DTM-Zusammenfassung Norisring | 01.08.2024
40 Jahre DTM auf dem Norisring
Mirko Bortolotti ist aufgrund weiterer Top-Ergebnisse zur Saisonhalbzeit der neue Spitzenreiter der Serie. Der Lauf am Sonntag im fränkischen Monaco schrieb Geschichte: Erstmals konnte eine Vater-Sohn-Kombination das Rennen gewinnen. 1991 sah Kurt Thiim als erster die schwarz-weiß-karierte Zielflagge – jetzt stand sein Sohn Nicki Thiim ganz oben auf dem Podium.
Bernhard Schoke
33 Jahre später, um ganz genau zu sein plus 8 Tage schaffte der gebürtige Däne in dem Lamborghini des Teams SSR Performance den Sprung nach ganz oben auf das Siegertreppchen. Am 30.06.1991 gelang dies seinem Vater auf dem Nürnberger Stadtkurs in einem Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo II – es war zudem der erste Mercedes-Sieg in der DTM. Ebenfalls in diesem Jahr dabei, am Steuer eines Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo II des damaligen Zakspeed-Teams:
Michael Schumacher, der in dem Jahr die beiden Läufe in Nürnberg und auf dem Flugplatzkurs von Diepholz bestritt, wobei er jeweils eines der beiden Rennen aufgrund Motoren-Problemen vorzeitig beendete und bei den anderen Beiden auf Position 25 und 14 ins Ziel kam.
Das Samstagsrennen
Auf dem Norisring pokerte Rene Rast am Samstag mit dem Zeitpunkt des Boxenstopps und der Reifenwahl. Denn der Himmel hing „voller Geigen“, sprich es war absehbar, dass es regnen würde, offen aber wie lange und wie stark, denn die Meteorologen waren sich nicht einig, ob die Front den Norisring trifft und wenn ja wie lange und wie stark. Und der erfahrene Pilot setzte auf Risiko. Er entschied trotz – unterschiedlich – nasser Strecke nicht zum Reifenwechsel zu fahren. Denn während der diesbezüglichen Abstimmung mit seinem Team zog das Schauer ab und die Strecke trocknete sukzessive ab. Kritisch dabei der eigentliche Bremspunkt vor der ersten Kurve, der Grundig-Kehre, weil im Schatten hoher Bäume liegend. „Dort hätte ich das Auto ein paar Mal fast verloren“, berichtete er anschließend.
Da aber zwischenzeitlich die Piste schon weitgehend abgetrocknete, wurden die Rundenzeiten der Wettbewerber auf Regenreifen quasi natürlich langsamer. "Ich war mir sicher, dass die Slicks immer noch die schnelleren Reifen sind,“ berichtete der am Bodensee lebende Rast weiter. "Wenn es noch stärker geregnet hätte, wären wir nicht auf dem Podium gestanden, aber manchmal muss man eben Glück haben. Ich hatte mich für das Risiko entschieden und am Ende war es die richtige Entscheidung - vor allem hier auf dem Norisring, einer meiner Lieblingsstrecken."
Hintergrund: In den zurückliegenden fünf Rennen konnte er jedes Mal auf das Podium. 2022 war er zweimal Dritter und 2023 holte er in beiden Läufen Platz zwei. Der Franzose Frank Perera und der im Allgäu (Wiggensbach) lebende Luca Engstler – beide in einem Lamborghini Huracan am Start – vervollständigten das Samstags-Podium. Der Wiener Mirko Bortolotti wurde mit seinem vom Grasser Team eingesetzten Lambo nach 69 Runden hinter Marken-Kollege Nicki Thim Fünfter und holte damit eine weitere hohe Punktewertung.
Der Rennsonntag
Vor dem zweiten Aufschlag in Nürnberg gab es Arbeit für die Mechaniker. Die Balance of Performance war dafür der Auslöser. Aufgrund der Ergebnisse des Vortages konnte von den Mercedes Teams der Lambda-Wert, verantwortlich für die Verbrennung des Benzin-Luft-Gemischs, Leistungs-fördernd angepasst und 10 Kilogramm Ballastgewicht ausgeladen werden. Die Äbte verbauten eine Air-Restriktor mit 36,5 Millimeter Durchmesser – statt 36,0 Millimeter und packten 5 Kilogramm mehr in die R8 vom Schweizer Ricardo Feller und Südafrikaner van der Linde. 15 Kilogramm leichter wurden die Porsche von Preining und Güven, während die McLaren von Dörr und Schmid mit mehr Ladedruck an den Start gehen konnten.
Die aktuellen BoP-Werte in der Übersicht
Audi: 1.305 kg 2 x 36,5 mm (Restriktor)
BMW: 1.320 kg 2,00 - 2,67 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.300 kg 2,12 - 2,50 bar (Ladedruck)
Lamborghini: 1.320 kg 1 x 51 mm (Restriktor)
McLaren: 1.310 kg 1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)
Mercedes: 1.330 kg 2 x 36 mm (Restriktor)
Porsche: 1.290 kg 2 x 38 mm (Restriktor)
(fett gedruckt die „Neuheiten“)
Rennen zwei in Nürnberg begann mit einer Überraschung – Nicki Thiim holte die beste Startposition vor seinem Team-Kollegen Mirko Bortolotti. Der Wiener konnte diese im Rennen aber nicht verteidigen. Er musste Maro Engel passieren lassen, der eine Runde früher in die Box kam und seine Reifen nach dem Pflicht-Wechsel schneller wieder zum Arbeiten brachte. „Der dritte Platz ist gut und es ist immer schön, hier auf dem Podium zu stehen,“ meinte er dennoch zufrieden nach der Siegerehrung. Denn er übernahm mit diesem Ergebnis zur Saisonhalbzeit die Führung in der Fahrerwertung.
An der Spitze des Feldes ließ Thiim nichts anbrennen, absolvierte den Reifenwechsel, fuhr in Umlauf 46 damit die schnellste Rennrunde – 49,141 Sekunden für einen Umlauf des mit 2,162 Kilometer kürzesten Kurses der Saison – und sah nach 69 Runden als Erster mit einem Vorsprung von 0,777 Sekunden die Zielflagge. Auch die Safety-Car-Phase rund 10 Minuten vor dem Ende – der Schweinwerfer von Wittmanns BMW lag auf der Ideal-Linie der Strecke – brachte das Feld zwar wieder eng zusammen, änderte aber nichts mehr an den Positionen.
Was ist sonst noch aufgefallen
*Die Rennen auf dem Norisring fanden ohne den Porsche Carrera Cup statt
*Das Feld der DTM Classic nominell 16 Starter – dezimierte sich aufgrund des kaum nach vollziehbaren Motorstarts beim 3 Minuten Signal – gleich um zwei Startreihen, weil die „Kühlwasser“-Temperaturen in der Einführungsrunde bei einigen Teilnehmern bis auf 128 Grad anstiegen
*Parallel zum DTM-Lauf fand ein Hard-Rock-Konzert statt, sodass die anreisenden Zuschauer getrennte Wege benötigten und die Tartan-Bahn des angrenzenden Max-Morlock-Stadions zum Media-Parkplatz wurde
*Welche deutlichen Auswirkungen die BoP Änderungen von Samstag auf Sonntag hatten – Stichwort Mercedes-AMG und Porsche
Das Ergebnis des Samstags-Rennen
1.) Rene Rast BMW M4 GT 3 Schubert Motorsport 1:01.35,627 Std
2.) Frank Perera Lamborghini Huracan GRT Grasser Racing Team +02,272 Sek.
3.) Luca Engstler Lamborghini Huracan GRT Grasser Racing Team +37,075 Sek.
4.) Nicki Thiim Lamborghini Huracan SSR Performance +44,111 Sek.
5.) Mirko Bortolotti Lamborghini Huracan SSR Performance +44,479 Sek.
6.) K. v.d.Linde BMW M4 GT 3 Abt Sportsline +44,956 Sek.
7.) S. v.d.Linde Audi R8 LMS GT3 Evo II Schubert Motorsport +47,506 Sek.
8.) Maro Engel Mercedes AMG GT3 Winward Racing +50,850 Sek.
9.) Jack Aitken Ferrari 296 GT3 Emil Frey Racing +53,488 Sek.
10.) Max. Paul Lamborghini Huracan Paul Motorsport +53,749 Sek.
Das Ergebnis des Sonntags-Rennen
1.) Nicki Thiim Lamborghini Huracan SSR Performance 1:01.07,550 Std
2.) Maro Engel Mercedes AMG GT3 Winward Racing +0,777 Sek.
3.) Mirko Bortolotti Lamborghini Huracan SSR Performance +1,880 Sek.
4.) Arjun Maini Mercedes AMG GT3 Mercedes-AMG Team HRT +3,098 Sek.
5.) Rene Rast BMW M4 GT 3 Schubert Motorsport +4,023 Sek.
6.) Th. Preining Porsche 911 GT3 992 Manthey EMA +5,211 Sek.
7.) Luca Stolz Mercedes AMG GT3 Mercedes-AMG Team HRT +5,661 Sek.
8.) S. v.d.Linde Audi R8 LMS GT3 Evo II Schubert Motorsport +6,665 Sek
9.)A. Güven Porsche 911 GT3 992 Manthey EMA +8,157 Sek.
10.) K. v.d.Linde BMW M4 GT 3 Abt Sportsline +8,489 Sek.
Die DTM-Fahrerwertung zur Saison-Halbzeit
1.) Bortolotti 105 Pkte
2.) K. van der Linde 99
3.) Rast 93
4.) Engel 89
5.) Maini 76
6.) Preining 75
7.) Feller 73
8.) S. van der Linde 72
9.) Aitken 69
10.) Stolz 66