DTM Finale Hockenheim – große Galerie | 20.10.2024
DTM Finale Hockenheim – große Galerie
Der gebürtige Wiener Mirko Bortolotti – er fährt unter italienischer Flagge – konnte im badischen Motodrom von Hockenheim den Titeldreikampf für sich entscheiden. Zahlreiche Fotos und spannende Details zur DTM samt der 2025er-Termine!
Bernhard Schoke
Den Grundstein dafür legte er bereits im freien Training am Freitag. Mit einer Zeit von 1:38,144 Min. war er auf der abtrocknende Strecke der Schnellste. Thomas Preining und Ayhancan Güven – beide Manthey Porsche – folgten mit rund zwei Zehnteln Sekunden Abstand auf den weiteren Plätzen.
„Wir sind optimal vorbereitet fürs Wochenende, auch wenn der Freitag in der DTM nicht so aussagekräftig ist. Wichtig war, dass ich nach dem Regen am Vormittag in der zweiten Session noch ein paar Runden auf einer abtrocknenden Strecke fahren konnte“, berichtete der Bortolotti nach seiner starken Leistung. Nicki Thiim steuerte den zweiten Lamborghini Huracán GT3 Evo2 von SSR Performance auf Platz vier. Die Top-Fünf komplettierte Thierry Vermeulen im Ferrari 296 GT3 von Emil Frey Racing.
Als eigentliche Ausgangsposition vor dem Saisonfinale sahen die Fans drei Fahrer, drei Teams mit einem gemeinsamen Ziel: Den Titel im 40. Jahr der Serie einzufahren.
Dabei hatte Mirko Bortolotti im Lamborghini Huracán GT3 Evo2 von SSR Performance als Tabellenführer mit 15 Punkten Vorsprung die beste Ausgangsposition. Ihm quasi im Nacken Audi-Pilot Kelvin van der Linde von Abt Sportsline. Das Trio der potentiellen Titelaspiranten vervollständigte Maro Engel, der mit 20 Zählern Rückstand auch nicht nur rechnerische Chancen hatte, zumal bekanntermaßen maximal 56 Zähler zu vergeben waren. Diese zu holen zeigte Bortolotti im zweiten freien Training am Freitag-Nachmittag. Trotz des auf ihm lastenden Drucks, setzte er das eigentliche Ausrufezeichen für seine Verfolger. Der Wiener konnte sich nach einem schwierigen Start in Oschersleben im Verlauf der Saison immer besser in Szene setzen und war passend zur alles entscheidenden Schlussphase in Topform. Am Red Bull Ring hatte er sein mit seinem ersten Saison-Sieg sein Highlight und setzte sich an die Spitze der Fahrerwertung. Auch dort hatte er im Quali – wie bereits bei sieben voraus gegangenen Rennen - den Grundstein gelegt, aber erstmals in der Steiermark – quasi auf der Heimstrecke seines ehemaligen Grasser Teams – den Lauf gewinnen können. Dementsprechend meinte er vor dem Finale:
„Ich freue mich auf den Kampf im Hockenheim. Ob man Gejagter oder Verfolger ist, macht in der Herangehensweise keinen großen Unterschied. Fehler darfst du so oder so nicht machen“, sagt Bortolotti und gibt sich optimistisch: „Wir performen als Team konstant stark. Das ist in der DTM nicht selbstverständlich und stimmt mich zuversichtlich.“
Zur Balance of Performance
Die BoP-Einstufungen – vorgenommen via SRO Motorsports Group – im Einzelnen:
Der Huracan GT3 Evo2 kann im Vergleich zu Spielberg fünf Kilogramm Gewicht aus dem Renner nehmen. Dagegen muss Audi zehn Kilogramm zuladen und außerdem wird der Air-Restriktor um 0,5 Millimeter verkleinert; er entspricht jetzt wieder dem Stand vor dem Rennen in der Steiermark. Hintergrund:
Die Höhenlage hat bekanntermaßen leistungsmindernde Wirkung bei Saugmotoren.
Der Restriktor des Mercedes-AMG GT3 wurde um einen Millimeter verringert – ebenfalls auf den Wert vor Spielberg. Parallel sinkt der Lambda-Wert um 0,03 auf 0,90 – mit entsprechend positiver Wirkung auf die Leistung. On top kamen gleich 25 Kilogramm aus dem Stern-Boliden.
Die „Betroffenen“ reagierte darauf mit ausweichenden oder ausgesprochen schmal-lippigen „Antworten“:
"Ich habe es noch gar nicht gesehen und mich auch nicht drum gekümmert", meinte Engel. Und Bortolotti wollte die BoP "noch nicht genau angeschaut (haben). Wir werden sehen." Van der Linde’s Statement sagt überhaupt: "Kein Kommentar."
Teamchef Gottfried Grasser war dagegen wesentlich deutlicher:
"Der arme Mirko – mit dem üblichen GT3-Sport hat diese BoP nichts zu tun."
Als Begründung fügte er an: "Ich vergleiche immer die ältesten Fahrzeuge am Markt: Und wenn man sich die Gewichte anschaut, ist der Audi darunter, der Mercedes ist massiv drunter - und der Lamborghini ist deutlich drüber", und demzufolge dann der Huracan GT3 Evo2 ausgesprochen benachteiligt. Eine Einschätzung, die sein ehemaliger Fahrer am Freitag allerdings widerlegte.
Weiterer Titelaspirant
Kelvin van der Linde sah insbesondere in den zurückliegenden Monaten wie der potentielle Meister aus, denn er führte die meiste Zeit. Nur Bortolotti konnte ihn zweimal vom Platz an der Sonne verdrängen. Danach sah es beim Auftakt des Final-Wochenendes aber erst mal nicht aus. Er rangierte nur unter ferner liefen. Aber der Kämpfer hatte bereits zuvor bewiesen, dass er mit seinem Team „zurückkommen kann“. Der Titel wäre für sein Team Abt Sportsline der perfekte Abschluss eines Jubiläumsjahres. Die Mannschaft aus Kempten fährt ihre 25. DTM-Saison. Beispielsweise in Spielberg konnte van der Linde seine Moral unter Beweis stellen - in beiden Rennen konnte er insgesamt 15 Positionen gegenüber den Startplätzen gutmachen.
Der Dritte im Bunde
Für Maro Engel galt in der laufenden Saison besonders ein Schlagwort: Kontinuität. Sieben Podiumsplätze sind dafür der Beleg, denn kein anderer Fahrer kann diese Bilanz aufweisen. In den letzten sieben Meisterschaftsläufen war Engel exakt fünfmal auf dem Podium. Auch dank ausgesprochen guter Taktik und einer bärenstarken Boxencrew. Hintergrund: In drei Rennen schaffte die Winward-Mannschaft den schnellsten Reifenwechsel. „Wenn man mit Titelchancen zum Finale reist, ist man eine starke Saison gefahren. Wir sind in der Außenseiterrolle, aber wir glauben an unsere Chance und werden alles geben“, meinte der AMG Mercedes Pilot Engel. Danach sah es am Freitag aber erst einmal nicht aus – im zweiten freien Training war er Vorletzter.
Spannende Team-Wertung
Schubert Motorsport führt mit 320 Punkte verfolgt von Abt Sportsline mit 281 Zählern und dem Mercedes-AMG Team Winward, die bis zum Saisonfinale 268 Punkte erzielen konnten. SSR Performance folgte mit deren 264 und dem Mercedes-AMG Team HRT mit 250 Zählern. Aufgrund der Tatsache, dass noch maximal 90 Zähler zu vergeben waren, eine offene Entscheidung bis zur Zielflagge. Ebenso wie in der Herstellerwertung. Vor dem Saison-Finale führte Mercedes-AMG mit 384 Points, gefolgt von Lamborghini mit 360 Punkte, BMW mit 337 sowie – rechnerisch – auch Audi mit 301 Zählern.
Das Samstags-Qualifying
Dies machte eine erste Tendenz für das am frühen Nachmittag stattfindende Rennen deutlich. Kelvin van der Linde zeigte, dass mit ihm zu rechnen ist. Er holte mit einer fehlerfreien Runde die Pole Position. Mit nicht einmal zwei Zehnteln Abstand dahinter der Kufsteiner Lucas Auer, der sich tags zuvor mit seinem Mercedes AMG noch nicht in Szene setzen konnte. Ganz knapp dahinter Ayhancan Güven im Porsche gefolgt von Luca Engstler im Lambo und Jack Aitken im Ferrari. Die beiden Österreicher Thomas Preining und Mirko Bortolotti auf den Positionen sechs und sieben. Letzterer nicht einmal 0,5 Sekunden hinter dem Pole Setter. Jules Gounon und der weitere Titelaspirant Maro Engel folgten auf den Plätzen acht und neun. Die Top Ten vervollständigte Norisring-Laufsieger Nicki Thiim – sein „Rückstand“ auf die schnellste Zeit: 0,747 Sekunden und 1/100 Sekunde auf Thiim – bis zum Startplatz 13 waren alle Piloten innerhalb einer Sekunde.
Das Samstags-Rennen
Ein Rennen nach Maß – so lässt sich aus Sicht der Fans und Verantwortlichen der Lauf auch zusammenfassen. Kelvin van der Linde macht mit seinem nahezu Start-Ziel-Sieg, nur nach dem Boxenstopp lag Lucas Auer kurzzeitig vor ihm und bei der Zielflagge knapp hinter ihm – die Spannung perfekt. Mit seinem Sieg und den Punkten für die Pole rangiert er jetzt zwei Punkte vor Bortolotti, der als Fünfter abgewunken wurde. Dritter wurde Porsche Pilot Güven.
Vierter wurde Auers Teamkollege Maro Engel, der damit seine rechnerischen Optionen auf den Titel intakt hält. Bortolotti, der als Leader aus der vierten Reihe startete, kam perfekt durch den Verkehr und platzierte sich auf Position vier. Diesen verlor er wieder durch einen nicht optimalen Boxenstopp einerseits und ein harte Aktion von Engel andererseits. Engel hielt so seine theoretische Chance – er liegt 20 Points hinter van der Linde – auf den Titel aufrecht, denn es gibt am Sonntag nochmals 28 Punkte zu holen. Insider gehen davon aus, dass abhängig vom Qualifying, die drei Anwärter – insbesondere Engel – nach dem Motto agieren werden: Alles oder nichts. Und „Hauen und Stechen“ dürfte damit in der Rennstunde (plus eine Runde) absolut vor-programmiert sein, denn der Südafrikaner bekommt nämlich als Samstags-Gewinner 20 Kilogramm Ballast-Gewicht ins Auto gepackt.
Das Sonntags-Qualifying
Mirko Bortolotti zeigt im morgendlichen badischen Nebel, dass er nicht kampflos seinen ersten möglichen DTM-Titel verschenken will. Nach der fünften gewerteten Runde hatte er rund eine Zehntel Sekunde Vorsprung auf seinen Marken-Kollegen Nicki Thiim. Der gebürtige Däne knüpfte an seine Leistung vom Norisring an und fungiert damit quasi als Sekundant, der den Wiener nach hinten abschirmt.
Der Schweizer Ricardo Feller auf Position drei wurde dabei Support für den Teamkollegen und um den Titel kämpfenden Kelvin van der Linde angesehen, denn bei Jules Gounon als Ersatzfahrer im Mercedes auf Position vier war klar, dass er sich nicht in die Entscheidung einmischen wird. Der Dritte im Bunde, Maro Engel, bräuchte dagegen einen wahren Husarenritt und perfekte Boxenstopp-Strategie, um von Platz 15 im Quali noch zum Titel greifen zu können. Demzufolge galt:
Wenn beim Start und in den ersten Runden nichts schiefgeht, dann ist Bortolotti neuer Meister – so fassten die Insider das Qualifying zusammen.
Das Königsrennen
Vor ausgesprochen gut besetzten Tribünen verlief die erste Rennrunde ohne das von einigen Beobachtern erwartete Gerangel um die Positionen. Ganz im Gegenteil. Mirko Bortolotti hatte bereits nach der ersten Runde fast eine Sekunde Vorsprung. Und baute diesen in den folgenden Umläufen kontinuierlich aus. Sein direkter Konkurrent Kelvin van der Linde fand dagegen kein Mittel. Ganz im Gegenteil. Er wurde Position um Position nach hinten durchgereicht. Ergo blieb für ihn fast nur die Möglichkeit über eine besondere Renn-Strategie nach vorn zu kommen. Aber auch dies funktionierte nicht wirklich. Das SSR Team von Bortolotti holte den Wiener als einen der letzten zum Pflicht-Boxenstopp. Ohne Probleme wurde dieser absolviert – zeitlich nicht auf der „letzten Rille“ – Sicherheit war angesagt, keine Fehler machen. Demzufolge konnte Markenkollege Luca Engstler, der zwischenzeitlich nach vorn gekommen war, vor ihm auf der Strecke bleiben. Und Bortolotti brauchte den Allgäuer auch nicht unter Druck setzen. Der Abstand zu den direkten Verfolgern in der Fahrermeisterschaft war einfach groß genug, dass die beiden „Lambos“ an der Spitze die verbleibenden Runden bis zur schwarz-weiß-karierten Zielflagge runterspulen konnten. Danach zeigten nicht nur die beiden, sondern alle Piloten, dass sie nicht nur schnell, sondern auch spektakulär fahren können. Vor der großen Südtribüne waren die bekannten „Donats“, die Aktion mit durchdrehenden Antriebrädern angesagt; der Rauch hüllte anschließend weite Teile des Motodroms ein.
Für Bortolotti ging damit, wie er sich ausdrückte, ein Lebenstraum in Erfüllung. Insbesondere deshalb weil er vor rund 12 Monaten an gleicher Stelle noch den Kürzeren gezogen hatte. „Das ist der schönste Tag in meinem Leben. Vor zehn Jahren hat mir Lamborghini eine Chance gegeben und seitdem immer an mich geglaubt. Seit zehn Jahren bin ich mit Lamborghini durch dick und dünn gegangen. Mit dem Titel habe ich ein wenig von dem in mich gesetzte Vertrauen zurückgeben können“, berichtete Bortolotti weiter, der auch seinem Team SSR Performance und Lamborghini die erste Meisterschaft in der DTM bescherte.
Demzufolge fiel sein Jubel – und der des ganzen Teams – überschwänglich aus.
Was gibt es sonst noch zu berichten:
*Die Drohne, die die besonders spektakulären Bilder einfängt, sorgte am Freitag für eine rote Flagge, nach dem Luca Engstler über die abgestürzte fliegende Kamera gerattert war
*Die DTM hat ein neues – grafisch überarbeitetes „aufgefrischtes“ Logo
*2025 fährt die DTM mit einem neuen synthetischen, fossilfreien Kraftstoff. Dieser neue klimafreundliche Kraftstoff trägt zur Dekarbonisierung der DTM bei und reduziert die CO2-Emissionen um 75 Prozent. Produziert wird der von vom Automobilweltverband FIA zertifizierte Kraftstoff von P1 Fuels, einem Green-Tech-Unternehmen aus Berlin.
*Die DTM Saison 2024 hatte einen Zuschauerzuwachs von rund 20 Prozent – bei allen Rennen – beim Finale wurde ein Plus von deutlich über 25% erzielt.
*Die Team Wertung sicherte sich Schubert Motorsport aus Oschersleben vor den „Äbten“ und dem Mercedes-AMG-Team Winward
*Der Hersteller-Titel ging an Mercedes vor Lamborghini und BMW, Audi wurde im finalen Jahr Vierter gefolgt von Porsche, Ferrari und McLaren
*Die eigentliche Meisterfeier fand am späten Sonntagabend weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der für 21.30 Uhr angesetzte Termin spricht Bände … und dementsprechend rar sind die davon gemachten und veröffentlichten Bilder.
*Die DTM Termine für 2025 sind wie folgt definiert worden:
25.04.-27.04.2025 – Motorsport Arena Oschersleben
23.05.-25.05.2025 – Dekra Lausitzring
06.06.-08.06.2025 – Circuit Zandvoort (NL)
04.07.-06.07.2025 – Norisring
08.08.-10.08.2025 – Nürburgring
22.08.-24.08.2025 – Sachsenring
12.09.-14.09.2025 – Red Bull Ring (A) presented by VKB Bank
03.10.-05.10.2025 – Hockenheimring Baden-Württemberg