuldzuweisung an seinen Sohn allerdings überhaupt nicht verstehen: "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Heidfeld in der letzten Kurve so ein Selbstmord-Manöver versucht."

"Zwei Fahrer, zwei Meinungen", winkt Heidfeld ab. "Vielleicht ändert er seine Meinung, wenn er sich die Wiederholung anschaut, vielleicht nicht. Ich mag Nico, er ist ein Freund von mir. Er dachte wohl, dass es nicht möglich ist, in der letzten Kurve zu überholen, aber ich bin mir sicher, dass es das ist. Zum Glück haben wir in der Formel E ein sicheres Auto und eine ziemlich sichere Strecke. Ich kann schon wieder lächeln, aber es ist enttäuschend, nicht gewonnen zu haben."

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