DTM-Analyse nach Spielberg | 16.09.2025
Spannung pur zum Saison-Finale
Da waren es immer noch neun Anwärter auf den Titel. Auf dem in die Landschaft der Steiermark eingebetteten Red Bull Ring verringerte sich die realistische Anzahl der möglichen Aspiranten auf die Meisterschaft 2025 überhaupt nicht, denn der Punkte-mäßige Gewinner von Spielberg – Thierry Vermeulen – hat als 10. in der Fahrermeisterschaft auch rechnerisch keine Chance mehr, die Krone zu erobern.
Bernhard Schoke
Vor dem in rund drei Wochen anstehenden finalen Showdown im badischen Motodrom von Hockenheim sind durch die beiden Läufe in Spielberg die besten Karten nur teilweise neu verteilt worden. Dazu trug vor allem der Verlauf des ersten Rennens bei, als Jack Aitken seine Top-Position an der Spitze des Feldes – die ihm auch die Führung in der Fahrerwertung eingebracht hätte –, kurz vor dem Ende durch einen eigenen Fahrerfehler buchstäblich in einem der breiten wie tiefen Kiesbetten selbst versenkte. Davon profitierten die beiden Schubert-BMW-Piloten René Rast und Wittmann, die dadurch einen Doppelsieg für Team wie Hersteller einfuhren, wodurch sie in der zwischenzeitlichen Fahrerwertung kurzfristig profitierten
Wittmann dreht sich, Preining Refenschaden, alles neu gemischt
Denn im Sonntagsrennen wurde Wittmann in der ersten Kurve nicht nur umgedreht, sondern er fand sich dadurch am Ende des Feldes wieder – und dies mit dem Zusatzgewicht aufgrund seiner Podiumsplatzierung am Vortag. Oder anders ausgedrückt: Null-Chance hoch zu punkten. Damit nicht genug der Renn-Action, denn auch Thomas Preining wurde mit einem Reifen-Schaden in der ersten Runde nicht nur quasi aus dem Rennen gerissen, sondern auch in der Wertung um den Titel relativ weit zurückgeworfen. Nachdem auch Jack Aitken mit Reifen-Schaden vorzeitig zum außerplanmäßigen Boxenstopp musste, waren die großen Rechenspiele für das Saisonfinale eröffnet. Denn die Platzierungsgewichte vom Vortag bremsten am Sonntag quasi den in der Nähe von Bregenz lebenden Rast ein, aber nicht nur. Aufgrund des unsicheren/unfairen Verhaltens nach dem Boxenstopp bekam er ebenso wie für das Kreuzen der weißen Linie an der Boxeneinfahrt eine Penalty-Lap aufgebrummt, die ihn bis auf Rang 13 zurückwarfen. Demzufolge lief alles für den Kufsteiner Lucas Auer. Das Eichhörnchen, wie er im TV-Live-Interview aufgrund seines kontinuierlichen Punkte-sammelns bezeichnet wurde, hat beim Finale als Führender die beste Ausgangs-Position, weil er am Sonntag als Dritter richtig gut Punkten konnte.
Wie stellt sich also die Situation in der Fahrerwertung vor dem großen Showdown, bei dem noch zweimal 28 Punkte vergeben werden, dar: Lucas Auer hat mit 171 Zählern exakt sieben Punkte Vorsprung auf Jordan Pepper als Zweitem in der Meisterschaft. Rene Rast folgt mit 160 Zählern auf Rang drei, fünf Zähler vor Maro Engel, der seinerseits „one Point“ vor Ayhancan Güven im Porsche liegt. Punktgleich mit jeweils 150 Zählern rangieren Jack Aitken und Marco Wittmann ebenfalls noch aussichtsreich auf den Position sechs und sieben. Gleiches gilt auch für Thomas Preining und Jules Gounon, die bisher 146 bzw. 142 Points einfahren konnten. Abgefahren ist dagegen der Meisterschaftszug ab Platz 10 – Thierry Vermeulen hat als „best of the rest“ 98 Punkte und könnte selbst mit zwei maximal Wertung nicht mehr unter die Top drei 2025 kommen, geschweige den Fahrertitel holen.
Was war sonst noch wichtig:
*Wie bereits nach dem Lauf auf dem Sachsenring in Sachen neuer DTM-Reifen-Lieferant spekuliert, verdichteten sich am Wochenende die Gerüchte über eine Rückkehr von Hankook in die Meisterschaft. In Hockenheim soll die Entscheidung, wer es geworden ist, bekannt gegeben werden.
*Nach dem Sonntags-Qualifying wurde die BoP noch als viertes „Update“ geändert: Betroffen von den letzten Änderungen waren die Aston Martin Vantage GT3 und die Ferrari 296 GT3. Das belgische Comtoyou-Team konnte den Ladedruck im unteren Drehzahlbereich um bis zu 0,02 bar erhöhen, während bei den Ferrari – wohl als Reaktion auf die Aitken Pole – dieser um den gleichen Wert reduziert werden musste.
*Bei den vorausgegangenen „Justierungen“ waren unter anderem bei den BMW mit 15 Zusatz-Kilos belastet, während die Lambos, Mercedes und Porsche 10 kg ausladen durften. Zuvor waren die Ladedruck-Werte für Aston Martin, BMW und Ferrari um bis zu 0,05 bar reduziert worden. Und auch die Mindestgewichte veränderten sich: Aston Martin, BMW und Ferrari bekamen im 2. Update je 20kg mehr, Audi deren 10 kg. Dagegen durften Ford und Lambo ihr Mindestgewicht um 5 kg sowie Porsche um 10 kg reduzieren.
*Die befürchtete Erhöhung der Bodenfreiheit im Zuge der 1. BoP-Einstufung für den Red Bull Ring an der Vorderachse des Lambo blieb zwar aus, „dafür“ wurde der Air-Restriktor auf 49mm reduziert. Auch Ford musste mit einem Millimeter weniger auskommen.
*Lucas Auer kam – entgegen der Befürchtungen von AMG-Kundensportleiter Stefan Wendl, der den Kurs in der Steiermark als Angststrecke der Affalterbacher bezeichnet hatte – mit dem Sonntags-Podium wesentlich besser davon als erwartet und als Führender zum Finale in Hockenheim – ausgetragen am langen ersten Oktober-Wochenende, mit dem Feiertag am 03.10.2025.