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Typisch Norisring

Die zwei Seiten des Norisrings: Entweder „Prozessions-Fahrten“ – alle „schön“ hinter einander aufgereiht oder aber volle Attacke, mit dem Risiko des Lackaustausches oder auch mehr – das sind die beiden Seiten der Medaille: Vor allem auf dem ausgesprochen engen Stadtkurs ohne Auslaufzonen im Herzen der fränkischen Metropol-Region.

Bernhard Schoke

Für die Zuschauer wesentlich attraktiver ist die natürlich die Version Nummer zwei. Denn es wird so gefahren, wie „man“ sich landläufig Motorsport vorstellt. Volles Rohr und mit dem Risiko, dass es auch zu mehr als nur dem viel zitierten gegenseitigem Austausches von Farben – heute in der Zeit der nach dem GT-3-Reglement fahrenden Boliden stattdessen farbig bedruckte Folie auf Carbon-Bauteilen kommen kann. Und Letztere sind zwar leicht aber auch richtig teuer.

Langjährige Teamchefs wie Thorsten Schubert, der die BMW im Feld einsetzt, brachte es im Anschluss an das Sonntags-Rennen auf den Punkt: "Ich fühle mich heute an die Materialschlachten früherer Zeiten erinnert – der heutige 8. Lauf wird aufgrund vielen Kollisionen bei den betroffenen Teams richtig teuer aufgrund all der Schäden, die wir heute gesehen haben. Dies hatten wir die letzten beiden Jahre nicht mehr." Hintergrund: Nur 15 der 24 gestarteten Boliden sahen die schwarz-weiß-karierte Zielflagge. Besonders hart traf es das Abt-Team: Beide Lambos von Mirko Bortolotti und Nicki Thiim waren in den Crash direkt nach der ersten Kurve – siehe die umfangreiche Bildfolge in der Galerie – mit dem Schubert BWM von Lokalmatador Wittmann involviert. Resultat: Rote Flagge – Unterbrechung des Rennens, um insbesondere den grünen BMW zu bergen und die zahlreichen Trümmer-Teile nach dem Crash an dem auch der Mercedes Pilot Jules Gounon und Porsche Pilot Schuring beteiligt waren, von der Strecke zu räumen.
Die Sport-Kommissare beurteilten diesen Zwischenfall als typischen Renn-Unfall, der für alle Beteiligten keinerlei zusätzlichen Folgen nach sich zog. Der dann erforderliche Neustart des Rennen verzögerte sich dann aufgrund eines zwischenzeitlich aufgetretenen technischen Problems auf der Strecke nochmals.

Und damit nicht genug: Weitere „Zwischenfälle“ – wie das verlorene Rad von Fabio Scherer – sorgten für kurzweilige Unterhaltung auf den Tribünen und für eine Full Course Yellow Phase auf der Strecke, statt der Windschatten-Spiele, die hauptsächlich die Piloten mögen, weil sie sich damit versuchen sich ein wenig in Szene zu setzen.
Für die „Äbte“ war aber nicht nur der materielle Schaden enorm, sondern es riss damit beim einzigen Stadtrennen der DTM eine außerordentliche sportliche Erfolgs-Serie von mehr als 60 Läufen in Folge in den Punkten. Des einen Leid des anderen Freud:
Mehr als 100.000 Zuschauer sahen ein ausgesprochen interessantes Rennwochenende, dass eben viele Facetten „bediente“, auch wenn der eine oder andere damit haderte. Ganz anders der Gewinner am Sonntag – Thomas Preining im Manthey Porsche: "Ich bin natürlich sehr happy, das war wirklich hart erkämpft heute", freute sich er sich im Anschluss beim live Sieger-Interview. Auch wenn er aufgrund einer noch nicht – an den beiden vorausgegangenen Wochenenden war er bei den 24h Nürburgring und den 24h Spa-Francorchamps am Start – auskurierten Sportverletzung und der Hitze nach der Zieldurchfahrt etwas Hilfestellung von einem Mechaniker brauchte, um seinen Boliden zu verlassen – auch bei austrainierten Spitzensportlern hinterlassen solche direkt aufeinander folgende Einsätze ihre sichtbaren Spuren.

Anschließend ergänzte Preining: „Ich hatte einen super Start, von sechs auf drei, das ist außen recht schwer, aber es hat gut funktioniert und dann war es ein beinhartes Duell mit Jack (Aitken – Anm. d. Redaktion)."Thierry (Vermeulen) haben wir durch die Boxen-Strategie mit dem besseren, weil schnelleren zweiten Stopp überholt und Jack hat mir nichts geschenkt, aber ich glaube, es war fair und super Entertainment für die Fans. Volles Haus hier wie immer und es war schön, dass es eine coole Show gab." Nach dem einzigen Stadtrennen macht die DTM zur Saisonhalbzeit eine kurze Sommerpause, um danach im August schon die zweite und entscheidende Renn-Jahres-Hälfte zu beginnen. Die Fahrerwertung für bis dahin Lucas Auer vor dem Sonntags-Sieger Preining und Samstags-Gewinner Jordan Pepper an – beide nur sieben Punkte hinter dem Kufsteiner.

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