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Sicherheitsdebatte um Red Bull Ring in Spielberg Nach dem Rennunfall am Sonntag sah es ausgangs Kurve 3 so aus
Motorsport Images

Sicherheitsdebatte um Spielberg: "Nicht für MotoGP-Fahrer designt"

Auch wenn die meisten Fahrer sagen, dass der jüngste Rennunfall in Spielberg überall hätte passieren können, flaut die Kritik am Streckenlayout nicht ab

Drei Grands Prix, drei rote Flaggen: Das ist die Bilanz der letzten MotoGP-Rennen auf dem Red Bull Ring. Sowohl bei den zwei Saisonläufen im Vorjahr als auch beim Grand Prix der Steiermark am vergangenen Wochenende musste das Rennen der Königsklasse nach einem schweren Unfall abgebrochen werden.

Waren es 2020 die Kollision zwischen Johann Zarco und Franco Morbidelli sowie der Bremsdefekt von Maverick Vinales, sorgte diesmal ein Feuer auf der Strecke für rote Flaggen. Auslöser war ein Sturz von Wildcard-Starter Dani Pedrosa, dessen havarierter KTM der nachfolgende Lorenzo Savadori nicht mehr ausweichen konnte.

Zwar ging der Unfall vergleichsweise glimpflich aus - Savadori brach sich den rechten Knöchel, Pedrosa blieb unverletzt. Trotzdem fachte er die seit Jahren schwelende Diskussion um die Sicherheit der Strecke in Spielberg für die MotoGP an.

Unfall hätte überall passieren können, aber ...

Dabei hatte der Feuerunfall von Pedrosa und Savadori aus Sicht der meisten Fahrer nichts mit dem Red Bull Ring an sich zu tun. "Die rote Flagge war diesmal etwas anderes", sagt Jack Miller. "Das hätte auf jeder anderen Strecke auch passieren können, wenn ein Motorrad nach einem Sturz auf der Strecke liegt und ein anderer dagegen fährt. Alles lag noch eng zusammen. Das war nicht die Schuld der Strecke."

Auch Cal Crutchlow, der in Spielberg für den verletzten Franco Morbidelli einspringt, sagt: "Ich denke, das ist die Art von Unfall, die auf jeder Rennstrecke passieren kann. Sie hatten Glück." Zustimmung erhält er von Teilzeit-Teamkollege Valentino Rossi: "Ein Unfall wie mit Pedrosa und Savadori kann überall passieren."

Trotzdem hat der erfahrene MotoGP-Pilot Sicherheitsbedenken. "Diese Strecke hat drei, vier wilde Bremspunkte. Die gefährlichste Stelle ist Kurve 3", urteilt Rossi. "Mit diesen harten Bremspunkten ist es gefährlich und auch schwierig für die Bremsen. Das haben wir bei Maverick im vergangenen Jahr gesehen. Es ist also nicht nur eine Sache, es sind mehrere Faktoren. Aber ich weiß nicht, was wir tun können."

Kurve 3 als Unfallschwerpunkt in Spielberg

Kurve 3 ist der Mehrheit der Fahrer ein Dorn im Auge. Sie gilt als Gefahrenschwerpunkt, weil die Piloten aus Kurve 2 mit über 300 km/h kommen und in die Spitzkehre auf etwa 55 km/h abbremsen müssen. Es ist der langsamste Punkt der Strecke.

"Es gibt einige kritische Punkte, aber sicherlich ist Kurve 3 kritisch, denn normalerweise haben wir dort immer Unfälle oder müssen abbrechen", weiß MotoGP-Rookie Jorge Martin, der in Spielberg am vergangenen Wochenende seinen Premierensieg feierte. "Es scheint aber, dass das Layout in Zukunft anders sein wird."

"Ich denke also, dass sie dieses Problem lösen werden. Denn wir kommen mit einer sehr hohen Geschwindigkeit in diese Kurve. Außerdem gibt es einen Anstieg, wenn man das Gas öffnet. Man kann nichts sehen. Deshalb ist Savadori vielleicht gestürzt."

Fabio Quartararo sieht auch Kurve 1 kritisch

Weltmeister Joan Mir stimmt Martin zu: "Wie Jorge sagte, Kurve 3 ist kritisch, wirklich gefährlich, besonders im Nassen. Was auf dieser Strecke auch sehr gefährlich ist, sind Kurve 1 und 3, denn am Ausgang dieser Kurven geht es bergauf und dann abwärts. Und wenn dort etwas passiert, sieht man es nicht", bestätigt der Spanier.

In dem Zusammenhang erinnert er an einen weiteren schweren Unfall, der sich 2020 ausgangs der ersten Kurve im Moto2-Rennen ereignete: Enea Bastianini stürzte damals per Highsider, Bike und Fahrer blieben auf der Strecke liegen. Hafizh Syahrin kam von hinten, konnte nicht ausweichen und knallte frontal in Bastianinis Maschine. Auch WM-Leader Fabio Quartararo hat die Bilder noch in böser Erinnerung.

Kurve 1 stört ihn aber noch aus einem anderen Grund. "Für mich ist der Start hier kritisch", sagt der Franzose. "Kurve 1 ist eine Kurve, in der man nicht wirklich schnell ist und es eine große asphaltierte Auslaufzone gibt. Viele Leute scheinen sich nicht darum zu kümmern, wo sie bremsen, weil genug Asphalt da ist."

Anpassungen für die Zukunft: Reicht das denn?

"Wäre da Gras oder Kies, würde man das nicht tun. Man muss sich überlegen, wo man bremst", mahnt Quartararo. Über Kurve 3 sagt er: "Zwei der roten Flaggen gab es wegen Zwischenfällen in dieser Kurve. Sie ist gefährlich, aber es sieht so aus, als würde es in Zukunft Anpassungen geben. Aber ja, Kurve 1 und 3 sind kritische Punkte - auch für die Moto2. Da gab es 2020 den schweren Sturz in Kurve 1."

Wenn Quartararo und Martin von Anpassungen für die Zukunft sprechen, meinen sie eine neue Schikane auf Höhe der aktuellen Kurve 2, die dadurch entschärft würde - ebenso wie die Anfahrt auf Kurve 3. Aber wird das in puncto Sicherheit ausreichen?

Aleix Espargaro dürfte es wahrscheinlich nicht weit genug gehen. "Ich sehe zwei Schwierigkeiten: Erstens sind die Mauern hier sehr nah und das ist gefährlich", sagt der Aprilia-Pilot über Spielberg. "Und was das Layout betrifft, haben wir Fahrer uns lange über diese eine Kurve in Barcelona beschwert (Kurve 10; Anm. d. R.), die im vergangenen Jahr modifiziert wurde. Diese Strecke hat drei solcher Kurven."

Aleix Espargaro fällt ein vernichtendes Urteil

Espargaro kommt deshalb zu dem Schluss: "Dieses Layout ist nicht für MotoGP-Fahrer designt. Ja, wir können hier Rennen fahren. Aber genauso gut könnten wir in der Stadt fahren. Es ist nicht sicher, das ist die Realität. Drei Rennen, drei rote Flaggen."

"Wir hatten dreimal Glück, aber was passiert beim vierten Mal? Was wäre gewesen, wenn Lorenzo hier statt der KTM Dani getroffen hätte?", fragt der Spanier und zeigt sich enttäuscht. "Wir Fahrer können nicht mehr tun. In dieser Sache sind wir uns alle einig, was selten ist. Aber man sieht ja, was sich geändert hat - nichts."

Nach dem Unfall in Kurve 3 im Vorjahr wurde lediglich der Fangzaun erweitert, um zu verhindern, dass gestürzte Motorräder zurück auf die Strecke schnellen. Doch einige Fahrer empfinden ihn jetzt als zu nah. "Die neue Barriere ist gut, versteht mich nicht falsch", sagt etwa Crutchlow, "aber was ist, wenn man in sie hineinfährt..."

Motorsport-Total.com

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