Formel 1: News | 12.12.2004
2000 Menschen demonstrierten für eine zweite Chance
Am Sonntagmorgen wurde in Spielberg für das abgesagte Red Bull-Projekt demonstriert - bei eisiger Kälte waren rund 2000 Befürworter gekommen.
Mindestens 2000 Teilnehmer haben die Organisatoren der heute in Spielberg abgehaltenen Demonstration für den Erhalt des Red Bull-Projekts auf dem Gelände des ehemaligen A1-Rings erwartet – diese Zahl dürften Sie fast erreicht haben.
Dass es nicht viel mehr wurden, lag vielleicht am etwas ungünstigen Termin. Der dritte Advent-Sonntag, acht Uhr früh, Temperaturen unter Null - wer liegt da nicht noch lieber im Bett? Wie auch immer – der steirische Tourismusverband meldete, es seien immerhin „zahlreiche Demonstranten zu unchristlicher Zeit“ in Spielberg erschienen. Dort wurden Sie mit heißem Tee, alkoholfreien Getränken und natürlich dem Energy Drink verköstigt...
„Bitte Red Bull – verlass uns nicht!“ war auf einem riesigen Transparent zu lesen. Mädchen mit Hörnern aus Red Bull-Dosen wurden gesichtet. Selbst gebastelte Red Bull-Kappen und Helme, eine Riesen Red Bull-Dose, ja sogar selbst gebastelte Red Bull-Rikschas waren zu sehen. Auf anderen Transparenten konnte man lesen: „Gebt der Jugend eine Chance!“ oder „Death Bull nein, Red Bull ja! Nur lebende Bullen verleihen Flügel!“ oder aber, etwas komplizierter: „Eurofighter Nein Danke, ab nach Wien. Red Bull nach Spielberg. PS: Wir stehen hinter dir!“. Oder ganz einfach: „Didi, du bist unser Held!“ Bei den Parkplätzen arbeiteten Ordner mit T-Shirts, über dicken Anoraks getragen, mit der Aufschrift: „Wir haben nur einen Wunsch: Projekt Spielberg!“
Zahlreiche Redner appellierten an die Politiker und auch an Dietrich Mateschitz, das geplante Großprojekt mit Motorsportakademie und Flugzentrum doch noch in der ansonsten wirtschaftlich maroden Region aufzubauen. Nach einem negativen Umweltbescheid hat Mateschitz das Projekt bekanntlich für beendet erklärt. Mateschitz war lediglich in Form von zahlreichen Bildern vor Ort, persönlich kam er nicht zu der Kundgebung.
Der Industrielle Gilbert Frizberg sagte in seiner Rede: „Lieber Dietrich Mateschitz, schau und hör dir das da an, du bist willkommen.“ Der frühere Nationalratsabgeordnete forderte speziell ausgebildete Beamte für die Bewilligung eines „so großen Projekts“. Möchte man die 700 Millionen Euro-Investition in der Steiermark haben, dürfe man kein kleinliches Hickhack untereinander abhalten...
Nicht nur Politiker - die steirischen Landespolitiker waren zahlreich erschienen, auch der Präsident der steirischen Wirtschaftskammer war unter den Demonstranten - hatten das Wort. Die beiden Motorsportler Gustl (Motorrad) und Bernhard (Formel 3000) Auinger erklärten, es gehe darum, der Jugend eine Chance zu geben. Emotional wurde die Ansprache von Fredi Wascher, seines Zeichens Geschäftsführer des Tourismusverbandes in der Region Murtal – er sagte: „Wir haben einen positiven Menschen zutiefst verletzt und wollen uns in aller Form entschuldigen. Herr Mateschitz, bitte geben Sie uns eine zweite Chance!“
Wie es nun weiter gehen soll, weiß niemand wirklich – die Politik versucht, einen Weg zu finden, das abgelehnte Projekt doch noch bewilligen zu können, zugleich muss der verärgerte Dietrich Mateschitz umgestimmt werden. Kein leichtes Unterfangen. Möglich wurde der negative Bescheid durch ein 20 Jahre altes Umweltgesetz, welches zwei Bürgerinitiativen nützten und Beschwerde einlegten. Das geplante Motorsportzentrum sei zu laut, die Umwelt würde zu stark belastet werden, schloss der Umweltsenat aufgrund der bestehenden Gesetze. Die steirische Landesregierung soll entsprechende Gutachten und Bedenken ignoriert haben und damit nicht unwesentlich am Scheitern des Projekts mitschuldig sein.
Zum Thema Umweltschutz hat jener LKW-Fahrer, der die riesige Red Bull-Dose am Hänger hatte, seine eigene Theorie: „Umweltschutz? Sicher doch, wenn's so weitergeht, stirbt die Region aus und keiner ist mehr da, der sie verschmutzen kann.“