F1 News | 30.04.2002
Todt: "Keine Zauberei - nur harte Arbeit"
Ferrari's Rennleiter Jean Todt bleibt wie immer bescheiden - der kleine Franzose spricht über die neue, goldene Ferrari-Ära und über die Zeit danach...
Michael Trawniczek
"Ich bin immer besorgt..."
Die Formel 1 hat zurzeit ein Dominanzproblem - die Ferrari F2002 sind um rund eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes unterwegs. Nach Imola wurde auch der GP von Spanien von zumindest einem roten Renner beherrscht - allerdings verlief der Renntag für die Scuderia keinesfalls völlig problemlos.Michael Schumacher rollte im Warm-Up mit seinem Einsatzwagen auf der Strecke aus, ein Hydraulikproblem zwang den Deutschen, das Rennen im Ersatzwagen in Angriff zu nehmen. Und bei Rubens Barrichello streikte am Vorstart die Elektronik, der Brasilianer musste das Rennen aufgeben, bevor es gestartet wurde.
Ferrari's Rennleiter Jean Todt erklärt dazu: "Das Warm-Up ist dazu da, um Probleme auszusortieren. Und Rubens hatte einfach Pech. Aber wir waren definitiv nicht hundertprozentig on top und wir müssen hart arbeiten, um noch besser zu werden."
Dass Michael Schumacher das Rennen im "Ersatzwagen" gewonnen hat, will der Franzose so nicht sehen - Todt fragt: "Was ist denn überhaupt ein T-Car? Was bedeutet das? Es geht dabei doch einfach nur darum, einem Auto einen Namen zu geben. Aber die Autos gleichen einander. Der Wagen ist bereits am Vormittag gefahren worden. Da ist keine Zauberei im Spiel, sondern es ist einfach nur harte Arbeit."
Todt bleibt, wie immer, bescheiden - von einer Dominanz will der Mann mit dem Spitznamen "Napoleon" nichts wissen, auch wenn seine Autos eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes sind: "Klar, das ist schon eindrucksvoll. Es hat alles gepasst, wir waren extrem konkurrenzfähig. Wir hatten jetzt vier GP, wo es für uns relativ gut gelaufen ist, aber es sind noch zwölf Rennen vor uns und man sollte das erst am Ende der Saison beurteilen."
Todt scheint während eines Rennens immer ein wenig besorgt zu sein, auch wenn seine Autos dominieren: "Man ist immer in Sorge. Es gab Probleme beim Start des Spanien-GP, aber auch während des 65 Runden langen Rennens machten wir uns trotz der großartigen Dominanz Ferrari's Sorgen, dass wir ausfallen könnten und es keine WM-Punkte geben könnte. Ich gebe zu, dass es eine große Erleichterung war, als Michael über die Ziellinie fuhr."
Auf seine eigene Person angesprochen, verrät Jean Todt: "Das Leben, das ich derzeit führe, ist nicht wirklich nach meinem Geschmack. Aber ich habe nun einmal diese Wahl getroffen. Wenn du einen schwierigen Job gewählt hast, dann musst du den auch erledigen - und es verschlingt eine Menge Zeit, diesen Job auch so gut wie möglich auszuführen."
Deshalb wird selbstverständlich auch in dieser Woche wieder gearbeitet: "Wir testen in Fiorano, Mugello und Monza. Wir müssen testen - die anderen testen auch...". Luciano Burti wird drei Tage lang mit dem alten Auto in Monza seine Runden drehen. Luca Badoer arbeitet Dienstag und Mittwoch in Fiorano. Rubens Barrichello ist Donnerstag und Freitag in Mugello am Werk.
Dass Ferrari derzeit eine große Ära erlebt, kann Todt nicht abstreiten - wirklich genießen wird der kleine Mann seine Lorbeeren erst nach seinem Abtritt: "Sicher, dies ist wahrscheinlich eine erstaunliche Zeit für den Motorsport, aber wir werden das erst später würdigen können. Wenn wir mal zurückgetreten sind, werden wir das hoffentlich auskosten, falls wir dann noch leben...".