
WEC: News | 28.09.2017
LMP1-Mastermind von Porsche verhaftet
Wolfgang Hatz, der Porsches LMP1-Projekt in die Wege geleitet hatte, wurde in München im Zuge der Abgasthematik in U-Haft genommen.
Die motorsportlichen Konsequenzen der Abgasmanipulationen bei Kfz des VW-Konzerns haben nun auch personelle Dimensionen angenommen: Wolfgang Hatz, der das LMP1-Projekt von Porsche maßgeblich in die Wege geleitet hatte, wurde aufgrund seiner mutmaßlichen Rolle im Dieselskandal verhaftet. Der frühere Entwicklungsvorstand sitzt in München in Untersuchungshaft, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Er ist der erste hochrangige Ex-Manager, der im Zuge der "Abgasthematik" bei Volkswagen gefangen genommen wurde. Überdies wurden Angaben der Staatsanwaltschaft München zufolge zwei Hausdurchsuchungen vorgenommen, die sich ebenfalls gegen Hatz gerichtet haben sollen.
Der 58jährige soll nicht nur selbst tief in den Dieselskandal verwickelt sein, sondern auch seinen Kollegen bei Audi beratend zur Seite gestanden haben, wie sich diese bei ihren Aussagen verhalten sollen, schrieb die Zeitung weiter. Hatz wurde bereits im September 2015 von seinem Posten als Entwicklungsvorstand von Porsche beurlaubt, 2016 wurde er gegen eine hohe Abfindung aus seinem Vertrag entlassen. Diese Abfindung soll aber nur unter der Prämisse ausgezahlt worden sein, dass er wirklich keine Pflichten verletzt hat; sollte sich etwas anderes herausstellen, müsste er sie wohl zurückzahlen.
Wolfgang Hatz war seit 2011 Vorstand bei Porsche für Forschung und Entwicklung und hat das LMP1-Projekt rund um den Porsche 919 initiiert. Bewusst entschied er sich damals gegen einen Einstieg in die Formel-1-WM, weil in der Langstrecken-WM z.B. bei Hybriden mehr relevante Entwicklung durchgeführt werden konnte. Nach dem Weggang von Hatz änderte sich im Volkswagen-Konzern auch die Einstellung gegenüber der Langstrecken-WM merklich: Ein Jahr nach Audi steigt Ende 2017 nun auch Porsche aus, auch andere VW-Motorsportprogramme, z.B. jenes in der Rallye-WM, wurden unvermittelt eingestellt.
Warum genau Wolfgang Hatz in U-Haft genommen wurde, ist derweil noch nicht klar, der Süddeutschen Zeitung zufolge kommen Flucht- oder Verdunkelungsgefahr in Betracht. Er gilt als enger Vertrauter des ehemaligen Volkswagen-Chefs Martin Winterkorn. Nach seinem Aus bei Porsche war er zuletzt ausgerechnet für den Motorsportweltverband FIA als Berater in jener Arbeitsgruppe tätig, die sich mit dem Antriebsreglement der Formel-1-WM ab der Saison 2021 beschäftigt.