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Revolution?

Das Rätselraten rund um den neuen McLaren MP4-18 hat ein Ende, ein erstes Foto verrät das Aussehen, Alex Wurz wird am Mittwoch erstmals testen.

Am Dienstag hat McLaren-Mercedes eine Studioaufnahme des MP4-18 veröffentlicht. Erster Eindruck: Bei der versprochenen Revolution handelte es sich beim besten Willen nicht um PR-Seifenblasen, wie die Konkurrenz gehofft und viele vermutet haben.

Frontflügel mit Wellen-Profil, unglaublich weit nach unten gezogene und schmale Nase, fast schon winzige Lufteinlässe an den Seitenkästen, interessant befestigte Zusatzflügel vor den Hinterrädern, die schmalste Heckpartie, die die Formel 1 je gesehen hat und ein auf den ersten Blick etwas eigenwillig geformter Heckflügel charakterisieren das, was man ohne weiteres als die größte technische Revolution der letzten Jahre bezeichnen kann.

Die "Kiemen" des Ferrari dürften angesichts dieses "Silberpfeils" vorerst niemanden mehr interessieren.

Enges "Packaging" für unglaublich kompaktes Erscheinungsbild

"In dieses Auto ist mehr Forschung und Entwicklung geflossen als in jedes andere, an dem ich bis jetzt gearbeitet habe", erklärte der 44-jährige Design-Guru Adrian Newey stolz. "Es gibt einige ganz klar ersichtliche Veränderungen, zum Beispiel die tiefere Nase und das schmalere Heck. Der MP4-18 ist generell viel kompakter als sein Vorgänger und wir haben alle Elemente sehr eng zusammengepackt, um das zu erreichen."

Die Neuentwicklungen lassen sich dabei nicht auf einen Bereich festnageln, so Newey weiter: "Es gibt einige Veränderungen, die auf die aerodynamische Effizienz abzielen, wir haben die Aufmerksamkeit für Details vergrößert und bei der Konstruktion einige fortschrittliche Materialien verwendet. Mit der Vorgehensweise, die bei der Entwicklung des MP4-18 gemeinsam mit unseren Kollegen von Mercedes-Benz angewendet wurde, drangen wir beim Design so weit ans Limit vor, wie wir konnten, wovon wir uns eine signifikante Leistungssteigerung versprechen."

Der neue "Silberpfeil" ist übrigens das erste Auto, welches ausschließlich im neuen Paragon-Windkanal entstanden ist, und das Design zielt ganz speziell darauf ab, das Potenzial der Michelin-Reifen optimal zu entfalten. Die ersten Simulationsergebnisse sehen laut Newey "vielversprechend" aus, "aber Simulationen sind nicht immer hundertprozentig genau, weshalb wir uns schon auf das Streckendebüt in Paul Ricard freuen."

Wurz testet ab morgen, Stammfahrer erst nach Monaco

Alexander Wurz beginnt morgen das Testprogramm mit dem MP4-18 und wird sich diese Woche auf Systemchecks sowie die Evaluierung der Aerodynamik und mechanischer Komponenten konzentrieren. Im Vordergrund steht dabei die Zuverlässigkeit, auf Zeitenjagd will man noch nicht gehen. Die beiden Stammfahrer werden erst nach Monaco erstmals im neuen Auto Platz nehmen, aber diese Woche sind auch Coulthard und de la Rosa in MP4-17D-Chassis' eingeteilt.

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh kann die Premiere jedenfalls kaum noch erwarten: "Es ist immer ein kribbeliges Gefühl, wenn man ein neues Auto zum ersten Mal testet, aber dieses Jahr ist es sogar noch stärker, weil wir glauben, dass uns mit dem MP4-18 ein ganz signifikanter Sprung gelingen wird. Unsere langfristige Strategie soll uns wieder zu konstanten Siegern machen, was wir durch gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit und Zuverlässigkeit erreichen wollen."

Radikales Grundkonzept birgt auch gewisse Risiken

Im Gegensatz zu Ferrari hat sich McLaren daher auf ein völlig neues Grundkonzept eingelassen, was jedoch auch ein großes Risiko mit sich bringt. Der MP4-18 könnte zur genialen Wunderwaffe werden, aber mit radikalen Konzepten sind in der Vergangenheit auch schon viele Teams gescheitert. Man habe sich aber, so Whitmarsh, "genügend Zeit gelassen, um die gewagten Innovationen einzuführen, gleichzeitig aber das technische Risiko zu managen."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug verriet einige Details zum Triebwerk: "Der FO-110P-V10 ist komplett neu. Der Motor wurde absichtlich so gebaut und stellt ein voll integriertes Element des Fahrzeugs dar. Jeder bei Mercedes-Ilmor in Brixworth und bei Mercedes-Benz in Stuttgart hat unglaublich hart daran gearbeitet, diesen Motor zu entwickeln und gleichzeitig das diesjährige Aggregat zu verbessern. Wir wollen mit dem neuen Motor einen signifikanten Schritt nach vorne machen und zur gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit des Gesamtpakets beitragen."

Schon rein optisch fällt auf, dass es sich auch beim von Mario Illien und Ex-BMW-Mann Werner Laurenz konzipierten Aggregat ebenfalls um eine revolutionäre Lösung handeln muss, da die Form des MP4-18 im Bereich um das Cockpit im Vergleich zum Vorjahr extrem verschlankt werden konnte. Außerdem wurde ein tieferer Einbau erreicht, was eine günstigere Gewichtsverteilung zur Folge hat und – ähnlich wie bei Renault – Vorteile für die Aerodynamik mit sich bringt.

Geringerer Luftwiderstand durch kleinen Querschnitt?

Der Querschnitt des neuen "Silberpfeils" konnte so nicht nur vorne extrem verringert werden, sondern auch rund um die Position des Fahrers. So kann man einen geringeren Luftwiderstand erreichen, ohne dafür den wertvollen aerodynamischen Abtrieb opfern zu müssen, was genau der Spagat ist, der in der Formel 1 derzeit als größtes Erfolgsgeheimnis gilt. Der Schlüssel dazu liegt laut Adrian Newey im "Packaging", weil das Innenleben dank extrem wissenschaftlicher Forschung enger und kleiner gestaltet werden konnte als bei jedem anderen Rennwagen.

Der MP4-18 ist übrigens erst der siebente "Silberpfeil" der Neuzeit, seit sich der Reemtsma-Tabakkonzern 1997 als Hauptsponsor dem McLaren-Mercedes-Team angeschlossen hat. Von den 106 Rennen seit damals hat McLaren insgesamt 33 gewonnen, dekoriert mit zwei Fahrertiteln 1998 und 1999 sowie dem Markenpokal 1998. Dieses Jahr hat man erstmals seit 2000 wieder gute Chancen, Ferrari die Stirn zu bieten.

Ein Datum für den ersten Renneinsatz steht aber nach wie vor nicht fest, wie Martin Whitmarsh bekannt gab: "Wir wollen uns damit – genau wie bei der Entwicklung – Zeit lassen. Wir werden den MP4-18 nicht einsetzen, bis ein nahtloser Übergang vom MP4-17D gewährleistet werden kann." Sprich: Der neue "Silberpfeil" muss erst schneller sein als der alte und vor allem mindestens genauso zuverlässig. Eine Premiere schon in Monaco scheint daher ausgeschlossen.

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