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Wurz & Le Mans: "Ich bin das Getriebe-Öl"

Der sympathische Österreicher ist seit vielen Jahren ein wesentlicher Bestandteil des Toyota Werkteams in Le Mans und der WEC. Er ist vom ersten bis zum letzten Tag vor Ort und ganz nah dran – die Verbindung zwischen Fahrern und allen Verantwortlichen, wie er im persönlichen Dialog mit dem Autor umfassend erläuterte. Im Zusammenspiel mit dem Team ermöglichte er zudem die optische Umsetzung.

Bernhard Schoke

Wie sieht der Job des nicht nur in der Motorsportwelt bekannten Österreichers im Einzelnen aus?
Was macht er dabei „en detail“ – Fragen und Antworten, die ansonsten nicht mögliche, aber ausgesprochen interessante Einblicke ergeben.

Was sind deine Hauptaufgaben im Toyota Team?
Alexander Wurz: Also das ist nicht mehr so wie früher als es galt, für einige Sponsoren vor Ort da zu sein und das Unternehmen zu repräsentieren. Außerdem habe ich im Zusammenspiel mit den Kollegen der Presseabteilung kommunikative Aufgaben. Dies läuft seit mehr als einer Dekade und ist im Laufe der Jahre von beiden Seiten gewachsen – genauso wie die Entwicklung des Teams an sich. Hier ist eine Teamkultur entstanden, die ich mitentwickelt und eine Rolle eingenommen habe, alle Beteiligten zu unterstützen.

Wie sieht das konkret aus?
Alexander Wurz: Ich muss beispielsweise das Feedback der Fahrer verstehen und es gegebenenfalls für die Ingenieure und Techniker verbal „rüberbringen“, was sie wirklich zum Fahrverhalten des Autos meinen, wenn sie bestimmte Formulierungen verwenden. Hier hilft mir meine persönliche Erfahrung ungemein, da ich ja selbst erlebt habe, wie sich der Renner auf der Strecke in vielen Situationen anfühlt, insbesondere im Grenzbereich. Ich sorge dann dafür, dass dies richtig ankommt und umgesetzt wird, damit alles einfach richtig rund läuft.
Ich bin dann quasi das Getriebeöl, dass dafür sorgt, das alles wie läuft, die Räder perfekt ineinander greifen – auch bei schwierigen Entscheidungen, wie den richtigen Antworten auf die Herausforderungen des Rennverlaufs, wie Full Course Yellow oder Slow Zone Abschnitten.
Dafür habe ich die Kommunikation der Fahrer mit dem Kommandostand an der Fast Pitlane im Kopfhörer, bin mitten drin im Geschehen – von Anfang an.

Wie sieht dann der eigentliche Ablauf aus?
Alexander Wurz: Ich reise gemeinsam mit den Fahrern zur Strecke an und ich bin für sie den ganzen Tag da und kümmere mich auch um Kleinigkeiten, damit sie sich auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren können. Und am Abend gehen wir, an den Tagen vor dem Rennen, auch extern gemeinsam Essen. Wenn wir dann auf andere Fahrerkollegen treffen, hören wir häufig, was wir für eine eingeschworene Gemeinschaft haben. Diesen Team-Spirit umzusetzen – daran habe ich einen Anteil beigetragen, weil ich dazu die Möglichkeit bekommen habe. Und ich reise auch erst nach der Veranstaltung mit dem gesamten Team wieder ab.

Gibt es Details über die du sprechen darfst?
Alexander Wurz: Wir sind ein Team in dem das Miteinander insbesondere auch der Fahrer ganz groß geschrieben wird. In manchen Teams wird ja auf eine gewisse Rivalität der Fahrer untereinander gesetzt. Dies gibt es bei Toyota nicht. ….Wir haben alle in diesen Tagen vor dem Saison-Highlight einen harten Arbeitstag. Wir bringen uns alle gemeinsam ein. Mein Job ist dabei aber auch mal für Trouble Shooting dazu sein oder als Motivator, zuzuhören, die Ruhe zu bewahren, auch wenn quasi um einen herum die Welt zusammenbricht.

Wo ist dann während der Sessions und im Rennen dein Platz?
Alexander Wurz: Ich bin dort, wo sich die Fahrer aufhalten, wo wirklich real alle Daten und Informationen zusammenlaufen. Wir haben dafür direkt hinter dem eigentlichen Boxenbereich, in dem die Renner stehen, unsere Kommandozentrale eingerichtet, in der die relevanten Entscheidungen getroffen werden.

Was trägst du dazu bei?
Alexander Wurz: Ich sehe aufgrund meiner Erfahrung und dem täglichen Umgang schon am Gesichtsausdruck der Piloten ob sie nicht nur okay, sondern wie sie drauf sind – ob einer nervös ist oder ob ein anderer motiviert werden muss. Wir reden miteinander und die Fahrer akzeptieren meine Aufgaben und Einschätzungen. Zu 20 Prozent sagen sie – okay das weiß ich schon. In 30 Prozent der Fälle wird mir dann „interessant“ zurückgespiegelt und in zwei bis drei Prozent – das war jetzt richtig wichtig. Das sind auch mal Kleinigkeiten, aber die können es (bei der Leistungsdichte) eben auch mal ausmachen …
In Summe bin ich dafür da, das die Fahrer ihren Job machen, (Bestleistung) liefern können, täglich, minütlich – wir feiern miteinander und wir suchen das Gespräch, wenn es mal nicht so gut läuft, die Luft dünn wird.

Besten Dank für die ausgesprochen interessanten persönlichen Einblicke und die Chance hinter die Kulissen blicken zu dürfen.
Alexander Wurz: Sehr gern

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