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Schumi spaltet die Gazetten

Die internationalen Schlagzeilen zu Michael Schumachers Rekord-Titel in der Formel 1, nicht alle stimmen in die Lobeshymnen mit ein.

Michael Schumacher spaltet die F1-Fans schon seit langem in zwei Lager. Jene die ihn für den Besten aller Zeiten halten und diejenigen die ihm eher kritisch gegenüberstehen. Von den reinen Fakten her ist Schumacher wirklich der Beste der je in der Formel 1 um Punkte mitgefahren ist.

Sechs WM-Titel und 70 Siege sprechen wohl für sich. Dennoch können sich nicht einmal internationale Journalisten darüber einigen ob Schumacher jetzt der Größte Rennfahrer aller Zeiten ist oder nicht. Hier ein kleiner Überblick:

Andrew Baker, Daily Telegraph, Großbritannien:
Wir haben seine zum Markenzeichen gewordene Kombination aus Rücksichtslosigkeit und Durchtriebenheit immer wieder gesehen. Die Reifenspielereien bekräftigten die Überzeugung unter den anderen Teams, dass Ferrari zu oft und zu gut auf Politik setzt um es einem Gegner zu erlauben sich zu etablieren. Daraus resultiert ein Verlust an Respekt für das beste Team und den besten Fahrer in diesem Sport.

Kevin Garside, Daily Mirror, Großbritannien:
Jene die gegen Schumacher argumentieren, weisen auf den Mangel eines konkurrenzfähigen Teamkollegen während seiner ganzen Karriere hin, aber diese alte Kastanie wird zunehmend schwieriger zu übertrumpfen.

The Times, Großbritannien:
Der Mann der ohne Zweifel der beste Fahrer aller Zeiten ist, rempelte sich um den Kurs in Suzuka mit der ganzen Finesse eines Ballettänzers der zwei linke Füße hat und riskierte sogar einen Familienaufruhr als er sich, in der Verzweiflung den einen Punkt, den er für seinen Titel brauchte zu holen, vor seinen Bruder Ralf zwängte.

Gazzetta dello Sport, Italien:
Michael du bist einer von uns! Unsere Nationalhymne wurde für dich 50 Mal gespielt, öfter als für irgendeinen anderen Athleten in unserer Geschichte. Nur du konntest so erfolgreich sein, weil es in dieser Generation keinen anderen Fahrer gibt der deine fahrerischen Fähigkeiten, dein taktisches Wissen und deine einzigartige Art das Auto zu verstehen hat. Jetzt bist du einer von uns. Ein Fahrer mit Herz, teutonischem Perfektionismus und holpriger italienischer Aussprache.

Corriere dello Sport, Italien:
Die alleinige Legende. Schumacher hat es geschafft seine größte Herausforderung zu gewinnen – Fangios Rekord zu schlagen. Sie haben versucht die Regeln zu ändern um Ferrari langsamer zu machen, aber es machte nichts. Eine Weltklasseartist in einem Weltklasseteam hat sich wieder einmal durchgesetzt – funkelnd.

Bild Zeitung, Deutschland:
Ja, ja, ja! Jetzt ist er Rekordweltmeister. Schumi holt 6. Titel.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Deutschland:
Nummer sechs, na und? Einer mehr in der Sammlung. Muß man deshalb innehalten, eine Gedenkminute einlegen, weil der alte und neue Weltmeister nun allein vorne steht? Sechse, das hat noch keiner geschafft. Bei Schumacher wird die Zahl wohl nichts ändern. Sagt er selbst. Der Rheinländer bleibt seinem Typ treu: Ehrgeizig, professionell, umgänglich, sachlich, zielstrebig. Es gibt höchstens ein neues Ziel. Nach der Sechs ist nun die Sieben an der Reihe.(…)

Becker hat man verlieren, fighten und dann doch noch zum Sieg hechten sehen. Aber Schumacher? Die Formel 1 hat dicke Statistiken angelegt, damit man nachlesen kann wie gut einer ist oder war: Ewige Zahlenkolonnen als Ersatz für mangelnde Nähe. Und was bleibt haften? Bei Schumachers Gegnern wohl für immer zuerst das Foul von Jerez 1997 im Kampf gegen Jacques Villeneuve. Ein Fehler, den der Rheinländer längst bereut hat. Beim übrigen Publikum vermutlich mehr als jede andere Saison das Jahr 2003.(…)

Eine Szene aber gibt die Antwort auf die Frage, warum der 34jährige Rheinländer zum sechsten Mal Weltmeister geworden ist. Es war in der 23. Runde des Großen Preises von Österreich. Der Chefpilot biegt als Führender zum Tanken und Reifenwechseln in die Box. Sekunden später steht die Motorhaube in Flammen. Hektik bricht aus. Die Feuerwehrleute unter den Ferrari-Mechanikern greifen zum Handlöscher. Schumacher beobachtet das Feuer im Rückspiegel. Er bleibt einfach sitzen, mittendrin in seinem Feuerstuhl, seelenruhig. Das Bild wirkt wie ein Stilleben im größten Trubel. Plötzlich wird vieles klar. Nach den Löscharbeiten fährt er weiter, siegt, gewinnt zehn Punkte. Das ist der Unterschied zwischen all den hervorragenden Piloten und einem Champion. Und deshalb ist der sechste Titel weit mehr als ein Eintrag ins Buch der Rekorde.

Kleine Zeitung, Österreich:
Ums Haar wäre es der Formel 1 doch noch gelungen, Michael Schumacher als Weltmeister wegzureformieren. Im allerletzten Augenblick hat es funktioniert, dass im Qualifying plötzlich einsetzender Regen die Startaufstellung richtig schön durcheinander würfelte. Schumachers 14. Startplatz gestern in Suzuka war sein schlechtester des ganzen Jahres, was ihn tatsächlich beinahe den WM-Titel gekostet hätte.

Wie sich unter dem Strich der 16 Rennen auch der heuer eingeführte neue Punktemodus deutlich für die Verfolger und gegen Schumacher gerechnet hat. Ohne Aufwertung des 2. Platzes hätte ihm z. B. Kimi Räikkönen gar nie so bedrohlich auf die Pelle rücken können. Mag es ausgleichende Gerechtigkeit sein, dass Schumacher gestern um einen Platz zu weit vorne war, um nicht Weltmeister zu werden und Räikkönen um einen Rang zu weit hinten, um den Titel zu holen. Und mögen Schumacher und Ferrari heuer auch nicht mehr ganz so souverän gewesen sein.

Aber das Bild der Formel 1 wäre zu sehr verzerrt worden, wenn Räikkönen bei nur einem Sieg mit sieben zweiten Plätzen die sechs Siege von „Schumi“ wertlos gemacht hätte.

Kronen Zeitung, Österreich:
Michael Schumacher ist zum sechsten Mal Formel-1- Weltmeister. Mit seinem achten Platz beim Saisonfinale in Suzuka sicherte sich der Kerpener am Sonntag in Suzuka nach 1994, 1995, 2000, 2001 und 2002 erneut den Titel und überholte damit den Argentinier Juan Manuel Fangio als Rekordchampion. Wer am Sonntag früh genug aufgestanden ist, hat Formel1-Geschichte gesehen!

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