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Mehr Fragen als Antworten

Die entscheidende Saison-Phase begann dort, wo man sie eigentlich erwartet: Auf dem Nürburgring – ausgetragen auf dem sogenannten Sprint- oder kleinen Kurs der Eifel-Rennstrecke. Und die Läufe 10 und 11 brachten vor rund 78.000 Zuschauer nicht nur die richtige Aktion, sondern auch unerwartete Erkenntnisse.

Bernhard Schoke

Ein Rennwochenende in der Eifel, das einmal nicht von den hinlänglich bekannten Wetter-Kapriolen geprägt wurde – Kaiserwetter und hoch-sommerliche Temperaturen an allen Tagen – sondern vielmehr, dass mehr Fragezeichen bei langjährigen Insidern hinterließ, als es Antworten lieferte.

* Dazu gehörte beispielsweise der interne Fahrzeug-Tausch bei McLaren. Timo Glock pilotierte den eigentlichen Boliden vom Team-Kollegen Ben Dörr – wohl auch um den Gerüchten der Bevorzugung des Inhaber-Sohnes entgegen zu treten. Eine Maßnahme, die scheinbar fruchtete, den Glock war Trainings-Schnellster im zweiten Freien Training am Freitag. Bei genauerer Recherche stellte sich dann aber heraus, dass der ehemalige F-1-Pilot einen zweiten frischen Satz Reifen zur Verfügung hatte. Team-Chef Rainer Dörr, der zu seinem Geburtstag am Renn-Sonntag quasi die Pole als Geschenk bekam, erläuterte auf Nachfrage die unterschiedliche Performance mit den jeweiligen Unterschieden beim Reifen-Luftdruck auf die die McLaren beider Piloten ausgesprochen stark reagieren. Dies sei noch von seinem Team detailliert auszusortieren, weil bereits graduelle Veränderungen sich für die Piloten sehr deutlich auswirkten, wie die eigentlichen Renn-Ergebnisse dann bestätigten.

* Stichwort Auswirkungen oder kleine Ursache – große Wirkung.
Ricardo Feller und sein Audi verursachten zu Beginn des FP2 eine Full-Course-Yellow. Hintergrund war laut Land Motorsport ein defekter Drehzahlsensor, der dafür verantwortlich war, dass der R8 vor der letzten Kurve vor Start und Ziel ausrollte, weil das Aggregat kein Gas mehr annahm.

* Fragezeichen – in Form einer geänderten BoP - dann auch nach dem Quali für Rennen 1, dass die Ferraris von Jack Aitken und Thierry Vermeulen sowie den Lambo von Luca Engstler auf den ersten drei Plätzen hervorbrachte. Denn die SRO Motorsports Group als BoP-Dienstleister des ADAC veröffentlichte umfangreiche Änderungen, sprich Einstufungen.

* Konkrete neue BoP „Eckdaten“:
Aston Martin: 1.280 kg/1,37 - 2,03 bar (Ladedruck) +0,0 bis +0,04 bar Drehzahl-abhängig
Audi: 1.305 kg/2 x 36,5 mm (Restriktor)
BMW: 1.300 kg/2,10 - 2,68 bar (Ladedruck) – minus 15 Kilogramm Gewicht
Ferrari: 1.325 kg/1,0 - 2,50 bar (Ladedruck) +15 kg/-0,00 bis -0,06 bar Drehzahl-abhängig
Ford: 1.300 kg/2 x 38 mm (Restriktor) – minus 10 Kilogramm Gewicht
Lamborghini: 1.345 kg/1 x 50 mm (Restriktor) – plus 15 Kilogramm Gewicht
McLaren: 1.290 kg/ 1,10 - 1,81 bar (Ladedruck) – plus 10 Kilogramm Gewicht
Mercedes: 1.355 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor) – plus 20 Kilogramm Gewicht
Porsche: 1.330 kg/2 x 41,5 mm (Restriktor) + 10 kg/+2 mm größerer Restriktor

* Das Samstags-Rennen geprägt von der roten Flagge nach dem Crash von Bortolotti und Rast, der den Ölkühler des Lambos nachhaltig zerstörte, sodass dessen Inhalt sich entsprechend verteilte, sorgte dann auch noch im Nach-Hinein für große Frage-Zeichen aufgrund der Tatsache, dass das Abt Team keinen Ersatz-Motor für Bortolotti dabei hatte. Die Begründung überraschte dann viele: Kein Platz in den beiden Renn-Aufliegern – das Lambo-Team Grasser hatte gleich zwei dabei – des Teams. Die Folge: Eine Direkt-Fahrt aus Kempten zum Nürburgring die kurz vor Mitternacht eintraf bescherte den Mechanikern eine Nachtschicht bis 6.00 Uhr und hatte trotzdem kein happy-end, weil ein Schaden an der Lenkung nicht registriert wurde, die das vorzeitige Renn-Ende verursachte. Aber nicht nur das: Spekulationen über den weiteren Verbleib von Lambo-Werksfahrer Mirko Bortolotti machten nach den Rennen die Runde, der ja bei den 24 Stunden von Spa mit dem Grasser-Team ganz oben auf dem Podium gestanden hatte. Als weitere potentielle Begründung „hörte“ man, dass man bei Grasser in dieser Saison einfach mehr Lambo-Erfahrung hat als die „Äbte“, die aber in 2026 sich egalisieren könnte, wenn bis dahin der neue Temerario zur Verfügung stehen sollte.

*Keine Spekulation sondern Realität war eine weitere „Anpassung“ der
BoP für Sonntag - konkret:
Aston Martin: 1.280 kg/1,37 - 2,07 bar (Ladedruck) – +0,0 bis +0,04 bar Drehzahl-abhängig
Audi: 1.305 kg/2 x 36,5 mm (Restriktor)
BMW: 1.300 kg/2,10 - 2,68 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.325 kg/1,0 - 2,48 bar (Ladedruck – +0,00 bis -0,05 bar Drehzahl-abhängig
Ford: 1.300 kg/2 x 39 mm (Restriktor) – plus 1 mm größer
Lamborghini: 1.345 kg/1 x 50 mm (Restriktor)
McLaren: 1.290 kg/ 1,10 - 1,81 bar (Ladedruck)
Mercedes: 1.355 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)
Porsche: 1.330 kg/2 x 41,5 mm (Restriktor)

* Für Stirn-runtzeln einerseits und eventuell auch Ergebnisse andererseits sorgten die unterschiedliche Performance der BMW-Piloten Rast und Wittmann. Auf Nachfrage meinte Rast dazu: "Ich denke, das ist jetzt der wichtige Punkt, den wir als Team verstehen müssen. Wir beide hatten am Anfang die gleichen Reifen - die aus dem Qualifying, mit gleiche Laufleistung.“ Und fügte dann nachdenklich hinzu: "Ich nehme an, auch ähnlichen Reifendruck". Damit lieferte der am Bodensee lebende Ex-DTM-Champion einen weiteren ergänzenden Hinweis zu der kniffligen Reifen-Einschätzung – über die zuvor auch McLaren Team-Chef Dörr berichtet hatte – über erkennbaren Performance-Unterschiede zwischen dem „blauen BMW M4 GT3 Evo und der "Green Machine" von Wittmann. Zudem fügte er an: "Wir sind vom Set-up her nicht gleich, aber ähnlich. Also müssen wir verstehen, was der Unterschied war. Aber wie berichtet, das ist natürlich situativ, wenn du ein paar Runden hinter jemanden hängst und versuchen musst, dich da vorbei zu kämpfen, ist das nicht so einfach. Das war auch der Hauptgrund, warum wir uns entschieden haben, eher früh zu stoppen, um den zweiten (Reifen) Satz draufzuziehen", ergänzte Wittmann auf entsprechende Nachfrage. Eine Strategie, die sich als gold-richtig erwies: "Von da an hatten wir einen sehr guten Speed auf dem zweiten Satz, sehr stark." Entschieden war das Rennen aber durch einen anderen Faktor – vom Vortag.

* Rast hatte beim zweiten Boxenstopp schon einen Vorsprung von rund zehn Sekunden herausgefahren, die parallel zur nochmals vor dem Sonntags-Rennen geänderten BoP, wieder einen realen „Reifen-Grund“ hatte, wie Team-Chef Torsten Schubert auf Nachfrage erläuterte:
"Wir hatten gestern aufgrund des Unfalls mit Bortolotti mehrere kaputte Felgen und durften während der durch die rote Flagge bedingten Pause den Reifensatz aus dem freien Training nehmen – das ist Reglement-bedingt so, dass man diesen Satz verwenden kann. Die Reifen hatten nur wenige Runden - nur die Felgen waren kaputt. Und die wurden über Nacht auf intakte Felgen montiert und standen am Sonntag somit erneut zur Verfügung. Zuvor wurde hatte DTM-Renndirektor Sven Stoppe den Piloten verkündet, dass man nicht nur erneut die BoP geändert, sondern auch das Reglement „angepasst“ hatte. „Unnötiges Langsam-fahren im letzten der drei Sektoren war verboten. Auslöser für die Änderungen waren die "Blocking"-Vorfälle, die für Chaos und „Stau“ im letzten Sektor gesorgt hatten. Antworten wären in rund zwei Wochen auf dem Sachsenring wieder möglich – oder neue Fragen.

Was gab es sonst noch zu berichten:

*Lucas Auer denkt noch nicht über den Titel nach, sondern strebt aktuell einen Podestplatz in der Gesamtwertung an. "Wenn du dir die DTM über die letzten Jahre anschaust, kannst du ab Red-Bull-Ring strategisch an die Sache rangehen. Jetzt musst du Speed zeigen, gewinnen, auf das Podium fahren und Punkte mit nach Hause nehmen, analysierte er auf Nachfrage.

*Noch vor dem Auftritt in der Eifel sorgte quasi in entgegengesetzter geographischer Richtung ein auf den ersten Blick simpler Testtag von einigen ADAC GT-Masters-Teams für mehr als nur ein Fragezeichen – insbesondere im Hinblick auf den DTM Termin-Kalender 2026: Ort des Geschehens: Der Salzburgring – der in die Alpenlandschaft eingebettete Kurs gilt als potentieller DTM-Kandidat.

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