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Get ready

Der erste Tag der MotoGP ist für die Teams, Mechaniker und Piloten arbeitsreich: Die Abstimmung der Maschine für das Qualifying und das Rennen steht im Mittelpunkt

Bernhard Schoke

Detaillarbeit ist das A und O des jeweiligen Freitags bei jedem der rund 20 Rennwochenenden der Saison 2022. Dabei wird, basierend auf den vorhandenen Daten und denen aus dem(r) Vorjahr(e) wird das jeweilige Setup für den anstehenden Kurs herausgefahren. Dafür gibt es beinahe unzählige „Stellschrauben“, die diese Aufgabe aber auch nicht einfacher machen. Denn die grundlegenden Eckdaten der High End-Maschinen beeindrucken: Man spricht bei den Werksteams von mindestens 250 bis 260 PS, die für Vortrieb sorgen.
Mehr oder weniger offen wird aber darüber spekuliert, ob „im wirklichen Leben“, sprich auf den „Haus-eigenen“ Prüfständen nicht bereits die 200 kW-Leistungsmarke erreicht oder überschritten worden ist.

Fakt ist dagegen, dass deutlich mehr als 18.000 Umdrehungen pro Minute nötig sind, um diese Schallmauer zu erreichen bzw. zu durchbrechen. Die Spitzengeschwindigkeit - je nach Getriebe-Auslegung/Sekundärübersetzung - liegt ebenfalls oberhalb einer weiteren Schallmauer: 350 km/h. Der berühmte Sprint aus dem Stand auf 100 Stundenkilometern wird in 2,5 Sekunden absolviert – denn das Gewicht, wenn man bei dem Wert noch davon sprechen möchte, liegt bei rund 150 Kilogramm. Dementsprechend sind besonders die Bremsen gefordert, um diesen mächtigen Vortrieb wieder „einzufangen“. Große Kohlefaser-Scheiben sind hier das Mass der Dinge.

Diese haben aber technische Anforderungen, die ansonsten nicht nur bei den Zweirädern wenig beliebt sind. Sie brauchen es „richtig warm“, wenn sie das liefern sollen, für das sie eingesetzt werden: Maximale Verzögerungswerte. Man spricht bei der MotoGP von 1,5g. Deshalb werden sie teilweise abgedeckt, damit sie im Rennen etwas weniger abkühlen. Noch wesentlicher ist aber die Gewichtsersparnis, die bei rund 50% gegenüber herkömmlichen System liegt. Dadurch sinken die vor allem die ungefederten Massen. Resultat: Besseres Ansprechverhalten der Telegabel. Aber nicht nur das: Auch die am Rad rotierenden Massen reduzieren sich, mit dem Ergebnis eines besseren Einlenkverhaltens.

Eingepackt werden auch die Reifen, damit sie möglichst warm bleiben, um von Anfang an top Grip zur Verfügung stellen können. Allerdings ist ihr Temperaturbereich nur Anteil von derjenigen, die Kohlefaser-Bremsscheiben mögen und brauchen: Zwischen 400 und 750 Grad fühlen sie sich richtig wohl, während das schwarze Gold der Rennfahrer, die Reifen ab circa 70 Grad beginnen Grip zu liefern. Die Temperaturfenster, die die Renn-Motoren am meisten mögen, gehören zu den besonders gut gehüteten Geheimnissen.

Apropo Geheimnisse: Wie viele Sensoren der Motronik – und damit den Ingenieuren – welche Daten von den einerseits „lebensnotwendigen“ Stellen des Aggregats und andererseits von den Bereichen die unter die Rubrik „auch noch interessant“ fallen, liefern, fällt auch unter diese Rubrik, wie die Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks. Dazu gehören – unter anderem die
*Einstellmöglichkeiten der Telegabel
*Verstellung des Radstandes
*Einstellungen des Lenkungsdämpfer
*verschiedenen zusätzlichen „Luftleit-Flügel-chen“ (Winglets) an den Verkleidungen
*Reifen an sich mit den „verschiedenen“ Mischungen der Lauffläche
*Luftdruck der Reifen

Oder anders ausgedrückt:
Die „Geheimnis-Krämerei“ ist nach wie vor ein beliebtes „Spiel“ mit Rolltoren sofort zu, wenn das Motorrad drin ist, oder mal schnell eine mobile Stellwand beziehungsweise eine ganze Armada von Mechanikern davor – beide Varianten haben ein Resultat: Aufmerksamkeit – nach dem Motto, was hat der Wettbewerber entwickelt, dass man nicht sehen soll. Eingesetzt, um die Mitbewerber zu verunsichern oder um bewusst eine Neuerung zu verstecken, wobei Letzteres wahrscheinlich einfacher wäre, wenn man einfach „Business as usual“ nach Außen demonstrieren würde, weil weniger auffallend.

Welcher Fahrer wie stark auf dem Lausitzring auftrumpfen wird, lässt sich – mit Einschränkungen – erst nach dem am Samstag anstehenden Qualifying einschätzen, denn in diesem Jahr wird es erstmals nach 11 Sachsenring-Siegen in Folge einen neuen Gewinner geben: Der achtfache Weltmeister Marc Marquez ist aufgrund einer Op nicht am Start und Stefan Bradl ersetzt ihn.

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